und den Verzweigungen des Parime-Gebirgs sich weithin ausdehnen,
verdanken sie indessen diesen Höhenzügen ihre trockene Jahreszeit!
Von den einförmig ebenen Llanos unterscheiden sich dieselben durch
ein hügeliges Relief und werden häufiger von grösseren und kleineren
Waldinseln unterbrochen. Sie haben eine einfache Zenithregenzeit,
die von Ende April bis Juli oder Anfang August dauert,
aber auch in anderen Jahrszeiten durch reichliche Thaubildungen
einigermaassen ersetzt werden kann. Auch sind hier die meisten
Bäume der Waldung immergrün, die Arten wenig von denen des
Urwalds verschieden, nur nicht so hoch und üppig in ihrem Wüchse.
Der Wald begleitet die Savanenflüsse oder entsteht da, wo der Boden
die Fcuchtigkeit zurückhält, und ertheilt demselben einen stärkeren
Humusgehalt. In den sumpfigen Niederungen herrscht auch hier die
Mauritia-Palme.
Anders verhalten sich die Holzgewächse, die mit der dürren
Grasflur selbst sich mischen und ihren Winterschlaf theilen. Kleine
Gi uppen von Gesträuchen sind entweder durch anmuthige Belaubung
oder durch reichen Blüthenschmuck ausgezeichnetl6) . Die
vereinzelten Bäume der Savanen bleiben krüppelhaft oder tragen
eine unschön gekrümmte Verzweigung. Zum Theil sind es weiter
verbreitete Arten, wie die Proteaceengattung der Llanos [Rhogala),
und dieselbe Dilleniacee [Curatella] , welche die Savanen Centralamerikas
bewohnt. Aber auch in diesem Formenkreise, dem sich
Myrtaceenbäume zugesellen, erscheint Guiana vor den westlicher
gelegenen Landschaften bevorzugt. Es zeigt sich, verglichen mit
den Llanos von Venezuela, in diesen Holzgewächsen, wie sehr die
dmch das Relief bedingte Ungleichheit der Standorte und der Bodenmischung,
sowie die stärkere Berieselung durch fliessendes Wasser
die Mannigfaltigkeit der vegetabilischen Erzeugnisse erhöht.
Die Savane selbst ist in Guiana neben ihrem Graswuchs reich
a.n rauhhaarigen Cyperaceen und mit einer Menge von verholzenden
Stauden und schön gefärbten Blüthen erfüllt. Im Frühling gleicht
sie einem nordischen Wiesenteppich : aus dem zarten Grün, so schil-
deit sie Schomburgk, leuchten die blauen und hellrothen Blüthen-
farben von Xyndeen und Gentianeen [Schultesia) , ganze Strecken
einnehmend, wie Blumenbeete hervor, zwischen ihnen die weissen
Sterne einer Amaryllis, die Orchideen (.Habenaria), an den verdorrten
Halmen rankende oder aufrechte Leguminosen (Phaseoleen), Malva-
ceen mit grossen Blüthen und andere Stauden in seltener Ero-iebio--
o o
keit. In der Mitte des Oktober verliert die drei bis vier Fuss hohe
Grasflur ihre grüne Farbe und wird nun mit einem reifen, aber »sehr
dünn gesäeten Getraidefelde« verglichen, wo die Hitze den verdorrenden
Ueberresten der Vegetation ein gelbes oder fahles Kolorit
ertheilt. Mit dem Eintritt der Regenzeit treiben die Knospen rasch
wieder aufs Neue, manche Blüthen erscheinen schon vor der Entfaltung
der Blätter, andere mit ihnen, und in kurzer Zeit ist das
üppige Grün mit seinem sonstigen Farbenschmuck wiederhergestellt.
Für die äussersten Gegensätze der Dürre und Feuchtigkeit
bieten, wie in Mexiko, auch in diesem Florengebiet die succulenten
Cacteen einen Maassstab, die an der Bai von Choco ganz fehlen und
an der Küste von Venezuela zuweilen die herrschende Vegetation
bilden. Am Meeresstrande von La GuayraI7) besteht dieselbe aus
ästigen Cereen und Opuntien, den heissen Felswänden entspriessen
die Melocacten, die Mamillarien suchen beschattete Standorte auf.
So verbreiten sich hier die Cacteen, vermischt mit ärmlichem Gesträuch
, vom Ufer bis zum Niveau von 2000 Fuss, wo die Waldungen
beginnen, deren Wolkenbildung sie von der dürren Küstenregion
unterscheidet.
Regionen. Die Küstenkette von Venezuela steht zwar mit den
Anden in Zusammenhang, aber nur in den Umgebungen des Sees
oder Golfs von Maracaibo erhebt sie sich in zwei abgesonderten
Gebirgsknoten über die Baum- und Schneegrenze bei Santa Marta
i i ° N. B.) und bei Mericla (8° N. B.). Unabhängig von der geographischen
Breite finden wir hier die Schneelinie im Niveau von
14000 Fuss, also in derselben Höhe wie in Mexiko. Die Waldgrenze
hingegen soll in der Sierra Nevada von Merida schon bei 8300 Fuss
erreicht werden l8) . Die Silla von Caracas und das Parimegebirge von
Guiana überragen die Höhen, die der Bewaldung zugänglich sind,
nicht. Aber ein grosser Theil der Berge in Guiana ist kahl und mit
Grasmatten nebst beigemischten niedrigen Gesträuchen bedecktI0).
Die Anordnung der Regionen in diesem Theil Südamerikas hat daher
eine grössere Aehnlichkeit mit Abessinien als mit Mexiko. Da es
in Guiana an der dem Baumwuchse entsprechenden Feuchtigkeit
nicht fehlt, so scheint der Wald in den höheren Lagen nur deshalb
zurückzutreten, weil die dortigen Vegetationscentren Baumarten
eines gemässigt warmen Klimas nicht erzeugt haben, weil die Eichen
und Coniferen Mexikos nicht vorhanden sind.
Noch weniger bewaldet ist die Silla von Caracas, schon hier