ragen alsdann sichtbar aus dieser Wolkenbank hervor, in deren Bereich
die Temperatur durch die gehinderte Insolation bereits unter
12° R. herabgedrückt wird.
In demselben Niveau, wo die Kaffeekultur noch betrieben wird,
finden wir hier einen abgesonderten Waldgürtel (3750—5600 Fuss'.*
der fast ausschliesslich aus Farnbäumen 2°j besteht. Vereinzelt treten
dieselben wohl weithin abwärts im Laubwalde auf, selbst bis zu den
Hügeln an der Nordküste, aber erst in jenen Höhen vereinigen sie
sich zu einem geschlossenen Bestände, wo die grössten Stämme eine
Höhe von 50 bis 60 Fuss erreichen. Es gebe, bemerkt Oersted,
vielleicht keine Gegend der Erde, wo die Farnbäume so gesellig
wachsen wie hier, und, in solchem Grade die übrige Vegetation verdrängend,
gleichsam ferne Zeiten der Vorwelt zur Anschauung
bringen. Nur zwei Coniferen (.Juniperus barbadensis und Podocarpus
conaceus) und einige Sträucher begleiten sie, einzelne Ericeen, Mela-
stomaceen, Viburnum und eine endemische Gattung, die denCorneen
ven\ andt ist [Fadyenui). Sodann fehlt es nicht an Epiphyten: doch
auch unter ihnen herrschen die Farnkräuter und Lycopodiaceen, die
Orchideen sind durch kleinblüthige Formen vertreten [Lepanthes,Stelis).
Ueber der Region der Farnbäume werden die Gipfel der blauen
Berge (5600—7500 Fuss) von einer geselligen Conifere, dem Yakka-
baum (.Podocarpus coriaceus), bekleidet, der also hier die Nadelhölzer
der gemässigten Region Mexikos ersetzt. An der obern Grenze der
Wolken bildet er fast ausschliesslich den Wald: hier haben die
Bäume noch eine Höhe von gegen 50 Fuss, aber auf den höchsten
Gipfeln werden sie strauchartig (zuletzt nur noch 15 Fuss hoch).
Das Unterholz besteht aus hohen Sträuchern, einer Myrtacee (.Eugenia
cilpma), einer Lobeliacee mit grossen Pupurblumen (Tupa ascendens),
zwei Ericeen ( Vaccinium meridionale und Clethra Alexandri) und einer
nicht näher bekannten Bambuse; sogar ein Schlinggewächs ist an
diesen Gebüschen noch zu bemerken (die Rubiacee Manettia Ly-
gistum).
Vegetationscentren. Den ersten Aufschluss über die ursprüngliche
Anordnung der Pflanzen und ihre Vermischung durch
YV anderungen gaben kleine, oceanische Archipele, wie die kanarischen
Inseln und die Galapagos. Um die von diesen abgeleiteten
Vorstellungen auf die Floren des Festlandes zu übertragen und dadurch
ihre Allgemeingültigkeit zu begründen, schien es von Wichtigkeit,
ein insulares Gebiet von der Grösse Westindiens zu untersuchen,
welches als eine Uebergangsstufe zu den Kontinenten gelten konnte.
Dieser Aufgabe habe ich mich, gestützt auf umfassende Sammlungen
und von deren systematischer Bearbeitung2I) ausgehend, unterzogen,
und, indem ich auf diese Arbeit1) verweise, stelle ich hier nur unter
allgemeineren Gesichtspunkten die Ergebnisse zusammen, die der
gehegten Vorraussetzung , dass dieselbe Gesetzlichkeit wie auf kleineren
Archipelen auch hier walte, durchaus zur Bestätigung dienten.
Westindien verhält sich nach seiner geographischen Lage zu
dem amerikanischen Kontinent, an dessen Haupttheile es sich beiderseits
anlehnt, ähnlich wie die britischen Inseln zu Europa. Während
aber auf diesen die Flora dieselbe ist wie auf dem Festlande,
besteht die westindische fast zur Hälfte aus endemischen Arten.
Hiernach haben wir allgemein zwischen Archipelen mit eigenen Vegetationscentren
und solchen zu unterscheiden, wo entweder niemals
besondere Arten entstanden sind oder doch ihr Ursprung sich nicht
mehr nachweisen lässt. Im letzteren Falle ist das insulare Gebiet in
Beziehung auf seine Flora nur ein Theil des Festlands, von dem es
seine Vegetation entlehnt oder mit dem es sie ausgetauscht hat. Aber
wie dieses, so stehen auch die übrigen oceanischen Inseln durch die
Einwanderungen, durch welche ihre Flora sich bereicherte, in Beziehung
zu einem bestimmten, und zwar gewöhnlich, aber nicht
immer zu dem nächstgelegenen Kontinent.
Den Küsten Floridas und Venezuelas in gleichem Grade genähert,
hat Westindien mit Nordamerika nur einzelne Gewächse ausgetauscht
und den grössten Theil der eingewanderten Arten von dem
südamerikanischen Festlande empfangen. Die klimatische Analogie
ist die Hauptursache dieses Verhältnisses. Der von Hooker22) ausgesprochene
Satz, dass Inselfloren einer höheren Breite entsprechen
als die ihnen zunächst gelegenen Kontinentalfloren, erleidet hier eine
Ausnahme und ist überhaupt auf die tropische Zone nicht allgemein
anwendbar, weil in deren Bereich das Klima von der Polhöhe wenig
abhängt. Uebrigens haben wir bereits im Golfstrome die Ursache
erkannt, wodurch auch noch unter denselben Breitengraden diesseits
des Wendekreises die westindische Flora so durchgreifend von der
der Südstaaten des nördlichen Festlandes getrennt wird. Nun aber
bleibt zu erörtern, weshalb auch Mexiko mit Westindien weniger
Gemeinschaft hat als Venezuela und selbst Guiana23). Denn wenn
man von denjenigen westindischen Pflanzen absieht, die über das
ganze tropische Amerika verbreitet sind und deren besondere Hei