S ah ara bis an das Mittelmeer selbst re ich t : sobald man die Gärten
von Tripoli verlassen hat, sag t E . V o g e l66), beginnt die Wüste.
Weiter ostwärts verläuft die Nordgrenze der S ah a ra über die Hochfläche
von B a rk a [3 2 ° N . B .] 6?) , erreicht dann (abgesehen vom
Nildelta) aufs Neue die S e eküste und berührt sich im Süden von
Palästina zum letzten Male mit der Mediterranflora. E in ig e Stunden
südlich von Hebron (31V20 N. B .) liegt der merkwürdige Wendepunkt,
wo drei Vegetationsgebiete an einander stossen, wo die
immergrünen Eich en Palästinas aufhören, die Wadis des steinigen
A rabien beginnen und o s tw ä r ts , über das eingesenkte Jordanthal
hinaus, sich Wüste und S tep p e begegnen. V on Marokko bis Syrien
steht demnach die S ahara der Einwanderung von Mediterranpflanzen
offen, vom todten Meere bis zum persischen Meerbusen ist die Vermischung
der S tep p en - und Wüstenpflanzen in noch höherem Grade
erleichtert. Doch sind nur wenige F o rm en des Mittelmeergebiets,
wie der Oelbaum und der Oleander, in die Oasen eingedrungen. Ob
die Grenzen des Winterregens in A rab ien ebenso sch arf durch die
Veg e ta tion ausgeprägt sind, können erst künftige Forschungen lehren,
da die F lo ra des Inneren von A rab ien noch ganz unbekannt geblieben
ist.
Indessen lässt sich doch schon jetzt erkennen, dass das Klima
der S tep p e und Wüste in A rab ien von entscheidendem-Einflusse auf
die V eg e ta tion ist und dadurch die geschichtliche Entwickelung des
L an d e s bestimmt hat. Was man arabische Wüste nennt, entspricht
dieser Bezeichnung nur zum T h e i l : denn weit ausgebreitet ist hier
die S tep p e mit Winterregen, wo im F rüh lin ge der Boden ein reiches
Weideland darbietet und mit blühenden Kräute rn überall geschmückt
ist. Dies ist das L an d der Beduinen, der arabischen Wanderstämme,
die nach der Weise der Patriarchen von ihren Heerden sich ernähren
und weithin, wie früher bemerkt wurde, nach S y rien eindringen.
Nur vorübergehend hat sich au f dem Schauplatz ihrer Wanderungen
in der Nähe des Jord an , des westlichen Grenzflusses, in den verlassenen
Städten des Hauran eine sesshafte Be völke rung niedergelassen
und sich dann wieder vor den Nomaden zurückgezogen.
Die höhere Geistesbildung des A rab e r s , die selbst in die europäische
Civilisation einst mächtig eingreifen konnte, ist von den südlichen
Wohnorten der Wüste ausg egang en, wo die G eb irge Oasen und die
Oasen Dattelkultur und A ck e rb au hervorriefen, wo die Bevölkerung
sich dauernd in Städten, Staaten bildend, vereinigte.
Arabien lieg t in solcher R ichtung dem afrikanischen Sudan
gegenüber, dass es im Süden der Stepp en , wie die Sahara, von dem
regenlosen Passatwinde .in allen Jahrszeiten getroffen wird. A b e r
nur der dritte T h e il der Oberfläche ist unveränderliche W ü s te 68):
denn die arabische Halbinsel hat den grossen V o rzu g vo r der afrikanischen
Sahara, dass ihre Küsten von R an dgebirg en umschlossen
werden, die wenigstens im Südwesten und Osten breit und fruchtbar
sind, dass aber auch im Innern sich einzelne grössere B e rg lan d schaften,
wie Shome r (28— 26° N. B.) und Nejed (2 5 °), erheben,
die vermöge ihres reichlichen Winterregens Sitze des Wohlstands
und der K u ltu r geworden sind. S o fand Palgrave, der erste gebildete
E u ro p ä e r , der R ia d , die Hauptstadt von N e jed , erreichte,
Staatsform und L ebensw eise daselbst auf gleicher Höhe mit den
übrigen Reichen des Islam. Die Grenze der S tep p e und Wüste ist
also auch hier, wie in A lge rien , die Grenze der Viehzucht und der
Dattelpflanzungen. A u ch die arabische Wüste verdankt ihre Oasen
und ihr unterirdisch strömendes Wa sser den Niederschlägen, welche
die Erh ebun g des Bodens zu Gebirgen veranlasst. Wie weit aber
auf dem v ie l höher als die S ah ara gelegenen, arabischen Tafellande
selbst die Winterregen nach Süden reichen, ist wenigstens im Inneren
des L an d e s noch nicht genau bekannt. A u f der Sinai-Halbinsel
sind die Niederschläge ungewiss, weiterhin reicht die Steinwüste
wenigstens bis in die Nähe des todten Meers [ 3 1 ° N. B .] 6s ) , aber
im Inneren schweifen die Beduinen bis zu den centralen B e rg lan d schaften,
und finden im Nufud ( 3 1— 28° N. B .) bis zu den Grenzen
von Shome r das reichste Weideland. Hier beginnt erst jenseits
der Gebirgsoasen die grosse Wüste Dahna, die sich bis zu den
südlichen R an d gebirg en ausdehnt, und, von den Nomaden unbetreten,
weder Wadis noch Oasen zu enthalten scheint (24— 1 5 °
N. B . j . In A rabien also weichen die Grenzen der S ah ara weiter
nach Süden als irgendwo sonst, weil durch das R an d g eb irg e
auch den S e ew in d en , die dem Passat begegnen, die F euchtigke it
entzogen wird.
Jense its des persischen Golfs ist der Küstensaum bis zur Mündung
des Indus der S ah ara ähnlich, die V eg e ta tion als ein U eber-
gang zur Steppenflora zu bezeichnen. Jense its des Indus sind dann
noch einmal mit dem regenlosen K lim a im T ie flan d e von Sind und
Rajwara die Bedingung en der afrikanischen Wüste vollständig ausgeprägt.
D a aber hier kein Passat herrscht, sondern die Herrschaft
Gr i sebach, Vegetation der Erde. II. 2. Auf!. 7