plicirte, welche darüber verflossen sind. Das Gesetz Linsser’s (S. 34) lautet: »die
an zwei verschiedenen Orten den gleichen Vegetationsphasen zugehörigen Summen
von Temperaturen über o° sind den Summen aller positiven Temperaturen beider Orte
proportional.« Hiebei ist es physiologisch nicht zulässig, dass der Gefrierpunkt als
Grenze der Vegetationszeit angenommen ist, da, wie A. de Candolle bemerkte, der
Anfangspunkt der vegetativen Entwickelung bei verschiedenen Pflanzen auf verschiedene
Temperaturen fallen kann: für das Ergebniss der Berechnung wird dies von
geringem Einfluss sein. Ebenso ist es gleichgültig, ob mit Temperatursummen oder
mit Mittelwärmen der einzelnen Vegetationsperioden gerechnet wird, vorausgesetzt
dass sowohl Warme als Zeit .in der Formel vertreten sind, d. h. sowohl die Abscissen
als die Ordinaten der Temperaturkurve in Betracht gezogen werden. Man würde schon
zu denselben festen Werthen kommen, wenn man nur die Tage einer Vegetationsperiode
mit dei Summe der Tage der ganzen Vegetationszeit dividirte, da für eine gegebene
remperaturkurve in den Abscissen (den Tagen) schon die Ordinaten (die Temperaturgrade)
enthalten Sind. Hie mit erledigen sich auch, wie ich glaube, die Einwürfe,
welche Sachs (Pringsheim’s Jahrbücher, 2.S.372) gegenBoussingault’sTheorie daraus
ableitete, dass es für die Keimung eine Temperatur der raschesten Entwickelung giebt
indem Dauer der vegetativen Processe und Wärme sich in mittleren Werthen aus-
gleichen.
Wenn ich in dem Linsser’schen Gesetze nur eine Bestätigung des Boussingault’sclien
erkennen kann, so ist doch zu erinnern, dass, wie aus den im Texte von mir angeführten
Thatsachen erhellt, demselben keine Allgemeingültigkeit zukommt. Abgesehen
von den Einschränkungen der Boussingault’schen Lehre, welche schon früher aus der
Tageslänge abgeleitet wurden, äussert sich die Akkomodation einer Pflanze an ein
fremdes Klima nicht bloss in einer Verschiebung der Entwickelungszeiten und darin,
dass sie sich mit einem geringeren Maass von Wärme begnügen kann, als sie in ihrer
Heimath empfangt, sondern sie beruht auch auf dem viel merkwürdigeren Verhältniss,
dass sie zu gewissen Zeiten demselben Wärmereiz widersteht, der sie in anderen
Monaten zur Entwickelung treibt. Die neuen Thatsachen, welche Linsser’s Abhandlung
enthalt, liegen auch auf diesem dunkeln , physiologischen Gebiete. Er weist ein
wirkliches AkklimatisationsVermogen bei gewissen Spielarten von Cerealien nach, die,
nachdem sie in einem Klima von kurzer Vegetationszeit sich ausgebildet hatten, in
südlichere Gegenden versetzt, die beschleunigte Entwickelung beibehielten. DieNach-
richten über dieses Verhältniss rühren von Rupr e cht her (S. 39) , der die Angabe
Sc -hübeler ’ s, dass die in Lappland gebaute Gerste in Christiania 55 Tage nach
der Saat reif wurde, während die aus südlicheren Gegenden abstammende daselbst
einer Vegetationszeit von 88 bis 96 Tagen bedurfte, durch eine ähnliche Erfahrung
aus Russland bestätigt und erweitert hat.
50- Gr i s e b a ch, Reise durch Rumelien, 1. S. 3 1. 45. — Heer in den Verh.
er Schweizer Naturforscherversammlung in Glarus, 1851. S.54 (vergl. B i b i , d e G en e v e ,
1 52 u. Bot. Zeit. 1853). Die Belaubung der zu Funchal gepflanzten Eichen {Q u e rcü s
p e d u n c u la t a ) im Februar wurde, wie von Pleer, so auch von Schacht (Madeira,
b. 1 15) und Hartung (Azoren, S. 74) beobachtet. Indessen kommen nach Hartung
einzelne Bäume vor, die schon um Weihnachten ihr junges Laub entfalten. Solche
Ausnahmen sind individuelle Erscheinungen oder pathologische Zustände, die beweisen,
dass die V iderstandskraft gegen die zu unpassender Zeit eintretende Temperatur
eine Grenze hat. Hiemit ist die Herbstblüthe zu vergleichen, die bei warmer Witterung
zuweilen an Obstbäumen eintritt, und die in Madeira (das. S. 69) bei gewissen Arten
zu einem allgemeinen Phänomen wird, besonders beim Pfirsich, auch bei einer der
atlantischen Laurineen (O r e o d a p h n e fo e t e n s ) . Die Plerbstblüthen des Pfirsichs aber
werden entweder gar nicht befruchtet, oder liefern im Frühjahr wenige Früchte von
holziger Beschaffenheit, wogegen die normale Blüthezeit auch dort in den Frühling
fällt, wie die Fruchtreife in den Spätsommer. Wie sehr hiebei das Sinken und Steigen
der Temperatur ins Gewicht fällt, geht auch aus einer andern Beobachtung Hartung’s
(das. S. 77) über die Vegetationszeit des Weizens in Madeira hervor, dessen Ernte zu
derselben Zeit stattfindet (Ende Mai oder Anfang Juni), obgleich die Saat je nach der
Lage der Felder entweder im December oder auch 6 bis 8 Wochen später bestellt
wird.
51. Die Temperatur der Vegetationszeit ist nach den Angaben in Dove’s Temperaturtafeln
berechnet, das Eintreten der trockenen Jahrszeit, als Schluss jener Periode,
nach seiner Uebersicht der Regentage in Südeuropa (klimatol. Unters. S. 106, 115).
Die Temperatur von Madrid ist aus Garriga’s Messungen (Note 11), die von Janina
aus Schläfli’s Schrift (Note 32) abgeleitet : der letztere Verf. bemerkt zwar, dass die
Wiesen am See erst im April grün werden, aber es ist anzunehmen, dass schon der
März zur Vegetationsperiode gehöre, da angeführt wird, dass der Mandelbaum schon
zu Anfang dieses Monats blühe. Die Angaben über die Vegetationszeit von Madrid
rühren von Reut er her (E s s a i s u r la v é g é t a t io n de la n o u v e lle C a s t ille , p. 12), ‘die
über Dalmatien von Vi s i an i [ F l. d a lm a t ic a ) , die über Cypern von Gau d ry [R e c h e r ches
s c ien t ifiq u e s en O r ie n t , p. 124.)
52. G a i l e s i o , t r a i t é d u C i t r u s ; A . de C a n d o lle , G é o g r a p h ie b o ta n iq u e , p. 868.
53. B o i s s i e r , V o y a g e e n E s p a g n e , p. 113. Auf Willkomm’s Vegetationskarte
von Spanien umfasst die Kulturgrenze der Citrus-Arten nur die drei Küsten von Siid-
galicien bis Catalonien, aber Boissier bemerkt, auf die Angaben von Gay sich stützend,
dass sie auch an der Nordküste (in Asturien) fortkommen.
54. Vertikale Verbreitung der Agrumen (vergl. Note 6 u. 7):
Granada: bis 2000' (Boissier a. a. O.).
Nizza: bis 1200—1300' (Daum, Bemerkungen S. 103).
Aetna: bis 1900' (Philippi a. a. O., jedoch nach Gemellaro hier ebenso hoch ansteigend
wie der Oelbaum).
Cypern: bis 1500' (Unger, Cypern, S. 355).
55. Unge r , daselbst S. 459.
56. G r i s eb a ch, Reise durch Rumelien, 1. S. 282.
57. Durch Nichtbeachtung des Variationskreises ist Qicercus A e g i lo p s als Ait sehr
verdunkelt worden. WiewohlLinné sie irrthtimlich nach Spanien versetzte, ist sein Name
doch nur auf die durch ihre grossen Eicheln ausgezeichnete Velani-Eiche zu beziehen,
da er auf den Plandel mit diesen Früchten ausdrücklich Bezug nimmt. Erneute Untersuchungen
führten mich zu demselben Ergebniss wie Hooker (L i n n . T r a n s a c t .
23. p. 384). Ich berichtige daher, nun auf ein weit grösseres Material mich stützend,
meine frühere Auffassung, indem ich die vier genannten Arten auf folgende Weise
unterscheide: i°. Q. A e g i l o p s L . , H o o k . Blätter eiförmig-oblong, selten schmaler
(Q. t r o ja n a J . S p ., Q. A e g i lo p s O l i v ) , unterwärts meist grau-behaart : Lappen gewöhnlich
abgerundet oder mit kurzer Spitze; Becher gross mit schmalen, langen, zurückgeschlagenen
Schuppen. Syrien u. Kleinasien bis zu den jonischen Inseln (Oliviei).