Bedingungen sich daher leichter unterscheiden lassen, so ist hier die
Erscheinung aus dem mittelbaren Einflüsse des Meers leichter abzuleiten.
Sänke die Fichtengrenze von der nördlichen Schweiz (48°)
bis zum Gausta (60 °) gleichmässig mit der wachsenden Polhöhe
herab, so müsste sie in der Breite des Harzes (52 °) ein Niveau von
4500 Fuss erreichen, und bei 4400' sah Goeppert in der That die
höchsten Fichten des Riesengebirgs (51 °).
Die Vegetation der Sudeten ist der der Cent ra l -Ka rpa t en
nahe verwandt, von denen sie nur durch den Thaleinschnitt der
Jablunka getrennt werden. Um so merkwürdiger ist, wie plötzlich
die Baumgrenze um etwa 1000 Fuss und in der alpinen Region das
Krummholz der Tatra sogar um 1600 Fuss höher ansteigt. Allerdings
nimmt von Schlesien bis zum Fusse der Karpaten is6) die Sommerwärme
nicht unerheblich zu und zugleich wird der Winter strenger.
Aber von grösserer Bedeutung ist hier die plastische Bildung beider
Gebirge. Der Tatra besteht aus einer gedrängten Gruppe von steilen,
alpinen Gipfeln auf einer hochgelegenen, bewaldeten Grundfläche:
die Masse der Bodenanschwellung, deren höchste Pässe beinahe die
Schneelinie erreichen, ist es, welche hier eine langsamere Abnahme
der Sommerwärme in vertikalem Sinne bewirken wird als auf den
schmalen Kämmen der Sudeten. Eigenthümlich ist das Verhalten
der Buche, die in den Karpaten an der Elevation der Baumgrenzen
keinen Theil hat. Sie steigt am Kriwan, dem westlichsten Hochgipfel
der Tatra, wenig höher (3900 Fuss) als in gewissen Theilen
des Riesengebirgs, im Innern jener alpinen Gruppe bleibt sie noch
unter diesem Niveau zurück (bis 3100 Fuss). Sie erleidet eine Depression,
weil sie eine Verkürzung der Vegetationsperiode unter ein
gewisses Maass nicht erträgt: es ist der erste Fall, dass ein kontinentaler
werdendes Klima nicht durch die gesteigerte Sommerwärme,
sondern durch die Dauer des Winters und also beschränkend auf das
Gedeihen eines Baums einwirkt.
Die centralen Karpaten haben auch in sofern ein besonderes
Interesse, als hier die Lärche und die Arve unter den Waldbäumen
vertreten sind, wodurch eine unmittelbare Vergleichung mit den unter
entsprechender Polhöhe gelegenen, sibirischen Gebirgen möglich
wird, wo dieselben Bäume die Waldgrenze bilden. Das mittlere
Niveau, zu welchem am Al tai die Wälder sich heben, beträgt
6000 Fuss und liegt 1200 Fuss höher als die Arve, 1400 Fuss höher
als die Lärche auf dem Tatra ansteigt. Der westliche Altai erhebt
sich frei aus dem Tieflande, die Erscheinung kann daher als ein einfacher
Ausdruck der Wirkungen des Kontinentalklimas auf die Höhengrenzen
dieser Bäume aufgefasst werden, die daselbst am höchsten
ansteigen und mit denen der Karpaten entweder identisch oder nur
klimatisch verändert sind. Anders verhält sich der östliche Altai
oder die Kette des Sajangebirgs, welche an die hohen Steppen Dau-
riens ang'renzt und durch eine weitere Elevation der Lärchengrenze
(bis 6850 Fuss) den Plateaueinflüäs ‘dieser zum System der Gobi gehörigen
Landschaften erkennen lasst ‘ aus deren 2500—3000 Fuss
hoher Grundfläche jener alpine Wall siqh. qrhebt. Hier steigt die
sibirische Varietät der Lärche an der Südseite des fast 11000 Fuss
hohen und doch von Firn und Gletschern grossentheils entblössten
Munku-Sardik 2250 Fuss höher an als die europäische am Tatra.
Jenseits des Baikal-Sees, wo diese Einflüsse des trockeneren Klimas
auf die Sommerwärme aufhören,, finden wir im Apfelgebirge auch
die Arve wieder in fast ebenso tiefem Niveau wie im westlichen Altai.
Ein ähnliches Verhältniss zeigt sich auch bei der Birke, die im Sajan
höher ansteigt und in den feuchten Umgebungen des Baikals die
tiefste Depression erleidet.
Die Breitenzone der Alpen fällt am schwarzen Meere bereits in
das Steppengebiet, und die Lage-der. Regionen, welche von der
Auvergne bis Siebenbürgen der geographische Zusammenhang verbindet,
ist von den Unterschieden des Klimas weniger als von dem
Bau der Gebirge abhängig.
Auv e rgne [45 0 N. B.] IS7).
Waldregion bis 4600'. . . . .
Fichte (Baumgrenze) . . *. *. ”bts 4600'. • ■ • •
Edeltanne..........................•• •• ’bi« 4500'-. •
Bergwiesen mit alpinen Bestandtheilen.• ■ 4600'- bis 580° (Gipfel).
Jur a [470 N. B.] I58).
Waldregion bis 4600'. ................. ....
Fichte und Edeltanne (Baumgrenze-, aber geschlossener Wald nur 2150'
. . . bis 3400'). . . . . . . .
Buche . . .............................. -bis 2800'-. • ■ •
Weinkultur.............................. bis 1700'.
Alpine Region. 4600'—5300' (Gipfel).- • • •
Vogesen-[48-° N. B.} IS9)".
Waldregion bis 4000'.
Alpine Region 4000' bis 4400' (Gipfel).