Die einheimischen Gewächse des Mittelmeergebiets ordnen sich
nur zu drei Hauptformationen, die den grössten Theil des nicht
beackerten Bodens einnehmen, zu Wäldern, Gesträuchen und offenen
Matten. Im Spanischen werden sie am deutlichsten durch besondere
Bezeichnungen unterschieden: hier bedeuten Monte die bewaldeten,
Montebaxo die mit Gebüsch bekleideten, Tomillares die offenen, mit
Kräutern und Halbsträuchern bewachsenen Abschnitte der Landschaft.
Der spanische MBntebaxo entspricht den Mnquis Korsikas,
den Garrigues Südfrankreichs, die man in Italien Macchie nennt.
Auch im Griechischen hat man eine charakteristische Bezeichnung
für die Tomillares : während man sie in Spanien nach den Labiaten
benennt, die ihren Duft in die Luft ausströmen, heissen sie in Griechenland
Xerovuni, weil die trockenen Hügel von solchen Matten
bedeckt sindSj). Diese Namen lassen sich sowohl auf die immergrüne
Legion aller Halbinseln, als auch auf die Berglandschaften übertragen,
aber da die deutschen Ausdrücke in den beiden anderen Fällen ge-
nügen, habe ich nur des bekannteren der Maquis zur Bezeichnung
der Gesträuchformationen mich bedient. In Spanien gewinnen ausserdem
die Formationen der Steppe eine besondere Bedeutung, die denen
des südlichen Russlands zu vergleichen sind. Die Wiesen des nördlichen
Europas fehlen dem Süden fast ganz, indem sie nur hier und
da als Seemarschen oder, wie in der Lombardei, auf künstlich bewässertem
Boden auftreten und selbst in den meisten Gebirgen
selten sind.
Die Wälder sind wahrscheinlich doch auf allen vier Halbinseln
noch nicht in dem Grade vermindert wie in Frankreich. Indessen
fehlt es bis jetzt an statistischen Vergleichungen®4), so dass nur einzelne
Thatsachen anzuführen sind, auf die ich diese Meinung gründe.
Die Gebirge scheinen im Westen noch ziemlich waldreich zu sein;
die Reisenden würden sonst die Kahlheit der Sierra Nevada und des
Atlas nicht als etwas Auffälliges hervorheben. Am Rande des spanischen
Tafellandes^ fand Willkomm ®s) ausgedehnte Nadelholzbestände,
namentlich auf den jldubeden, dem Grenzgebirge von
Aiagonien, Valencia und Kastilien; reich sind sodann an immergrünen
Eichen die malerischen Thalebenen von Estremadura, z. B.
zwischen Plasencia und dem Tajo, ferner die Granitformationen der
Sierra Morena, und an der sandigen Südwestküste Andalusiens erstrecken
sich von Gibraltar bis zur Mündung des Guadiana die schon
erwähnten Hochwälder von Pinien und Korkeichen. Auch Portugal
ist an Waldungen nicht arm zu nennen, wenigstens nicht in den
Hiicellandschaften, die dem Tajo nördlich liegen. In Nordafrika
sind am Atlas diejenigen Abhänge nicht ohne Wald, welche gegen
den trockenen, von Spanien kommenden Nordwestwind geschützt
liegen und desshalb die Feuchtigkeit im Sommer länger bewahren.
In Italien ist der südliche Apennin von den Abruzzen bis Kalabrien
noch jetzt reichlich bewaldet, auf der griechischen Halbinsel das
nördliche Albanien, Euboea und der Pindus. Endlich besitzt auch
der Taurus im Süden von Kleinasien, sowie der Nordabhang des
pontischenGebirgs bis zum westlichen Kaukasus zusammenhängende
Waldregionen. .
Es geht aus dieser Uebersicht hervor, dass, wenn auch viele
Gebirge, die ehemals bewaldet waren, gegenwärtig kahl sind, doch
die höher gelegenen Landschaften in dieser Beziehung vor der immergrünen
Region einen gewissen Vorzug bewahrt haben. Dieser
Unterschied aber wird dadurch noch bemerklicher, dass grosse, geschlossene
Hochwälder an den Küsten äusserst selten sind, da die
immergrünen Bäume meistens lichte Bestände bilden und denen des
Nordens an Höhe des Wuchses nachstehen. Aber auch in den Gebirgen
ist zerstreutes und niedriges Wachsthum der Stamme sehr
o-ewöhnlich. Dadurch werden beispielsweise die dichten Laricio-
Wälder von Cuen?a®4) den mit Juniperus-Stämmen nur schwach
besetzten Höhen derldubeden sehr ungleich, wo die weiten Zwischenräume
zwischen den Bäumen von Strauchformen desselben Geschlechts
bekleidet sind. Sieht man, wie die Maquis so allgemein in
die lichten Wälder eindringen, und wie vollkommen dieses Unterholz
der selbständigen Gesträuchformation gleicht, so kommt man zu der
Vorstellung, dass die Zerstörung des Baumlebens in Sudeuropa eist
die Entstehung der Maquis zur Folge hatte. In vielen Gegenden ist
dies auch ohne Zweifel der historische Vorgang gewesen, der die
veränderte Physiognomie der Landschaft bedingte. Allein die Vegetation
der Sträucher erscheint der von den atmosphärischen Bewegungen
abhängigen Dürre des Sommers schon ursprünglich angemessener
als das Wachsthum höherer Bäume, ^ die zur Ausbildung
ihrer Holzringe einer längeren jährlichen Entwickelungsperiode bedürfen.
Und gerade dies macht den Grössenunterschied der noid-
und südeuropäischen Bäume und die Neigung der letzteren, in
Strauchformen überzugehen, erklärlich. Es ist daher wohl anzunehmen
, dass wenigstens die Küstenregion von Anfang an wenig