lassen, dass die Natur aus ihrem Segen für das Gedeihen der weidenden
Beutelthiere wenig Nutzen gezogen hat, vielleicht weil deren
Fortpflanzung allzusehr erschwert ist. Australien ist in dieser Beziehung
mit den Pampas in Südamerika zu vergleichen, wo der
Ueberfluss an Nahrungsstoffen auch erst dem einwandernden Europäer
zu Gute kam.
Unter dem Blüthenschmuck, der die Gramineen zu begleiten
pflegt, sind die Immortellen und die Knollengewächse als bezeichnend
für das trockene Klima Australiens hervorzuheben. Die Immortellen
(.Hclichrysum) besitzen in der Saftlosigkeit ihrer Blüthen oder Hüllblätter
ein Hülfsmittel, der Dürre zu widerstehen, ohne die Befruchtung
zu gefährden. Die monokotyledonischen Knollengewächse
(Liliaceen, Haemodoraceen, Orchideen) beschränken sich auf die
verhältnissmässig kürzeste Vegetationsperiode, um der wichtigsten
Lebensfunktion zu genügen, nämlich die Entfaltung ihrer Blüthen
möglichst früh vollenden zu können. Die Mannigfaltigkeit der Bildungen
in diesem Formenkreise, wie das Kapland sie zeigt, erreicht
indessen Australien nicht.
Zeigt sich nun in diesem letztgenannten Verhältniss eine der
wenigen Analogieën mit andern Ländern, die ein Steppen- oder
Passatklima besitzen, so ist es eine neue Hinweisung auf die Unregelmässigkeit
der Niederschläge, wie sehr andere Erzeugnisse
regenloser Jahrszeiten hier zurücktreten oder doch nur auf einzelne
Theile des Kontinents beschränkt sind: so die Succulenten Amerikas
und Afrikas, die Halophyten Russlands, die Dornsträucher Asiens
und Patagoniens. Alle diesse Gewächse scheinen eine gesichertere
Periodicität der meteorologischen Lebensbedingungen zu erheischen,
als Australien sie bietet. Nur die Halophytenform mit ihren saftigen
Blättern charakterisirt auch hier den salzhaltigen Boden, der als ein
ehemaliges Seebecken vonSpencer’s Golf sich nach Norden und nord-
ostwärts bis zu den Zuflüssen des Darling weit in das Innere ausdehnt.
Hier fand Mitchell8) die halbsucculenten Chenopodeen, in
denen der Salzgehalt den Saft der Blätter zurückhält: eine derselben
wird als Salz-Busch bezeichnet (Rhagodia esculenta). Aehnliche
Blattbildungen werden in anderen Gegenden nur vereinzelt angetroffen
(z. B. Mesembryanthemum an den Küsten, Lobelia gibbosa auf
dem Graslande im Herbste). Von ächten Succulenten soll eine fleischige
Euphorbie in den Steppen an Spencer’s Golf Vorkommen. Von
Dornsträuehern finde ich in meiner australischen Pflanzensammlung
nur wenige Beispiele: doch ist es ein häufiger Fall, dass die Nadeln
der Erikenform, steif wie sie sind, in eine stechende Spitze aus-
laufen.
So durchgreifend die systematischen Verschiedenheiten sind,
welche die Vegetationscentren der beiden pflanzenreichsten Gebiete,
den Südwesten und Südosten Australiens von einander trennen, so
stimmen doch die herrschenden Pflanzenformen überein. Das tropische
Gebiet hat ungeachtet seines wärmeren Klimas, wie in Afrika,
ein viel weniger artenreiche Vegetation. So wenig eine klimatische
Erklärung dieses Verhältnisses möglich scheint, so äussert sich doch
in gewissen Pflanzenformen der Einfluss einer erhöhten und gleich-
mässigeren Wärme. Hier ist’ eine Reihe von indischen Gewächsen
eingewandert, welche das gemässigte Australien nicht erreichen :
Müller1) führt an, dass man bereits gegen hundert Baumarten im
tropischen Gebiet zähle, die von indischen nicht zu unterscheiden
sind, also einem Austausch mit Timor und andern Inseln ihre Ausbreitung
verdanken. Eine andere Gruppe von indischen Gattungen
wird hier durch besondere, endemische Arten vertreten. Die Grenzen
dieser tropischen Bestandtheile, die wie Fremdlinge unter die
Formen der australischen Vegetation sich einmischen, setzt Hooker?)
an der trockeneren Westküste und im Inneren unter den 26., an der
feuchteren Ostküste unter den 27. Breitegrad. Wiewohl hier, z. B.
an der Moreton-Bay, einige ausgezeichnete Pflanzengrenzen in die
Augen fallen, die Pandanusform beginnt und die Araucarien zuerst
auftreten, so bleibt doch der Gesammtcharakter der Vegetation bis
zum äussersten Norden des Kontinents der nämliche wie im südlichen
Australien. Ueberall bilden Eukalypten und Acacien mit
ungetheilter Blattbildung die Masse der grösseren Holzgewächse,
Casuarinen und Callitris fehlen nicht, und, wenn der Scrub an Pro-
teaceen und anderen charakteristischen Familien ärmer wird, so erhält
sich doch der physiognomische Typus dieser Gesträuchdickichte
unverändert. Ganz ähnlich ist das Bild, welches R. Brown10) von
der Ausbeute Sturt’s aus dem centralen Gebiete jenseits des Wendekreises
entwarf. Es fehlt eben,auch dem tropischen Australien an
tropischer Feuchtigkeit, und die Gewächsformen der heissen Zone
sind daher nur spärlich vertreten und andere fehlen ganz. Das
Klima und die tropischen Bestandtheile der Flora erinnern daher an
die dürren Tafellandschaften Indiens und sind nicht mit den Erscheinungen
auf dem näher gelegenen malayischen Archipel zu verglei