zuletzt in steilen oder senkrechten Klippen zum Meere abstiirzen,
die Höhen tragen Schnee, von den Abhängen werden durch die heftigen
Regengüsse die Gerolle und das Erdreich beständig abgespült
9°), so dass sich nur spärlich das Alluvium erhalten kann.
Die Vegetation ist ähnlich wie auf den Falklands, sie besteht
aus einem reichen Grasrasen und aus jenen dicht verwachsenen, abgerundeten
Polstern, welche durch antarktische Doldenpflanzen
(■Azorella) gebildet werden: im Niveau von etwa 1000 Fuss hört sie
aufs1). Holzgewächse finden sich nicht. Unter den endemischen
Gefässpflanzen (6 Stauden und z Gräsern) ist die merkwürdigste
eine Crucifere (.Pnnglca antiscorbutica), deren Faubrosette einem
Kohlkopf gleicht, und die, als Gemüse zu verwerthen, schon von
Cook Kerguelenskohl genannt wurde. Ausserdem giebt es noch eine
zweite endemische und monotypische Gattung (die Caryophyllee
Lyallia). Die übrigen eigentümlichen Erzeugnisse der Insel gehören
sämmtlich zu Gattungen der antarktischen Flora (z. B. Acaena, Co-
lobanthus, Leptinella\ mit dem Tussock ist Festuca Cookii verwandt,
die gewöhnlich den Grasrasen bildet). Durch eine dieser Gattungen
(Colobanthus) steht die Flora auch mit der ebenfalls aus dem indischen
Meere gehobenen Insel Amsterdam (3g0 S. B.) in Beziehung.
Doch diese vikariirenden Arten können als klimatische Analogieen
zwischen den Erzeugnissen der höheren Südbreiten aufgefasst werden,
die eingewanderten bezeugen einen unmittelbaren Zusammmenhang.
Denn nicht von den näher liegenden Kontinenten stammen sie ab,
sondern aus dem Gebiet des antarktischen Amerikas, und auch hier,
wie in Tristan da Cunha, ist diese Einwanderung von dem ostwärts
gerichteten Meeresstrome abzuleiten, der die mehr als 130 Längen-
gradc von einander entfernten Küsten verbindet.
Hooker^2) fand während seines dreimonatlichen Aufenthalts auf
Kerguelens-Fand gegen den Winter dieselben Pflanzen in Bliithe,
welche Cook in der Höhe des Sommers angetroffen hatte. Das grosse
Uebergewicht des Wassers in hochsüdlichen Breiten, die Umwölkung
des Himmels und die treibenden Eisfelder, welche sich im Sommer
von dem antarktischen Kontinent ablösen und, indem sie schmelzen,
die bessere Jahreszeit abkühlen, alle diese Einflüsse bewirken eine
Gleichförmigkeit in der jährlichen Wärmevertheilung, die mit der
Annäherung an den Südpol um so mehr zu wachsen scheint. Hier
unterscheiden sich die Jahrszeiten nicht wie im Norden durch ihre
Temperatur, sondern fast nur durch den Wechsel des Eichts: alle
Monate sind kalt, aber das Thermometer schwankt, wie unter den
Tropen, zwischen engen Grenzen. Im Gebiete der Eisberge, zwischen
550 und 65° S. B., gab es während des Sommers selten einen Tag,
an welchem die Luftwärme über den Gefrierpunkt stieg oder unter
__5 0 R. sank. Hier wechseln, schneereiche Südwinde mit nördlichen
Luftströmungen, die, mit Wasserdampf beladen, unaufhörlich weisse
Nebel von unbeschreiblicher Dichtigkeit über die Meeresfläche ausbreiten.
Solche Niederschläge bilden sich auch auf den Inseln, die
dieser Zone benachbart liegen, das ganze Jahr hindurch aus der Vermischung
des Land- und Seewindes, entziehen ihnen die Vortheile
ihres solaren Klimas und verbannen grossentheils den vom Stande
der Sonne abhängigen Temperaturwechsel. Dies sind die Ursachen,
weshalb mit der abnehmenden Jahreswärme das organische Leben
schon diesseits des Polarkreises bald völlig aufhört.
Gerade unter diesem Gesichtspunkte ist es bemerkenswert!),
dass ungeachtet so abweichender klimatischer Bedingungen die
meisten antarktischen Familien und Gattungen dieselben sind wie im
hohen Norden. Freilich zeigen die Arten sowohl von Stauden als
Gräsern auf den Falklands und auf Kerguelens-Land eine Ueppigkeit
des Rasens, die den arktischen Ländern fremd ist, wo die Vegetation
einen langen Winterschlaf erleidet. Andererseits musste die
Flora solcher Inseln viel ärmer bleiben, weil nur der Bau solcher
Pflanzen sich wiederholen konnte, welche gegen den Wechsel der
Jahrszeiten und die Erwärmung durch die Sonnenstrahlen unemfind-
lich sind. Durch eigene Schöpfungen hat der hohe Süden diesen
Mangel wenig auszugleichen vermocht.
Ueber die Breite der Falklands hinaus ist den Gefässpflanzen bald
ein Ziel gesetzt. Die südlichste Staude, eine Umbellifere, wurde von
Cook bereits in Süd-Georgien (54°S.B.) beobachtet. Auf Macquarie-
Island, im Südwesten von Neuseeland, erwähnt Wilkes nur noch
hohen Grasrasen, und das äusserste Vorkommen auch einei Graminee
[Aira antarctica) bezeichnet die Südshetland-Inseln (6o° bis 63 ).
Die letzten Gewächse endlich in der Richtung zum Südpol sind
die Zellenpflanzen, welche Hooker auf der den Südshetlands benachbarten
Cockburn-Insel (64° S. B.) beobachtet hat«»*). In dieser
Breite hören selbst die im hohen Südmeer fluthenden Algen auf. Auch
der kontinentalen Küste von Viktoria (77V20 S- B.) fehlen sie, wo
im Meridian von Neuseeland der flammende Krater Erebus und der
erloschene Vulkan Terror sich 1200 Fuss hoch erhoben und der