aus verzweigt ist, den einzigen Strauch, dessen Heimath afrikanisch
ist (.Myrsine africana) und der, vom Kaplande und aus Abessinien
bekannt, wohl nur durch Vögel, die seine Beeren aufsuchen, verbreitet
sein kann. Die übrigen Sträucher der Maquis sind wiederum
ein Gemisch von endemischen, atlantischen und europäischen Arten
(endemisch sind die Ericeen Erica azorica und Vaccinium cylindraceum,
atlantisch V. maderense und IlexPerado, europäisch Daphne Laureola).
Unter den wenigen Pflanzen, welche an den höchsten Abhängen des
Kraters von Pico (5200 bis 7100 Fuss) in den Spalten der Lava
übrig bleiben, bemerkt man Anfangs neben einer Ericee von der
Küste des biscayischen Meerbusens (.Daboecia) noch dieselbe endemische
Erika, die fast allen Regionen gemeinsam ist (bis 6000 Fuss),
zuletzt aber als einziges Gestrüpp die europäische Calluna: ausser
dieser werden nur noch zwei Stauden und eine Graminee genannt,
die gleichfalls von Europa eingewandert sind.
So freudig grünend der feuchte Boden der Azoren von geselligen
Pflanzen bekleidet wird, so ist die Flora doch einförmig und ärmer
als auf den dem Festlande näher gelegenen Inseln. Noch nicht
500 Arten von Gefässpflanzen [478)7) wurden durch umfassende
Forschungen bis jetzt aufgefunden, und der Antheil der eigenen
Vegetationscentren an der Flora ist geringer als dort. Die Zahl der
atlantischen .A.rten beträgt nur 7 bis 8 Procent (36), und ungefähr
ebenso gross ist die der endemischen Gewächse (40). Man sollte
meinen, dass mit dem wachsenden Abstande vom Festlande die
Eigenthümlichkeit der Vegetation zunehmen werde, aber gerade das
Gegentheil ist der Fall. Madeira weicht von Südeuropa und Nordafrika
in höherem Maasse ab als die Azoren. Und dies gilt nicht
bloss von der Zahl, sondern auch von dem Bau der endemischen
Pflanzen. Während auf den beiden andern atlantischen Archipelen
Gattungen auftreten, die mit den europäischen nicht verwandt sind,
steht der Endemismus der Azoren durchgehends in naher Beziehung
zu dem Kontinent, von dem die eingewanderten Pflanzen abstammen,
zu den Küsten, mit denen sie klimatisch am meisten übereinstimmen,
nicht, wie man geglaubt hat annehmen zu dürfen, zu höheren
Breiten, als unter denen sie selbst liegen. Nur zwei endemische Gattungen
haben sie geliefert, beide Synanthereen und beide europäischen
nahe stehend [Seubertia neben B e llis , Microseris neben
Pzcris). Die einzigen Fälle, wo der Bau der endemischen Arten auf
andere Vegetationscentren hinweist, beziehen sich auf Nordamerika:
dies sind zwei Orchideen {Habenarid), eine Umbellifere (.Sanicula)
und die Vaccinien, von denen nur die eine Art endemisch, die andere
atlantisch ist.
Die endemischen Gewächse vertheilen sich unter 29 Gattungen
und 19 Familien: bei ihrer geringen Zahl hat es kaum ein Interesse,
die Reihenfolge der Familien anzugeben. Die meisten Arten enthalten
die Synanthereen (6) und die Cyperaceen (6 Arten von Car ex).
Obgleich die neun Inseln keineswegs nahe zusammenliegen, ist eine
Verschiedenheit ihrer endemischen Erzeugnisse wenig bemerkt
worden. Als merkwürdigtes Beispiel wird angeführt1), dass die einen
kleinen Strauch bildende Glockenblume der Azoren (Campamda
Vidalii) nur auf einem einzigen meerumspülten Felsen unweit der
Ostküste von Flores gefunden ward. In diesem Fall wäre nicht eine
Einschränkung ihres ursprünglichen Wohngebiets, sondern ein unverändertes
Fortbestehen der Pflanzen auf demselben anzunehmen,
Sie verharrte an dem Orte, wo sie entstanden war, ohne sich weiter
auszubreiten, weil sie auch die nächste Küste nicht erreichen konnte:
denn wie sollte eine so kräftige Organisation von den Inseln verdrängt
sein, da sie sich mit einem Felsboden begnügt, auf dem sie
vor einwandernden Pflanzen gesichert war ? Erst durch die Kultur
in europäischen Gärten haben die Individuen dieses Gewächses sich
vervielfältigt, welches an seinem einzigen Wohnorte ein Vegetationscentrum
in seinem ursprünglichen Zustande vor Augen führt.
2. M A D E IR A . Der Archipel von Madeira (330 N. B.) umfasst
die Hauptinsel und ihre Satelliten, Porto Santo und die Desertas;
die Entfernung von der afrikanischen Küste beträgt etwa 100 g.
Meilen, von Portugal um die Hälfte mehr. Das Klima8) ist wärmer
und weniger feucht als auf den Azoren, aber der Unterschied nicht
so erheblich, dass die Vegetation dadurch wesentlich beeinflusst
würde. Wurde die Jahrestemperatur von S. Miguel mit der von
Cadix verglichen, so giebt es in Andalusien doch auch Orte, die
ebenso warm sind wie Funchal auf Madeira. In dieser an der Südseite
der Insel gelegenen Stadt ist die Hälfte des Jahres beinahe
regenfrei (Mai bis Oktober), aber die dem Sommerpassat ausgesetzten
Bergabhänge haben ihre Wolkenbedeckung und ihre Elevationsniederschläge,
wie auf den Azoren, in jeder Jahrszeit: es überwiegt
indessen auch hier der Winterregen.
Madeira wurde bei seiner Entdeckung unbewohnt und in den
wohlbewässerten Thälern bis zum Meeresufer bewaldet gefunden.