liehe, von dem Niveau und der Exposition abhängige Mischung der
Klimate wie Hindostan; in beiden Ländern giebt es weite Räume,
von denen die Fülle der Tropenflora ausgeschlossen ist. Da aber
die zusammenhängende Hochebene Mexikos bei Weitem höher liegt
als Dekkan 6000—8000 Fuss]2), so trägt die Vegetation in einem
grossen Theil des Landes3) das Gepräge der gemässigten Zone.
Nur wenige Formen, einzelne epiphytische Orchideen und Bromelia-
ceen, welche auf den Nadelhölzern wachsen +), erinnern hier an eine
Polhöhe, unter der man doch, in die eingeschnittenen Thäler oder
zu den Küsten hinabsteigend, binnen wenigen Stunden sich von der
tropischen Ueppigkeit des Pflanzenlebens umgeben sieht. Die Unterscheidung
der mexikanischen Vegetation nach den Regionen ist demnach
das wichtigste Moment, um ihren Charakter naturgemäss darzustellen
, und so sehr in die Augen fallend, dass sie bei den Bewohnern
einen landesüblichen Ausdruck erhalten hat. Die Eintheilung
Mexikos in heisse, gemässigte und kalte Landschaften (Tierras cali-
entes, templadas und fria s ) weist daraufhin, dass sie diese Regionen,
von denen die Erzeugnisse des Bodens bedingt sind, mit der Abnahme
der Temperatur nach dem Niveau in Verbindung setzen.
Neben der Wärme muss aber auch die ungleiche Dauer und
Intensität der Regenzeit in Betracht gezogen werden, um die Abstufung
der Vegetation nach ihrer Exposition gegen die herrschenden
Winde würdigen zu können. Nur an der östlichen Abdachung
Mexikos, welche aus dem Passat die Wasserdämpfe des Golfs niederschlägt,
kann die Feuchtigkeit einen Grad erreichen, welcher der
Entwickelung aller Vegetationsgebilde der Tropenzone entspricht
und selbst in der Nähe des Wendekreises an die äquatorialen Landschaften
Südamerikas erinnert. Aber auch hier finden sich da, wo
das Relief eben oder wenig geneigt ist, und noch allgemeiner unter
dem austrocknenden Einflüsse der weiten Hochfläche dürre Klimate,
deren Vegetation nur von vorübergehenden Zenithregenzeiten benetzt
wird. Auf der pacifischen Seite des Kontinents ist vom Wendekreise
bis zum Isthmus dasZeitmaass der Niederschläge überall verkürzt, weil
dieselben nur während der Dauer südwestlicher Seewinde fallen, eines
Monsuns, der unter ähnlichen Bedingungen wie in Hindostan entsteht
und von dem trockenen Passat der übrigen Monate verdrängt wird :
auch hier folgen daher die Regenzeiten dem Zenithstande der Sonne.
Um nun die verschiedenen Klimate Mexikos übersichtlich aufzufassen,
wird zunächst von den oberen Regionen der vereinzelten
vulkanischen Plochgipfel abgesehen, das ganze Land selbst aber nach
seinem Gesammtrelief in drei Meridianzonen eingetheilt. Wir beginnen
mit der Abdachung zum Golf, die, soweit die Küste nach Osten
exponirt ist (230—i9 °N . B.), eine schmale Litoralzone bildet, aus
welcher der schneebedeckte Pik von Orizaba weithin über das Meer
hinausleuchtet. Die heisse Region von Vera Cruz erhebt sich über
dem dürren Küstensaum [0—500 Fuss]3) in sanft geneigten Gras-
savanen [500—3000 Fuss]6), die zuweilen von Waldungen und
selbst reinen Palmenbeständen [Sabal mexicanumfl) unterbrochen
sind. Gruppen von Palmen sind auch in den Laubgehölzen häufig
(z. B. Acrocomia spinosa) und begleiten hier die Mimoseen-, die Bom-
baceen- und andere Baumformen, von denen die meisten Arten in
der trockenen Jahrszeit ihr Laub verlieren8). Eine viel reichere
Vegetation von tropischen Erzeugnissen erfüllt die feuchteren Schluchten,
die Barrancas, welche als Spaltungsthäler in die mexikanischen
Vulkankegel von allen Seiten einschneiden. In dieser heissen Region,
deren Temperaturabnahme nach aufwärts fünf Grade beträgt (20°
bis 1 50), wächst die Regenmenge mit dem Niveau und dem Winkel
der Neigungsfläche. An der Küste und wo die Abdachung flach ist,
bleibt der Wasserdampf des Passats aufgelöst und die Vegetationsperiode,
auf die nasse Jahrszeit eingeschränkt, ist von kürzerer
Dauer. Die Regenzeit umfasst die vier Monate vom Juli bis zum
Oktober und erweitert sich höchstens bis zu einem Halbjahr [vom
Juni bis zum November]8). Hier treten der Zenithstand der Sonne
und die Elevation der Kordillere in dem Sinne in gemeinsame Wirksamkeit,
dass das letztere Moment, an der Küste selbst unbemerk-
lich, aufwärts allmälig an Bedeutung gewinnt. Hiemit verbindet
sich sodann im Winter noch ein anderer Einfluss, ein Wechsel des
Windes, um in dieser Jahrszeit die Niederschläge zu verhindern.
Der Nordostpassat des Golfs wird alsdann an diesen Küsten häufig
von dem sogenannten Norte unterbrochen, einem stürmischen Nordwestwinde,
der, eine Ablenkung des ersteren und hervorgeiufen
durch die Aspiration des Tieflands von Yucatan, als ein Landwind
der Prairieen austrocknend auf das mexikanische Litoral einwirkt.
In dem oberen Abschnitt der tropischen Region, der den Mexikanern
bereits als gemässigte Landschaft gilt (3000 6000 Fuss), entfalten
sich am östlichen Kordillerenabhang die Elevationsniedei schlägc
des Passats in ihrer vollen Ergiebigkeit. Hier dauert die Regenzeit