allen Richtungen gieichmässig schaffenden, erneuernden, künstlerisch
bildenden und über dem Unorganischen ruhenden Organisationskraft
die Vorstellungen des Menschen über seine Bestimmung so tiefsinnig
ergriffen hat.
Einer solchen Mannigfaltigkeit von Vegetationsformen, die in
den feuchten Klimaten Indiens vereinigt sind, stehen die dürren
Landschaften um so dürftiger gegenüber. Da dieselben den grössten
Theil Vorderindiens einnehmen, so ist der Gegensatz dieser Halbinsel
gegen den immergrün bewaldeten Archipel auch geographisch
höchst bedeutend und würde zu einer Trennung beider Florengebiete
auffordern, wenn sie nicht durch Hinterindien, sowie durch die
feuchten Landschaften des Himalaja, der Küste von Malabar und in
Ceylon so innig verknüpft wären. In den meisten Gegenden Hindo-
stans hat der Reisende, dem die üblichen Vorstellungen von den
Reizen tropischer Natur geläufig sind, nur den Eindruck getäuschter
Erwartungen, der höchstens in der kurzen Regenzeit oder unter den
Kulturbäumen der Ortschaften gemindert wird. Selbst die Savanen-
gräser, die im tropischen Afrika näher zu betrachten sind, wo sie
die Physiognomie des Erdtheils bestimmen, und die in Südamerika
mit einem reichen Schmuck von blühenden Stauden gemischt wachsen,
haben auf dem Festlande Asiens eine geringe Bedeutung und
erscheinen auf dem Archipel in höchster Einförmigkeit28). Hier
bestehen dieSavanen gewöhnlich nur aus dem Alanggrase [Imp er ata
cylindrica) , welches drei bis fünf Fuss hoch Halm an Halm wie auf
einem Getraidefelde entwickelt und, wiewohl es jeden anderen
Pflanzenwuchs zu verdrängen vermag, doch vielleicht nicht einmal
einheimisch ist, indem dessen Wohngebiet ganz Afrika und die Küsten
des Mittelmeers umfasst. Auf sumpfigem Boden weicht es in Java
zwar dem acht bis zwölf Fuss und zuweilen noch weit höher wachsenden
Glaga-Schilf (Saccharum spontaneum), aber auch diese Graminee
wird kaum von anderen tropischen Pflanzenformen begleitet24). Den
Bedingungen nachzuforschen, wodurch ausserhalb des Bereichs der
Junglewälder die Vegetation des tropischen Asiens den übrigen Erd-
theilen an bedeutenden Bildungen nachsteht, ist die Aufgabe des
nächsten Abschnitts.
Vegetationsforrnationen, Die Mischung der Vegetationsformen,
wodurch der indische Junglewald zu einem undurchdringlich
den Raum erfüllenden und sich gegenseitig stützenden Dickicht wird,
gelangt nur da zu ihrer vollständigen Entfaltung, wo Feuchtigkeit
und Wärme einen hohen Grad erreichen und in einer gewissen Gleich-
mässigkeit über alle Jahrszeiten vertheilt sind. Es wurden daher
der bisherigen Darstellung dieser Formation vorzugsweise die Inseln
des Archipels zu Grunde gelegt, wo diese Bedingungen am reinsten
in die Erscheinung treten. Aber auch auf den beiden kontinentalen
Gliederungen des Monsungebiets, auf der vorder- und hinterindischen
oder der hindostanischen und malayischen Halbinsel, wo die eigent
liehen Regenzeiten von kürzerer Dauer sind, begegnen uns m gewissen
Landschaften dieselben klimatischen Verhältnisse, wenn die
Niederschläge auch während des trockenen Monsuns nicht ganz aus-
bleiben und der Saftumtrieb niemals völlig unterbrochen wird. Die
Nähe des Meers mit dem täglichen Wechsel der Küstenwinde das
Relief des Bodens, welches die Luftströmungen in vertikalem Sinne
ablenkt, können dazu beitragen, aber auch den Wäldern selbst ste en
durch ihren Einfluss auf die Temperatur und Verdunstung die Mitte
zu Gebote, eine übermässige Dürre fern zu halten und sich in ihrem
Bestände zu sichern. So ist es möglich, dass unmittelbar an verödete
Landschaften der üppigste Tropenwald sich anschliesst. A
Busse des Himalaja, wo die indische Ebene an den Jungle des erai
grenzt, ist der Uebergang plötzlich und unvermittelt,' zu vergleichen,
sao-t Hooker32), mit dem Meer und seinen Küsten, keine Vegetationsgrenze
bis zum ewigen Schnee sei schroffer abgeschieden als diese
mit welcher die Flora der Gebirgswälder beginnt. Der Terai beste i
aus flachen Terrassen> 5 0 - 1 0 0 0 Fuss) , wo die Bergstrome in
das Flachland eintretend, ihr Gefälle mässigen, eine Diluvialmarsch - ),
auf deren leichtem Geröllboden die Sal- und Sissoobäume [Shorea
und Dalbergia Sissoo) über Bambusen und Zwergpalmen sich erheben,
wo der Jungle wie eine dunkle Waldlinie am Rande der nackten
Ebene Bengale« aus weiter Ferne sichtbar ist. Diese bewaldeten
Kiesterrassen umsäumt eine sumpfige Niederung, die jene von
offenen Landschaft des Tieflandes absondert und die mit ho ei
Savanen und Schilfgräsern dicht bewachsen ist, ein Dickicht, wcc ic
der Tiger bewohnt, hoch genug aufgeschossen, um einen 1. ep lan
zu verbergen. Den hohen Graswuchs begünstigt der nach der Jahrszeit
wechselnde Wasserstand der Flüsse, aber auch das feuchte Klima
welches hier mit der Neigung des Bodens anhebt Denn mit d
Feuchtigkeit steigert sich am Himalaja die Ueppigkeit des Wachsthums
und die Mannigfaltigkeit der tropischen Pflanzenformern
Westwärts von Nepal, wo die Regenzeiten sich verkuizen un ci