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 den  Savanen  an  der  Südküste  Javas  zu  lichten  und  unvermischten  
 Beständen  sich  vereinigen,  sie  erheben  sich,  frei  von  Lianen  und  
 Epiphyten,  über  der Grasmatte  des Kalkbodens28). 
 Der Uebergang  der Lorbeer- zur  Olivenform  und  dieser  zu  der  
 schmalen  Blattgestalt  der Nadelhölzer  ist  in  den  indischen  Coniferen  
 dargestellt  \Podocarpus\  f   ,  welche  die  oberen  Waldregionen  der  
 javanischen Gebirge  bewohnen.  Zuletzt  geht  die Blattnadel  in  der  
 australischen Casuarinenform  ganz  verloren,  bei welcher durch blattlose  
 Zweige  die Thätigkeit des Laubes  ersetzt wird.  Die Casuarinen  
 (■C.  equisetifolia),  anscheinend  vom australischen Kontinent  aus verbreitet, 
   werden  an  den  sandigen Küsten  des  tropischen Asiens bis zu  
 den  Südseeinseln  zu  einer  bedeutenden Landschaftsform,  aber  sie  
 treten  auch  in  den Gebirgen  der Sundainseln  auf  [C.  Montana)  und  
 bilden  hier  an  gewissen  Orten  die  sogenannten Tjemoro-Wälder  
 (4500—9500  Fuss)  ,  deren Boden  dürr  und  kahl  ist28)  ,  und wo  die  
 gemeinsamen Bedingungen  ihres Vorkommens  zu  erkennen sind.  In  
 dem  porösen Erdreich,  in  welchem  sie  sowohl  am  Meere  als  im  Gebirge  
 wurzeln,  werden  die Niederschläge  nicht zurückgehalten,  auch  
 ist  die  Humuserzeugung  aus  Blattnadeln  oder Casuarina-Zweigen  
 geringfügig.  Dasselbe Verhältniss  kann aber auch  durch verminderte  
 Niederschläge  bedingt  sein,  und  auf  diese  Weise  nähert  sich  die  
 Lebenssphäre  dieser Baumform,  ebenso  wie  die  der Eukalypten auf  
 Timor,  den  klimatischen Bedingungen  der  australischen  Flora.  In  
 den  Battaländern  des  nördlichen  Sumatras,  wo  die  Grenzen  der  
 Regionen  hinabrücken,  sind  die Berg-Casuarinen  von  einer Kiefer  
 mit  langen  Blattnadeln  (.Pinus Merkusii)  begleitet:  die  Pinus-Arten,  
 welche  von  hier  aus  über  die Gebirge Hinterindiens mit den  chinesischen  
 in  Verbindung  stehen  und  sodann  auf  dem  Himalaja  an  
 Mannigfaltigkeit zunehmen,  scheinen nach  Süden  den Aequator nirgends  
 zu  überschreiten. 
 In  den  feuchten Tropenklimaten  entfalten  die  Lianen  und Epiphyten  
 das  reichhaltigste  Bild  unter  allen  Vegetationsformen  des  
 Jungle.  Der Mannigfaltigkeit  dieses  Schmucks  der  Bäume  gegenüber  
 erscheinen  die  selbständigen  Gestaltungen  verhältnissmässig  
 einförmig,  ein  einziger Stamm  gleicht mit seinen Verzierungen einem  
 Treibhause, wo die verschiedensten Gewächse vereinigt sind.  Suchen  
 sie  dem  schlammigen Boden  zu  entfliehen,  oder  ist  es  die Energie  
 des  durch  feuchte Wärme  geförderten  Lebens,  welche  diese höchste 
 Raumbenutzung  veranlasst?  Auch  das  üppige Wachsthum  hat  seine  
 Schranken,  nicht  allein  in  der Nässe  des Erdreichs,  sondern  auch  in  
 der Beschattung durch die dichten Laubkronen,  wodurch die Sonnenstrahlen  
 gehindert  werden,  in  die  Tiefe  des  Jungle  einzudringen.  
 Alles  strebt nach  aufwärts,  dem Lichte  entgegen,  welches  zur Verarbeitung  
 der  Nährstoffe  nothwendig  ist.  Wie  aber  dieser Zweck  
 genügender Beleuchtung wirklich  erreicht werden  kann ,  darüber  ist  
 auf  die  Darstellung  des  südamerikanischen Urwalds  zu  verweisen,  
 wo  die  nähere Erforschung  dieses Verhältnisses  zuerst unternommen  
 wurde.  Hier wollen wir  nur  vorläufig  voraussetzen,  dass,  je  mehr  
 ein Gewächs  von  dem  beschatteten Boden  sich  zu  entfernen vermag,  
 desto  sicherer  ihm  auch  die  Lichtquellen  des  Waldes  zu  Gebote 
 Die  Lianen  erreichen  diesen  Zweck  durch  ihr  Längenwachsthum. 
   Die Verdickung  des  Stamms  ist  aufgegeben,  um  die  Entwickelung  
 der  Stengelglieder  zu  fördern,  sei  es  dass  gar keine Verholzung  
 eintritt,  wie  in  der  Convolvulusform,  oder  dass,  wie bei  den  
 tropischen Lianen  im  engeren  Sinne,  nur  das Anwachsen  im Querdurchmesser  
 beschränkt bleibt.  Je höher  aber  die Axe  wird,  desto 
 weniger  ist  sie  fähig,  die Last  der  seitlichen  Organe  zu  tragen,  diese  
 Leistuno- wird  daher den  stützenden Bäumen  überlassen.  Schon  die  
 morphologische  Seite  dieser  Aufgabe,  durch  wechselnde  Wachsthumsrichtungen  
 und durch Umbildung  der Sprossen wirksame Halt-  
 organe  herzustellen,  wird  auf die verschiedenste Weise  erfüllt.  Das  
 Gewicht  der  oberen Theile,  die Berührung mit fremden Körpern,  der  
 Lichtreiz  selbst wirken  dabei  auf die  Spannungen  des Gewebes,  die  
 auf die Richtung  der  Axe  von  Einfluss  sind.  Die  Untersuchungen  
 Darwins  geben  davon  einen  Ueberblick,  der  die  Erscheinungen  
 ziemlich  vollständig  umfasst,  aber  ihren Mechanismus  weiterer  Forschung  
 übrig  lässt.  Ebenso mannigfaltig,  wie  die Entwickelung,  ist  
 auch  das physiognomische Bild  der Lianen  im  Jungle,  wie  dasselbe  
 auf  den  Landschaftszeichnungen  von  Kittlitz 3°)  aus  den  Karolinen  
 und Marianen,  von Rugendas  und Martius  aus Brasilien  übereinstimmend  
 aufgefasst  wird.  Am  Stamme  haftend  wie  der Epheu,  ihn  
 umwindend  wie  der  Hopfen,  sich  durch  Ranken  befestigend  wie  
 der Weinstock,  fügen  sie  diesen bekannten Formen  der gemässigten  
 Zone unter den Tropen  die  gegenseitige Verknüpfung und  dieBlatt-  
 losigkeit  der  unteren  Axentheile  hinzu,  indem  sie,  sich  streckend,  
 sich verschlingend  oder  in Schraubengängen  verflechtend,  Laub  und