Artemisien den gleichen Bildungstypus wiederholen und die Gräser
zurücktreten. Wie daher Spanien sich durch besondere Pflanzenformen
auszeichnet, so ist auch der Charakter der Steppe ein eigen-
thümlicher, und mehr als ein Dritttheil der Halophyten besteht nach
Willkomm’s Aufzählung aus endemischen Arten. Er führt acht
Stauden oder Halbstäucher und eine perennirende Graminee (Lygeum)
an, die durch ihr geselliges Wachsthum auf dem anstehenden Gyps
für sich grosse Räume ausfüllen. Unter diesen sind zwei Artemisien,
sodann einzelne Arten von Cistineen [Helianthemum squamatum),
Caryophyllcen (Gypsophila), Leguminosen (Ononis crassifolia), Synan-
thereen (.Zollikoferia), Labiaten (.Sideritis) und Chenopodeen (Salsola).
Sie wachsen in polsterförmigen Büscheln, und zwischen ihnen schimmert
der weisse Boden hervor, über den sie, wie schwärzliche Flecken,
ausgestreut sind. Noch öder wird die Steppe, wo die Erdkrume
lehmig oder sandig ist und statt dieser geselligen Pflanzen die Vegetation
sich so vereinzelt und so verkümmert ist, dass sie »schon in
geringer Entfernung dem Auge sich gänzlich entzieht« und man auf
weiten Räumen nichts gewahrt als die Farbe des Erdreichs. Zwischen
den nackten Gypshügeln vegetiren endlich in den sumpfigen
Thalgründen, wo das Natriumsalz sich sammelt, die geselligen Halophyten,
mannigfaltige Chenopodeen und Staticen, die ersteren zum
Theil strauchartig, gerade wie am Seestrande, unter ihnen auch die
beiden blattlosen Succulenten (Salsola) und ein sonderbares, niederliegendes
Holzgewächs, dessen gegliederte Aeste sich kaum einen Zoll
hoch über den Boden erheben (.Herniaria fruticosa). Von etwa 160 Halophyten,
welche die spanische Salzsteppe bewohnen, hat die Mehrzahl
ein fahles, bleiches Grün oder ähnliche unbestimmte Farbentöne,
die durch verschiedenartige Bekleidungen der Epidermisbedingt sind,
durch kleine Schuppen oder einen mehligen Anflug auf den Blättern,
oder auch eine wachsartige Sekretion. Es leuchtet ein, dass dies
Schutzmittel gegen die Verdunstung sind, es ist derselbe Zweck, der
bei der Chenopodenform durch die succulenten Blätter angedeutet ist
und hier, wie anderswo nachzuweisen, durch den Salzgehalt des
Safts erreicht wird. Die fünf grösseren Steppen, welche Willkomm
in Spanien unterscheidet, vertheilen sich , indem sie von dem Auftreten
der Gypsformation abhängen, ziemlich unregelmässig über die
östliche Hälfte der Halbinsel. Nur zwei, die von Kastilien und Granada,
gehören dem Hochlande an, die drei anderen liegen in den
Tiefebenen von Aragonien, Murcia und Nieder-Andalusien. Die
ersteren haben daher den strengeren Plateauwinter, die letzteren
nicht, und doch ist in beiden Fällen der Vegetationscharakter der
nämliche: nur von der andalusischen Steppe im Osten von Sevilla ist
dieses noch ungewiss. Von den klimatischen Momenten ist daher nur
die Trockenheit der Luft ein diesen Gegenden gemeinsames Verhält-
niss, von der ungleichen Wintertemperatur des Hoch-und Tieflands
sind die spanischen Halophyten unabhängig und erscheinen nur durch
den Natriumgehalt der Erdkrume an ihre Oertlichkeit gebunden.
Aber auch so trockene Landschaften kehren bis Anatolien und Russland
nicht wieder, ja die Gypsformation selbst, die in so vielen
Gegenden der Erde, wo die Verdunstung gross und der Abfluss des
Wassers zum Meere gehemmt ist, die Natriumsalze begleitet, kann
als eine geologische Nachwirkung des trockenen Klimas aufgefasst
werden. Die Steppenformationen sind daher in Südeuropa eine Eigen-
thümlichkeit Spaniens und nur den ähnlichen Vegetationsbedingungen
an den Grenzen der algerischen Sahara geographisch näher
gerückt.
Von den übrigen Formationen, von denen einige, wie die der
Zwergpalme, schon früher erörtert, andere auf zu beschränkte Räum-,
lichkeiten angewiesen sind, um in der Physiognomie der Landschaften
bedeutend wirken zu können, verdienen nur noch diejenigen einen
umfassenden Ueberblick, die unter dem Einflüsse des Menschen erst
entstanden sind. Bei dem Anbau der im Grossen kultivirten Gewächse
fallen zunächst die Vortheile der längeren Vegetationsperiode
ins Gewicht. Hierauf beruht das Ueberwiegen der Baumkultur,
welche die bebauten Fluren aus der Ferne bewaldet erscheinen lässt,
hierauf bei den Cerealien die Möglichkeit nicht bloss, in demselben
Jahre wiederholte Ernten zu erzielen, sondern auch die Einführung
von Gewächsen, die diesseits der Alpen nicht mehr zur Reife gelangen.
Die Hauptgetraide-Arten sind in Südeuropa der Weizen und
der Mais. Während die Weizenäcker bald wieder brach liegen und
in vielen Gegenden eine Nachfrucht zulassen, erheischt der Mais eine
längere Entwickelungszeit. Denn wiewohl diese Pflanze in ihier
amerikanischen Heimath durch leichte Akklimatisationsfähigkeit vor
allen übrigen Cerealien hervörragt und Spielarten erzeugt, welche
die kurze Vegetationsperiode Kanadas ertragen, gedeiht sie in
Europa nur innerhalb des Weinklimas. Aehnlich scheint es sich
mit dem Reis zu verhalten, von dem in China eine Spielart, der
Bergreis, in drei Monaten reif wird, dessen Anbau in Europa nicht
0 - 7
G r i s e b a c h , Vegetation der Erde. I. 2. Aufl. 2 1