gründen eine abgesonderte pontische Flora, während westlich von
Sinope die Vegetation der der thracischen Küsten am Bosporus entspricht.
Die Flora des Pontus hingegen, wie sie aus den Sammlungen
von Trapezunt und Lasistan bekannt geworden ist, stimmt
mit der der Ostküste von Mingrelien bis zum Fusse des Kaukasus
überein. Sie besitzt zwar auch eine immergrüne Region, wie das
übrige Litoral Anatoliens, aber die geselligen Sträucher, die sie bilden
40). sind theils eigenthiimliche Arten, theils nehmen sie mitteleuropäische
Holzgewächse unter sich auf und gedeihen in ungewohnter
Ueppigkeit dicht verschlungenen Wachsthums. So entsteht hier
ein selbständiges Uebergangsgebiet zur nordeuropäischen Flora, zu
den Wäldern des Kaukasus und den höheren Regionen der pontischen
Gebirgskette. Die klimatische Ursache liegt in den Feuchtigkeits-
Verhältnissen , die an dieser Küste durchaus von den Bedingungen
v der Mediterranflora abweichen. Denn der Sommer, der in Konstantinopel
nur 6 Regentage zählt, hat in Trapezunt 28, ja der Juni ist
daselbst der feuchteste Monat des ganzen Jahrs. Die pontisch-min-
grelische Küste gehört zu den Landschaften, wo die Niederschläge
über das ganze Jahr sich so regelmässig vertheilen, dass die Vegetation
durch Dürre niemals unterbrochen wird. Da nun aber die
nördlichen lassatwinde im Sommer ebenso wohl in Trapezunt, wie
in Konstantinopel herrschen, so werden wir auf den Reliefunterschied
beider Küstenabschnitte hingewiesen, um diese Erscheinungen aufzuklären.
Abich 4I) hatte das feuchte Seeklima Mingreliens von dem
Einflüsse des Kaukasus abgeleitet, an welchem die vom schwarzen
Meere kommenden Luftströmungen ihre Feuchtigkeit niederschlagen.
während dieses Gebirge gegen die kalten Steppenwinde einen Schutz
gewährt. Diese Bemerkung möchte Tchihatcheff, dem wir so viele
treffliche Aufschlüsse über das Klima Anatoliens verdanken, auch
auf die pontische Küste übertragen, die vom Kaukasus gleichfalls
gegen die Kälte geschützt werde. In der That ist es bemerkens-
werth, dass die pontische Flora gerade so weit reicht, als die Hauptkette
des Kaukasus der anatolischen ICüste nordöstlich gegenüberliegt.
Hiedurch wird diese Küste gegen die erkältenden Einflüsse
des russischen Steppenwinters, die an der unteren Donau fühlbar
sind, allerdings ebenso geschützt, wie Thracien durch den Balkan.
Aber nicht bloss die Wärme des pontischen Klimas ist zu erklären,
die in Konstantinopel sich nicht erheblich geändert zeigt, sondern
auch die Feuchtigkeit des-Sommers, wodurch die Entwickelungszeit
der Pflanzen sich verschiebt. Wie könnte der Kaukasus in so weiten
Entfernungen auf den Dampfgehalt der Atmosphäre wirken, noch
dazu wo ein weites Meer dazwischen liegt? Die Ursache der Feuchtigkeit
der Pontusküste wird daher auf den pontischen Gebirgen
selbst zu suchen sein, die sich steil aus dem Litoral zu alpiner Höhe
an den nahen Grenzen Armeniens erheben und im Sommer um so
reichlichere Niederschläge entladen müssen , als ihre Axe dem zu
dieser Zeit herrschenden Seewinde, eben dem Sommerpassat senkrecht
gegenüber liegt. Zwar folgen auch noch westlich von Sinope
einige hohe Bergzüge, aber von dem nördlichen Vorgebirge Anatoliens
aus biegt sich die Küste nach Südwesten, der Gebirgskamm
noch entschiedener als das Litoral, so dass nun der Sommerpassat
ihnen entlang weht oder sie unter kleinem Winkel schneidet und
also, in seiner horizontalen Richtung verharrend, den Wasserdampf
bewahrt, von dessen Verdichtung die Feuchtigkeit des Pontus, von
dessen Lösung die Dürre der warmen Jahrszeit amBosporus abhängt.
In dem feuchteren Klima hat sich dort eine dichtere Vegetation von
Holzgewächsen an den Abhängen desGebirgs gebildet, die nun auch
dazu beiträgt, diese Gegensätze zu erhalten und zu steigern.
Die äussersten Ostgrenzen des Mittelmeergebiets liegen auf dem
Kamm der mesgischen Gebirgskette, die den Kaukasus mit dem
Hochlande von Armenien verbindet und das feuchte Gebiet des pontischen
Rion von den trockeneren Landschaften am kaspischen Kur
trennt, in denen sich das Steppenklima ausbildet. Auch der westliche
Kaukasus selbst und das Gebirge an der Südküste der Krim
scheiden die russische Steppe von der immergrünen Vegetation, aber
in der Weise, dass auf dem Litoral der taurischen Halbinsel noch
einmal wieder die reine Mediterranflora sich wiederholt, wie in Nizza
und Illyrien gegen Kälte geschützt durch die steile Böschung der
Gebirgskette. So sind es überall die Höhenzüge je nach ihrer Anordnung
, Richtung und Höhe, die an den Küsten des schwarzen
Meers drei verschiedenartige Floren in schroffen Uebergängen von
einander absondern, die Mediterranflora im Südwesten und auf dem
gegenüberliegenden Litoral der Krim, die pontische in der östlichen
Hälfte von Sinope bis zum Kaukasus, und eine Steppenvegetation
im Nordwesten, wo der Boden flach ist und der Einfluss der Gebirge
aufhört.
Wie nun im Osten die Flora des Mittelmeergebiets sich vielfach
mit den Steppen berührt, so grenzt sie im Süden an die Wüste, an