zelne nur unvollkommen zur Anschauung gelangt. Den kühn nach
aufwärts strebenden Nadelhölzern, die in den Forsten der gemässigten
Zone so gewöhnlich sind, kommt die Höhe der Bäume nicht
gleich, deren verzweigte Kronen zu einem düsteren Laubdach sich
verflechten. Von grösserer Bedeutung ist die Dicke ihres Stamms,
wenn es darauf ankommt, ein mächtiges Zweiggerüst zu unterstützen.
Das durchschnittliche Höhenmaass der gemischten Bestände in den
tieferen Regionen Javas beträgt nach Junghuhn21) nur 70—80 Fuss;
einzelne Bäume ragen um ein Drittel oder Viertel, der Rasamala
(Altingia excelsa) um das Doppelte aus den übrigen hervor und sie
gewähren, aus der Ferne betrachtet, den Anblick von terrassenförmig-
geordneten Laubkronen, sie bilden hier den »Wald über dem Walde«,
wie Humboldt über ähnliche Erscheinungen in der Physiognomie des
amerikanischen Urwalds sich ausdrückte. Bei starken Individuen
des Rasamala, der, den Platanen verwandt, unter allen Bäumen der
Monsunflora, an Höhe des Stamms (160 Fuss) seines Gleichen sucht
und nur von demGurjun, einer Dipterokarpee inChittagong (.Diptero-
carpus turbinatus: über 200 Fuss) übertroffen zu werden scheint, findet
man den säulenförmigen Stamm gegen sechs Fuss dick, ohne dass er
unterhalb der Krone, in einer Länge von fünfzig bis sechzig Fuss
sich erheblich verjüngt. Hier ist die grösste Festigkeit die Bedingung
der Tragkraft, die bei der tief herabreichenden Verzweigung
der Bombaceenform durch unförmliche Anschwellung des Holzkörpers
erreicht wird. Viel allgemeiner sind die dem gleichen Zwecke dienenden
Holztafeln oder in senkrechter Richtung vorspringende Leisten
am Grunde der tropischen Baumstämme, deren Bildung Mohl23)
sinnreich davon ableitet, dass der im Bast herabsteigende Bildungssaft
da gestaut wird, wo er in die horizontal ausgebreiteten Wurzeln
übergeht. Diese tafelförmigen Auswüchse des Stamms sind schmal
wie Bretter, aber nach abwärts in radialem Sinne bis zum Boden
erweitert, von einer Grösse, dass Tischplatten daraus verfertigt werden
können. Ihre stützende Tragkraft, welche in anderen Fällen
durch die frei vom Stamm sich ablösenden Luftwurzeln ersetzt wird,
tritt erst dann in Thätigkeit, wenn der Baum ein gewisses Alter erreicht
hat, wenn die Last der Krone wächst, nun aber auch das
reichlicher entwickelte Laub so viel mehr Masse von plastischen
Stoffen erzeugt: dann erst beginnen die Holztafeln sich auszubilden.
Die Wirkungen sind demnach durch das in einander greifende Wachsthum
der verschiedenen Organe von selbst gegeben. Hier aber
können wir neben der entwickelungsgeschichtlichen auch die der
Aussenwelt zugewandte Richtung des organischen Lebens erkennen,
die uns überall begegnet, aber nicht immer als gleichberechtigt verstanden
wird. Auf der einen Seite verfügt der Organismus über
geeignete Mittel zur Erhaltung seines Wirkens, auf der anderen erreicht
er Zwecke, die der Entwickelung der Organe fremdartig sind.
Denn alle diese Einrichtungen, den Bäumen feuchter Tropenklimate
eine grössere Festigkeit des Stamms zu verleihen, stehen mit ihren
Lebensbedingungen insofern in Beziehung, als der Boden, in welchem
sie wurzeln, in weit höherem Grade von den intensiven Niederschlägen
durchweicht ist als in der gemässigten Zone2*). Zugleich
häufen sich durch die grössere Laubfülle seine humosen Bestand-
theile. durch welche die Feuchtigkeit zurückgehalten wird. Und
doch müssen die Bäume, deren Wurzeln daher zui Haltbarkeit des
Stamms weniger beitragen können, in der nassen Jahrszeit täglichen
Gewittern und den heftigsten Orkanen, die sie begleiten, Widerstand
leisten. Diesen feindlich bedrohenden Kräften der unorganischen
Natur begegnet der Organismus durch die verschiedensten Richtungen
des Wachsthums, durch Erweiterung des Stammumfangs, erhöhte
Härte des Holzgewebes, durch die wie Strebepfeiler wirkenden Holztafeln
oder durch die Luftwurzeln. Um hier das zum Waldschutz
Erforderliche herzustellen, kann die Höhe des Stamms bis zu einem
gewissen Grade beschränkt werden, insofern die Masse der verwendbaren
Bildungsstoffe in jedem Falle eine begrenzte, von dem
Umfange der Belaubung abhängig ist. Im Jungle ist die Thätigkeit
der Blätter durch die Feuchtigkeit gesteigert, in den Savanen auf
das Nothdürftige eingeschränkt, und in diesem Verhältniss verringert
sich auch die Höhe der Savanenbäume, die, von unansehnlichem
Wuchs, selten höher als 30 Fuss werden21).
Zu den merkwürdigen Erscheinungen einer bestimmten Richtung
des Bildungstriebs, wodurch die Befestigung der Bäume am
Boden gesichert wird, gehören die Gerüste von Luftwurzeln, die bei
den Banyanen- und Mangroveformen die Laubkronen stützen und
unter einander organisch verbinden. Das Eigenthümliche besteht
darin, dass hier die verholzenden Luftwurzeln nicht aus der Seitenfläche
des Stamms entspringen, sondern von den Zweigen senkrecht
nach abwärts wachsen. Bei der Banyane Hindostans (Ficus indica),
welcher eine Reihe anderer Arten -von tropischen Feigenbäumen sich
anschliessen, bleibt der Hauptstamm schwach und bis zu seinei Ver