und der atlantischen Küste ihre klimatische Grenze finden. Dieser
Abstand ist in Norddeutschland (z. B. in Magdeburg) kleiner als im
Süden Eisass, Dauphinej, was wohl dem Abschluss des mittleren
Rheinthals durch das Schiefergebirge, die Vogesen und deren Verkettung
mit der Auvergne zuzuschreiben ist. Andere Unrepfelmässip-- _ t o o
keiten dieser Vegetationslinie beruhen auf den geognostischen Einflüssen
des Bodens, wie die Unterbrechung derselben auf dem bunten
Sandstein Hessens zwischen den Muschelkalken Thüringens und den
kalkhaltigen Erdkrumen in der Wetterau und am Rhein.
Dei Endemismus Ungarns ist noch nicht überall sicher festzustellen,
weil die Flora Rumäniens und Bulgariens bis jetzt fast unbekannt
geblieben ist. Indessen kann man nach dem Verhältniss
derjenigen Pflanzen, welche in den Nachbarländern bereits nachgewiesen
sind, sich eine Vorstellung davon machen, in welchen Richtungen
ein mehr oder minder grosser Austausch stattgefunden hat.
Hier überwiegen nun in Bezug auf das eingeschlossene Flachland
Ungarns die Steppen und Wälder Russlands, deren Flora freilich
viel genauer bekannt ist als die der südöstlichen Halbinsel. Allein
die V erbindungen mit der letzteren beschränken sich grossentheils
auf gemeinsame Gebirgspflanzen oder auf Gewächse der Mediterranflora,
die in die wärmeren Gegenden des südlichen Ungarns ein-
treten. So sehr auch die Ansichten der Systematiker über viele
Gewächse der ungarischen Flora getheilt sind200), so lässt sich
doch bereits sicher erkennen, dass die Pussten, die späteste Bildung
des Landes, keine eigenthümliche Pflanzen besitzen, sondern ihre
Vegetation grösstentheils aus den russischen Steppen entlehnt haben.
Die endemischen I flanzen des ungarischen Flachlandes bewohnen
besonders die Wiesen und Wälder der Hügelgelände oder den Felsboden
ihres anstehenden Gesteins. Eine monotypische Malvacee
[Kitaibeha), die, zuerst auf dem niedrigen Höhenzuge Syrmiens entdeckt,
später auch in Slavonien gefunden wurde, ist die ausgezeichnetste
Erscheinung unter diesen eigenthümlichen Erzeugnissen. In
der bedeutenden Grösse derselben erkennen wir den früher erwähnten
Charakterzug der osteuropäischen Flora, dass daselbst der Stengel
bei den Stauden an Höhe zunimmt, eine Erscheinung, die mir in
dem üppigen Pflanzenwuchse an den Ufern der Donau bei Orsova
im Banat besonders auffallend entgegentrat.
Die Gesammtzahl der im europäisch-sibirischen Gebiete beobachteten
Gefässpflanzen schätze ich auf etwa 5500 Arten, die aber
mit den Nachbarfloren so reichlich gemengt sind, dass man davon
kaum 40 Procent als eigenthümlich oder jenseits der Grenzen nur
sporadisch wiederkehrend ansehen kann. Da die klimatischen Bedingungen
derVegetation sich auf den Gebirgen Südeuropas grossentheils
wiederholen, die alpine Region der Alpen in der arktischen
Zone, die dürren Landschaften Ungarns und Dauriens in denSteppen
einen ähnlichen Ausdruck finden, so ist die Selbständigkeit der Flora
in höherem Grade durch ihren physiognomischen Charakter als
durch ihre systematischen Bestandtheile ausgedrückt. Indessen finde
ich doch von 37 monotypischen Gattungen 2QI) 19 als streng endemisch
zu bezeichnen, und bei 8 anderen ist nach ihrem sporadischen
Vorkommen in den Nachbarländern der Ursprung aus dem Gebiete
ebenfalls als sicher anzusehen. Wir können daher diese 27 Monotypen
als charakteristisch für die Vegetationscentren desselben bezeichnen.
Sie dienen, unregelmässig vertheilt, den Ansichten über
deren Anordnung durchaus zur Bestätigung. Denn die grösste
Reihe (xi) stammt auch hier wieder aus den Alpen: hierauf folgen
die Amurflora (4), die Pyrenäen (3); das europäische Tiefland wird
von einer monotypischen Gattung in weiterem Umfange bewohnt,
von einer zweiten innerhalb des Buchenklimas und von einer dritten
im Norden; endlich besitzen je eine die Karpaten, das Flachland
Ungarns, Serbien, Bosnien, der Altai, die Ebene Sibiriens.
Die Versuche, welche ich anstellte, die Bestandtheile der Flora
nach ihren klimatischen Bedingungen zu ordnen, haben zu keinen
sicheren Ergebnissen geführt, theils weil die Nachrichten über das
Vorkommen der einzelnen Arten häufig nicht genügen , theils weil
bei denjenigen, die durch mehrere Vegetationszonen oder zugleich in
die Nachbarländer verbreitet sind, die ursprüngliche Heimath ungewiss
bleibt. Einige meiner Schätzungen, die zur Uebersicht von den
Bestandtheilen der Flora dienen können, glaube ich indessen in den
Noten mittheilen zu dürfen zo2).
Der Austausch der Pflanzen zwischen den einzelnen Abschnitten
des Gebiets und mit den Nachbarländern verdunkelt zwar die Frage
über die Heimath mancher Arten, es lässt sich indessen in vielen
Fällen die Richtung der Wanderungen, welche stattgefunden, erkennen.
Forbes I?9) suchte in seiner Arbeit über den Ursprung der
britischen Flora diese Aufgabe dadurch zu lösen, dass er die Mittelpunkte
des Wohngebiets zur Bestimmung der Heimath benutzte. Er
kam zu dem Ergebniss, dass die meisten Pflanzen Grossbritanniens
G r i s e b a c h . Vegetation der Erde. I. 2. Aufl. j e