sischen Gebirgsflora ausgedrückt, namentlich durch das Loniceren-
gebiisch [L. persica) und durch eine Liane (Cissus aegirophylla), die
in ihrer Rankenlosigkeit mit einer am Zagros vorkommenden Art
[C. vitifolia) übereinstimmt. Ueber dem Coniferenwalde folgt unmittelbar
die alpine Region, die dem Reisenden eine reiche Ausbeute
gewährte. Hier wechselten Alpenmatten, deren Feuchtigkeit
und Fruchtbarkeit in den herrschenden Stauden sich ausspricht (z. B.
Polygonum alpinum), mit Felsboden, wo, wie in den Alpen, die kleineren
Arten sich ansiedeln, aber auch mit dürren Abhängen, die mit
Steppenpflanzen bekleidet sind (z. B. Acantholimon, Cousinia). Durch
diese Mischung der Formen ist der Uebergangzur tibetanischen Flora
ausgedruckt.
Vegetationscentren. Nur in einzelnen Gegenden und namentlich
in Russland ist die Verbreitung der Steppenpflanzen genügend
erforscht worden, um Untersuchungen über die Lage der Vegetationscentren
darauf gründen zu können. Aus den südlichen Tafelländern
kennt man meist nur die Ausbeute einzelner Reisenden, und in diesem
halle kann man daher die endemischen von den weiter ausgedehnten
Wohngebieten nicht sicher unterscheiden. Lehrreiche Beiträge
zur Erforschung des geographischen Ursprungs der Vegetation
gewähren indessen die Steppen doch dadurch, dass sie zeigen , wie
die räumliche Anordnung ihrer Pflanzen weder mit den Normen des
Waldgebiets, noch mit denen Südeuropas überein stimmt. Hier haben
sich in den kontinentalen Ebenen die Vegetationscentren fast in demselben
Maasse gesondert erhalten wie auf den Gebirgen; die klimatischen
oder mechanischen Hindernisse ihrer Vermischung sind zwar
vorhanden, aber nicht so deutlich erkennbar wie auf den Halbinseln
des Mittelmeers.
Die Flora des Steppengebiets ist viel reicher, als man nach den
ungünstigen physischen Bedingungen und nach der Einförmigkeit
der Pflanzenformen erwarten sollte. Ich schätze die Zahl der bereits
aufgefundenen Pflanzen, die dem Steppengebiet mit Einschluss der
Gebirge eigenthümlich angehören, auf 6000 Arten, indem meine
Sammlung übei 3000 enthält, und nach Maassgabe dessen, was aus
dem Orient und aus dem Inneren Asiens bekannt geworden ist, leicht
ebenso viele entbehren mag. Dazu kommen noch diejenigen Gewächse,
welche den Steppen und ihren Gebirgsketten mit den Nachbarfloren
gemeinsam sind, wodurch, da sie weit weniger zahlreich
auftreten als die endemischen, der Reichthum vielleicht auf 8000
Arten steigen mag. Diese Summe, auf 300000 Quadratmeilen, etwa
den achten Theil der ganzen Erdoberfläche vertheilt, erscheint zwär
immer noch geringfügig (eine Art auf 37V2 Q- M-)> aber doch un~
o-efähr um ein Drittel grösser als im Waldgebiet, wenn wir dessen
‘ Umfang angenähert gleich setzen. Mit der viel mannigfaltigeren
Vegetation des Mittelmeergebiets lässt sich jene Ziffer nicht füglich
vergleichen, weil eine Flora um so viel reicher erscheint, je kleiner
der Raum ist, den sie einnimmt. So sehr nun die Summe der endemischen
Erzeugnisse des Steppengebiets durch die entlegenen und in
ihrem Charakter so verschiedenartigen Gebirge erhöht wird, so ist
doch der Wechsel der Arten auch in den Ebenen, selbst in denen des
kaspischen Tieflands, ungleich häufiger und auffallender als im
Waldgebiet. Nachdem die Steppen Südrusslands schon zu Pallas
und Bieberstein’s Zeit ziemlich genau erforscht waren, hat jede botanische
Reise, auf welcher man über die Kirgisensteppe weiter in
die Songarei und nach Turkestan vordrang, eine bedeutende Anzahl
neuer Pflanzen geliefert. Man braucht nur einen Blick in die russische
Literatur zu werfen und auf die stets wachsende Zahl der Astra-
galeen, der Synanthereen und einiger anderer Gruppen aufmerksam
zu sein, um sich hievon zu überzeugen. Und doch sind diese Ergebnisse
von den botanischen Sammlungen im Orient noch weit übertroffen;
noch niemals sind im Verlauf weniger Jahre von einem einzelnen
Botaniker so viel neue Pflanzen beschrieben worden als von
Boissier aus den Tafelländern Vorderasiens.
Im Waldgebiete war der Wechsel der Plora an die klimatischen
Linien geknüpft. Das Klima der Steppen aber ist in den meisten
Gegenden so wenig abgestuft, dass die Vegetationscentren durch die
Verschiedenheiten, denen es unterworfen ist, selten gehindert werden,
ihre Erzeugnisse auszutauschen. Da nun auch dieselbe Beschaffenheit
des Bodens in den entferntesten Landschaften wiederkehrt,
so ist die dauernde Absonderung der Specialfloren ein nicht
so ganz einfach zu lösendes Problem.
Am nächsten liegt anzunehmen, dass die mechanischen Hindernisse
der Verbreitung, welche in Südeuropa von der Gestalt des
Mittelmeers abhängen, in den Steppen auf den Gebirgsketten, oder,
wo diese fehlen, auf den die fruchtbareren Landschaften trennenden
Wüsten beruhen möchten. Es bedarf einer näheren Vergleichung,
um zu erkennen, in welchem Umfange diese Einflüsse wirksam sind.
Arten, welche das ganze Steppengebiet bewohnen, giebt es verhält