wenigstens fiii die Lastthiere trinkbar ist, und hier wachsen neben
den geselligen Salsoleensträuchern, namentlich einer besonderen
Form des Saxaul (Togh) zugleich auch Calligoneen, und der Graswuchs
ist nicht ganz ausgeschlossen. Die kahlen, felsigen Bergabhänge
besitzen eine Pistacie und verschiedene, meist dornige
Sträucher mit schmalen Blättern [Amygdalus scoparia, Gymnocarpum):
hier wird das Salz sich nicht erhalten haben.
Dürre Lehmsteppen finden sich schon in den Wolgagegenden,
sie werden sodann in den Umgebungen des Aralsees, auf dem Plateau
des Ustjurt und gegen Buchara hin zu nackten, oft völlig pflanzen-
loscn W iisten. Da der Salzgehalt ihres ebenen Bodens gewöhnlich
nicht beträchtlich ist, so sind die Chenopodeen hier weniger mannig-
faltig, und da die Oberfläche in den glühenden Sonnenstrahlen frühzeitig
ihre Feuchtigkeit verliert, so vereinzeln sich die wenigen
Pflanzen. Den Thon- und Lehmboden kann Verdunstung ebenso
dürr machen, wie den Flugsand der unterirdische Abfluss, aber die
Vegetation selbst, sofern sie Schatten wirft oder Humus bildet, wirkt
in entgegengesetztem Sinne. Von holzigen Salsoleen findet man in
den südlicher gelegenen Lehmsteppen (bis 48 °N . B.) oft nur den
Saxaul, der als Baum oder Strauch immer einigen Salzgehalt anzeigt
und in der Dürre gewöhnlich zu niedrigem Gestrüpp verkümmert;
die einjährigen Chenopodeen sind häufiger (.Kochia) und werden von
Artemisien und einigen wenigen anderen Stauden begleitet (.EUphor-
bta). Nirgends, sagt Baer 98) von einer solchen Steppe an der Wolga,
also ausserhalb des Saxaul-Bereichs, liess sich ein freundliches Grün
erblicken, nur hier und da ein von Behaarung der Blätter grauer
Farbenton, während der feuerfarbene Boden von der Sonnengluth
gleichsam entbrannt erschien. Auch Borsczow I02) bezeichnet die
Einförmigkeit, das todte Aussehen der Landschaft südlich von Irgis
als etwas Unbeschreibliches. Die Terrassen, zu welchen sie sich
erhebt, entbehrten an vielen Orten entweder jeder Vegetation, oder
waren auf unübersehbaren Strecken mit einer düsteren Artemisie
[A. fragrans) bedeckt, zu welcher sich hier und da kärgliche,
fusshohe Saxaulsträucher und noch ein paar andere Salsoleen
gesellten.
E in ähnliches B ild der Oede bietet die S tep p e auf der Halbinsel
Mangischlak f an der kaspischen A b d a ch u n g des Ustjurt,
unter deren spärlichen Halophytenvegetation nur eine einzige blattlose
Chenopodee [Anabasis aphylla) im Somme r grün is t, wo aber
doch im Frühling vereinzelte Gräser zum Vorschein kommen, ohne
dass die todte Färbung des Bodens dadurch belebter würde.
Mit zunehmender Feuchtigkeit des Bodens, die hier, vom Abfluss
unabhängig, auf dem Verhältniss der Niederschläge zur Verdunstung
an Ort und Stelle beruht, vereinigen sich die Halophyten
zu der Formation der geselligen Salsoleensträucher und Tamarisken.
Wächst zugleich der Salzgehalt, so erreichen die Chenopodeen die
grösste Mannigfaltigkeit, die einjährigen Formen wachsen an der
Seite der holzigen, und mit den Artemisien verbinden sich die schönen
Laubrosetten der Staticen. So gehen diese Bildungen, je mehr das
Wasser sich sammelt, in die eigentlichen Salzmoräste über, denen
auch die Rohrgräser nicht fremd sind, die zuletzt an den Ufern der
grossen Binnenmeere die Halophyten ganz oder theilweise verdrängen.
Von den fremdartigen Formationen der Steppenflora, welche
die Befeuchtung des Bodens während des Sommers hervorruft, ist
schliesslich noch zu erwähnen, dass sie ebenso wenig in ihrer Anordnung
wie in ihren Formen von denen des Waldgebiets zu unterscheiden
sind. Die leichten Hölzer, welche die Uferwaldung bilden,
bestehen hauptsächlich aus Weiden und Pappeln, und unter den letzteren
treten in Asien mehrere eigenthümliche Arten auf (Populus
euphratica undpruinosa). Aber nur selten sind, wie inHochturkestan,
die Ufer der Flüsse von breiten Streifen hochstämmigen Waldes umsäumt.
Die strauchförmigen Weiden und die Rohrgräser eignen sich
besser für das Ueberschwemmungsbereich auf ebenem Boden, die
Bäume entsprechen dem stärkeren Gefälle in der Nachbarschaft der
Gebirge, zu deren Waldregionen wir nun übergehen.
Regionen. Die Einflüsse des Steppenklimas auf die Höhengrenzen
der Vegetation werden am deutlichsten erkannt, wenn man
sie mit denen der Pyrenäen vergleicht, die mit dem Kaukasus und
dem Thianschan unter gleicher Breite liegen. Die durch den wolkenlosen
Sommer erhöhte Insolation und die Abnahme der Niederschläge
im Inneren des Kontinents wirken auf die Schneelinie in entsprechen-
dem Grade elevirend, nicht aber oder kaum bemerkbar auf die obere
Höhengrenze der Wälder. Die Schneelinie liegt am Kaukasus 2400,
am nördlichen Abhange des Thianschan über 3000 Fuss höher als
in den Centralpyrenäen. Die höchste Elevation der Schneegrenze ist
in der mittleren oder Karakorum-Kette des Himalaja I03) nachgewiesen,
wo dieselbe zu einem Niveau hinaufgedrängt wird, welches