der Wanderung der Pflanzen und ihrer Ausbreitung über weitere
Räume den grössten Widerstand entgegenstellen.
Eine Vergleichung der Landschaften nach der Zeit ihrer Niederschläge
und nach den dadurch bestimmten, längern oder kürzern
Vegetationsperioden führt zu folgenden Ergebnissen. Die Winterregen
der Kapstadt umfassen die Monate Mai bis Septembers): in
dieser Zeit fallen mehr als zwei Drittel des jährlichen Niederschlags.
Die Blüthezeit der meisten Gewächse fällt hier gleichfalls in die
Wintermonate [Juni bis August]5): zuerst erscheinen im Juni und
Juli die Zwiebelgewächse, bald nach dem ersten Regen, wie durch
einen Zauber, überall in glänzenden Blumenfarben prangend; dann
folgen die Gesträuche, zuletzt die Succulenten. Ganz ohne Bliithen
sind indessen auch die spätem Jahrszeiten nicht: der Stillstand erstreckt
sich nicht auf alle Gewächse, weil in der Nähe der Küste der
Boden niemals so vollständig austrocknet wie auf den Hochebenen.
Schon in nächster Berührung sodann mit diesem Wintergarten der
Kapflora bietet der frei über der Stadt sich erhebende Tafelberg ein
ganz verschiedenes Bild. Der Südostpassat, der für die Westküste
ein trockener Wind ist, hüllt ihn während des Sommers zumal in
seine berufene Wolkenbank. Auf seinen Höhen gewähren daher die
Monate Februar und März eine grosse Auswahl von seltenen Blumen6),
von schönen Zwiebelgewächsen, Eriken und Synanthereen,
nachdem schon vor dem Schluss des Frühlings (zu Ende November)
die Vegetation des Flachlandes verdorrt ist. Auf den Hügeln und
Bergketten, welche die westliche Küstenterrasse von den Karroo- o /
ebenen scheiden, verzögert oder verlängert sich die Vegetationsperiode:
hier tritt die Plauptblüthenzeit im Frühling ein, in den
Monaten September und Oktober. Fürdas Karroofeld selbst ist das
Gemeinsame die kurze Dauer der Vegetationszeit, weshalb diese
weiten Ebenen unbewohnt sind und nur einem Sennbetriebe dienen.
Für sie ist die austrocknende Sommerhitze das Entscheidende, nicht
der Regenmangel, der zu allen Zeiten gross ist und durch die Gewitterbildungen
eben des Sommers nicht ausgeglichen wird. Einige
Niederschläge im Winter genügen, den Entwickelungstrieb nach
langer Ruhe wieder anzufachen, aber kaum einen Monat lang steht
die Karrooebene in Blüthe und ist schon gegen Ende September aufs
Neue völlig verödet5). Und auch dieses befeuchtenden Winterregens
entbehrt die obere Terrasse des Roggefelds, »wo nur unregelmässig
und gleichsam zufällig schnell vorüberziehende Wolken sich zuweilen
entladen«. Entgegengesetzt endlich verhalten sich, ihrer Regenperiode
entsprechend, die östlichen Abschnitte der Kapflora: in den
Monaten December und Januar hat Drege seine Ausbeute an der
Algoa-Bai und in Kaffrarien eingesammelt1).
Ueberall wird demnach die Vegetation durch die Niederschläge
aus dem Ruhezustände geweckt und durch eintretende Dtiire unterbrochen.
Nur bei gewissen, aus Europa eingeführten Gewächsen,
wie bei der Eiche, fällt der Winterschlaf mit der kälteren Jahrszeit
zusammen6), indem ihre Belaubung sich der südhemisphärischen
Periode fügt. Bei der einheimischen Vegetation scheint die geringe
Abnahme der Wärme im Winter auf ihre jährlichen Entwickelungsphasen
ohne Einfluss zu bleiben, aber diese beginnen doch auch hier,
wie in Südeuropa, erst dann, wenn die Temperaturkurve sich wieder
zu heben anfängt. Vom Saftumtriebe abhängig, ist die Vegetationsperiode
bei den meisten Pflanzenformen von kurzer Dauer, weil die
Niederschläge entweder nur in bestimmten Monaten stattfinden oder
in anderen Gegenden überhaupt unsicher sind und mituntei Jahre
lang beinahe ganz ausbleiben. Durch die häufigen Missernten*), die
eben die Folge einer solchen nicht periodischen Dürre sind, wird die
Bodenkultur am meisten zurückgehalten, durch den verlängerten
Stillstand der einheimischen Vegetation der Bestand der Heerden oft
in grossem Umfange gefährdet.
Auf so ungleichen Verhältnissen der Bewässerung beruht die
klimatische Gliederung der Flora, dass weder den Hochterrassen und
Küsten noch diesen selbst unter sich irgend eine erhebliche Gemeinschaft
der Vegetation übrig bleibt. Es ist schwer, den Reichthum
der Flora einsammelnd zu erschöpfen, weil von so vielen Arten die
Standorte so beschränkt, bei andern die Entwickelungsperiode so
kurz ist, ja bei gewissen Pflanzen, namentlich auf den Karroos, die
Bedingungen ihrer Entfaltung nicht in jedem Jahre eintreten6). Die
für den Charakter der Flora maassgebende Landschaft, der eigentliche
Heerd der Vegetationscentren ist die Südwestküste, wo die
Ericeen und Proteaceen fast allein einheimisch sind und mit wenigen
Ausnahmen landeinwärts schon in einem Abstande von 3° §>• Meilen
aufhören. An der Südküste fallen die Gebirge an einigen Orten unmittelbar
zum Meere ab, wodurch die Vermischung der Centren auch
hier gehemmt wird. Ganz abgesondert sind die Steppen der Karroo
felder mit ihrem einförmigen Synanthereengestrtipp. Im Osten der
Kolonie ist die Unsicherheit der Niederschläge nicht geringer, hier