wird, so erinnert die V eg e ta tion der K a lah ari doch nur selten an die
Oede der Sahara. E in g rosser T h e il des Tafellandes ist mit Holzgewächsen
bedeckt, in gewissen Gegenden kommen Savanen vor,
deren Graswuchs denen Nubiens nicht nachsteht, und wo der nackte
Wüstenboden jede s organischen Bildungstriebes beraubt scheint,
harren nur die überall verborgenen K e im e des befruchtenden Regens,
um sich zu entwickeln. Die einzige Landschaft, die wahrscheinlich
nirgends zum Weidegrunde sich eignet, ist die Küstenregion, die,
bald aus lockeren Sanddünen gebildet, bald nackt von anstehendem
F e lsgestein, das Bild der S ah a ra wiederholt und nur eine äusserst
dürftige Veg e ta tion, hier und da ein wenig verkümmertes, niedriges
Gebüsch von graugrüner F ä rb u n g oder ärmliche Grashalme erzeugt
x4) . Und doch hat g erade dieser regenlose Landstreifen in der
Welwitschia die merkwürdigste Pflanzenform des ganzen Gebiets geliefert,
d ie , durch eine meisterhafte Monographie erläutert *5), uns
nun als eins der höchsten Kunstwerke erscheint, welches die organische
Natur unter den ungünstigsten Bedingungen und mit den einfachsten
Werkzeugen geschaffen hat.
Doch haben wir hier nur die klimatische S e ite dieser Organisation
zu besprechen, und hiefür ist es sogleich charakteristisch, dass
das Gewächs, welches von den Eingebornen am K a p Negro Tumbo
genannt wird, von Welwitsch gerade hier in S ü d -B en gu e la ( i6 ° S . B.)
entdeckt ward, wo die R eg en losigk e it der K ü s te beginnt. E in e völlig
dürre E b en e , 6 g . Meilen landeinwärts von der Hafenstadt Mossa-
medes ( 15 0) , trug ausser der Welwitschia nur weniges Gras und
keine andere V eg e ta tion . D e r zweite bekannte Standort liegt im
D am a ra -L an d e , wo A nde rsson und B a ines die Welwitschia in der
Nähe der Walfischbai und weiter südwärts (23— 250 S . B.) beobachteten.
Neben der Walfischbai mündet der periodisch fliessende
Sw ak o p -F lu s s , an dessen Ufern das Gewächs üppiger gedeiht. Regen,
berichtet Andersson, fällt au f dasselbe selten oder niemals herab.
E s wird daher dessen mächtige, grösstentheils unterirdische Holzmasse
durch das Grundwasser des F lu sse s, sowie durch die reichlichen
Thauniederschläge ernährt, welche der K ü s te des Damara-
L an d e s eigen sind und, jed e Nacht den Boden befeuchtend, nur
durch die Winternebel unterbrochen werden, die ebenfalls die Pflanze
feucht erhalten. Berücksichtigt man zugleich die tropische Gleich-
mässigkeit der Temperatur dieser Wüsten küste, so bestehen die
äusseren L ebensbedingung en der Welwitschia darin, dass sie
ununterbrochen veg etiren k an n , ohne durch irgend einen erheblichen
Wechsel der Jahreszeiten, weder durch K ä lte noch T ro ck en heit
zu periodischem Stillstand ihrer Bildungsprocesse genöthigt
zu sein.
A ls Pflanzenform schliesst sich die W e lwitsch ia , die zu der
Familie der Gnetaceen gehört und also systematisch der in der Sahara
einheimischen Gattung E p h ed ra zunächst verwandt ist, durch ihre
vegetativen Organe an die Zwergpalme, indem ihre Holzmasse keilförmig
in den E rd b od en eingesenkt ist und, wie eine flache T a fe l
oder Tischplatte, nur wenige Z o ll hoch aus dem B o d en hervorragt.
Aber im A lte r übertrifft sie, da ihr transversales Wachsthum nicht,
wie bei den monokotyledonischen Holzgewächsen, beschränkt ist, die
Zwergpalmen bedeutend durch die horizontale Entwickelung ihrer
Holzmasse, deren Umfang zuweilen 12 bis 14 F u s s erreicht. Das
Merkwürdigste in der äusseren Organisation der Welwitschia aber
besteht darin, dass sie während einer, wie behauptet wird, hundertjährigen
Daue r ihres L eb en s und stetigen Wachsthums überhaupt
ausser den Fruchtzapfen nur zwei schilfähnliche, schlaff niedergestreckte,
aber unvergängliche Blätter erzeugt, die aus den eingefurchten
Seiten des Holzkörpers entspringen. D ie s sind die
Samenblätter selbst, durch deren ungestörte T hätigkeit die Ernährung
des ganzen Organismus beschafft werden muss, die bei allen übrigen
Pflanzen an die unaufhörliche Erneuerung des L au b e s geknüpft ist.
Wie diese beiden B lä tte r schon bei der K e im u n g des Samens anfangen
auszuwachsen, so verhält sich auch nach der Gewebbildung des
Holzkörpers die Weltwitschia wie ein Gewächs, das auf den einfachen
Entwickelungsnormen einer eben erst keimenden Pflanze während
ihres ganzen L eb en s stehen bleibt. Denn die überaus grosse F e s tig keit
ihres Stammkege ls beruht nicht, wie es sonst an Organen g e schieht,
die für eine lang e Fortdau er angelegt sind, auf dem Wachsthum
des Holzgewebes, sondern auf der zunehmenden K ohäsion des
in den jugendlichen Pflanzen vorwaltenden Parenchyms, die durch
Massen von eingelagerten Ka lksa lzen gesteigert wird.
Alle diese Eigenthümlichkeiten der Organisation sind nun nach
den klimatischen Bedingung en zu beurtheilen, unter denen die Welwitschia
lebt. F r a g t man, warum die Blätter eines Baums sich erneuern
, so liegt bei periodischem L au b ab fa ll die Ursache äugen
scheinlich d a rin , dass die K ä lte oder Dürre während des Winterschlafs
von diesen zarteren Organen nicht ertragen wird. A b e r auch