VIII.
SUDAN.
K l im a . A ls V eg e ta tionsg ebiet von Sudan werden alle Landschaften
A fr ik a s zusammengefasst, in denen tropische, dem Zenithstande
der Sonne entsprechende Regenzeiten Vorkommen. V on Küste
zu K ü ste reichend, wird dieses Gebiet in beiden Hemisphären durch
den 20. Parallelkreis begrenzt, sofern man von gewissen Abweichungen
absieht, unter denen die bedeutendste die Erweiterung zu
einem langgestreckten Schenk el an der Südostküste von NataHst,
wo die tropischen R e g en bis zum 30. Grade S . B . bemerkt werden.
S o weit weht hier im Somme r der Passat des indischen Oceans senkrecht
g eg en die terassenförmig ansteigende Kü ste und entladet seine
Feuchtigkeit vom November bis zum Mä rz 1) an dér dem Meere zugewendeten
A b d a ch u ng .
D er grösste Th eil von Sudan verdankt seine Niederschläge der
So lstitia lb ew egu n g 2) und steht, wenn die Sonne vom Zenithstand
sich entfernt h a t, unter der Herrschaft trockener Passatwinde. Dadurch
werden die klimatischen Bedingungen der V eg e ta tion au f dem
weiten R aum e so einförmig und die Verbreitungsbezirke vieler Gewächse
ausgedehnt. E s fehlen die grossen Gebirgsketten Asiens
und Am erik a s, wodurch die F lo ra mit dem K lim a sich mannigfaltig
gliedern kann. Die höchsten Erhebungen im tropischen A frik a sind
vereinzelte G e b irg sk e g e l, wie der C ame run- Vulkan an der Küste
von G u in e a , oder räumlich en gb e g ren z te , nicht zu klimatischen
Grenzscheiden entwickelte G ru p p en , wie der Kilimandscharo und
K en ia , oder die abessinischen Hochlande. A u ch die Hebungslinien,
welche in wechselndem Abstande vom Meer und ohne bedeutende
Gestaltung beide K ü sten begleiten, sind nicht sowohl R an d g eb irg sketten,
wie die des Plateaus von Centralasien, sondern nur die
äusseren Anschwellungen eines nach dem Inneren des Kontinents
sanft abgedachten Tafellandes, welches tie f genug lie g t3), um überall
tropische Pflanzenformen zuzulassen. A u f diesen F lä ch en wehen die
Passatwinde ungehemmt über die ganze Breite des Kontinents. Dazu
kommt, dass der Norden, zwischen dem A tla s und Abessinien ganz
geöffnet, auf den niedrigen Höhen der S ah a ra dem natürlichen Charakter
des Passats den freisten Spielraum lässt und in den trockenen
Jahrszeiten auch au f das jenseitig e Sudan einen bedeutenden E in fluss
ausübt. D ie se plastische Bild u ng des Kontinents ist es, welche
die Niederschläge meistens auf ein kürzeres Zeitmaass einschränkt,
dem Pflanzenleben nur periodische Entwickelung gestattet und den
vorherrschenden Savanencharakter A frik a s bestimmt.
Ueberall wo die R eg enzeit durch den ansteigenden Luftstrom
veranlasst wird, der kurz nach dem Zenithstande der Sonne oder zugleich
mit demselben sich ausbildet, sind die Niederschläge reichlich,
weil der über seine Hemisphäre hinübergreifende Passat, nachdem
er in die Wolkenschicht der Atmosphäre gehoben ist, seinen Wasserdampf
plötzlich zum E rd b od en entladet. D ie Z e it , in der diese
rasche Circulation des Wassers anhält, ist zunächst von der g eo g ra phischen
Breite abhängig. Am A equ a to r sind die beiden Zenithstände
der Sonne um ein halbes Jah r aus einander g e rü c k t . gegen
die Wendekreise, wo sie zuletzt in denselben Zeitpunkt zusammenfallen,
nähern sie sich einander allmälig mit wachsender Polhöhe.
Die höheren tropischen Breiten haben daher nur eine einzige und die
verhältnissmässig kürzeste R e g e n z e it , in den Aequatoi ialgegenden
sollten eigentlich immer zwei R eg en pe rioden auftreten, die aber oft
nur wenig geschieden sind und daher, namentlich im Gebirge , zu
einer einzigen Periode von längerer Dauer sich verschränken können.
Ob dieselbe in den E b en en A frikas irgendwo, wie im Aequatoi ial-
gebiete Am erik a s, zu ununterbrochener F euch tigke it sich steigert,
ist zwar noch nicht mit Sicherheit zu entscheiden: aber bis jetzt
reden die Reisenden fast nur von periodischer Laubentwickelung,
und der einzige R aum , wo Urwälder mit Blüthezeiten in allen Monaten
sich finden könnten, müsste zwischen dem Nigei und dem
Congo lie g e n , in dem einzigen noch ganz unbekannten Theile des
Kontinents, der nun von Osten her bis zu den grossen S e en A lb e r t