Winterkälte zunimmt, wird der Jungle allmälig einfacher. Jenseits
des Ganges-Thals hören die Palmlianen aufs6). In Simla vermisste
Thomson37) die Melastomen und die atmosphärischen Orchideen,
die im östlichen Himalaja so häufig sind. Am Satlej ist sodann die
Westgrenze der epiphytischen Aroideen, der Scitamineen, der Bala-
nophoren und Begonien. Andere malayische Formen sind auf den
östlichen Himalaja beschränkt und reichen nur bis zur Grenze von
Sikkim und Nepal 38) , die Gummibäume Assams (Ficus elastica),
die Cycadeen und Gnetum (Cycas pectinata, Gnetum scandens).
Hooker’s geistreiche Schilderungen des Tropenwaldes von Sikkim
beweisen, dass dieser im Meridian von Calcutta gelegene Theil des
Himalaja ungeachtet der höheren Breite ausserhalb des Wendekreises
(270 N. B.) an Ueppigkeit und Formenfülle der Vegetation dem
Aequator nicht nachsteht und ihn in sofern übertrifft, als durch die
tief in das Innere der höchsten Schneegebirge einschneidenden Fluss-
thäler die Erzeugnisse der verschiedensten Klimate hier dicht zusammenrücken
und in eine gewisse Verbindung treten können. Es
ist der Einfluss des offen gegenüber liegenden bengalischen Meerbusens,
es ist die Intensität und Geschwindigkeit der atmosphärischen
Wassercirculatiön, wodurch diese zwischen Nepal und Bootan eingeschlossene
Berglandschaft so sehr bevorzugt wird. Nach einem
grossen Maassstabe tritt hier das Wirken der Natur in die Erschei-
nung, und so weiss jener Naturforscher auch in seiner Sprache s8) zu
der Grösse der Anschauungen sich zu erheben, die ihn damals erfüllen
mussten. »Die Wasserdämpfe, die, ohne einen Tropfen über
der heissen Ebene zu verlieren, aus einer Ferne von mehr als 80 g.
Meilen vom indischen Meere herbeigeführt werden, entladen sich
hier, um die üppige Kraft der Vegetation dieser entlegenen Regionen
zu stützen«, kehren dann, in reissende Waldströme verwandelt, zum
Delta des Ganges zurück, »um, aufs Neue verdunstet, durch die Lüfte
getragen, zu Wolken gesammelt, in Güssen niedergestürzt, den ewigen
Wechsel zu wiederholen.« Von Nepal aus vergrössert sich der Abstand
des Meers, als der Quelle aller Feuchtigkeit der Luft, vorliegende
Tafelländer schwächen sie und die wachsende Breite der Ebene
des Punjab verringert die Dauer und Ergiebigkeit der Regenperiode.
Auch ostwärts von Sikkim bemerkt man eine Abnahme der Wolkenbildungen
in den unteren Regionen des Himalaja von Bootan, weil
auf dem weit niedrigeren Khasiagebirge der Wasserdampf des
südlichen Monsuns zum Theil bereits verloren geht und nur die
über dasselbe hinwehende Luftströmung ihn ungeschwächt herbei-
Der südliche Monsun indessen, der senkrecht g eg en den östlichen
Himalaja weht, erklärt die eigenthümliohe Ste llung Sikkims
nur zum T h e il. Jen e so anschauliche A uffassung Hooker s vom
Klima dieser Landschaft wurde im A p r il niedergeschrieben und hat
zu dieser Zeit, wo in der bengalischen E b en e die Warme und die
Dürre des Bodens den höchsten Grad erreichen, ihre volle Be re ch tigung.
A b e r im Sommer, wo auch in S ikkim weit stärkere Niederschläge
fallen als im F rü h lin g 39), trifft die Regenzeit mit der B en n
ien s zusammen und der Monsun hat alsdann, ehe er das Gebirge
erreicht, schon einen beträchtlichen T h eil seines Wasserdampfs ab-
o-eo-eben. Im W in te r, wo der Niederschlag zwar gering an Masse
ist" regnet es doch häufig, die W o lk en - und Nebelbildungen hören
in Sikkim niemals auf und die A tmosphäre ist von Wasserdampf
beständig fast gesättigt. Wie wäre nun die F euchtigk e it wahrend
des Winters aus dem Monsun abzuleiten, der dann in entgegengesetzter
R ich tun g w eht? Nicht die herrschenden Winde in den
unteren Schichten der Atmosphäre, sondern che Hohe des Himalaj
und seine über die indischen A b h än g e weithin ausgebreiteten Schnee massen
treten hier in Wirksamkeit, indem sie den W asserd am pf v e rdichten,
der aus den bewaldeten Thäle rn aufsteigt un c eil zug, e ic i
die obere Gegenströmung auch dann vom Meere herbeifuhrt D
treten Schneefälle in den oberen Gebirgstheilen ein und der I irn
wird aufs Neue gespeist. D e r Austausch kalter und warmer L u -
schichten, die aus der Höhe herabsinken und aus der T iefe emporsteigen,
ist eine zu jed e r Jahrszeit fortdauernde Ursache der W olkenbildung,
aber zum vollen Verständniss der Erscheinungen gelangen
wir erst dadurch, dass wir im Meere die unerschöpfliche, aus der
Ferne wirkende Quelle erkennen, die den Vorrath an Wasserdampf
nie versiegen lässt. _ . . r~
Die stete Umwölkung S ik k im s ist zugleich die Schranke für d
Temperaturschwankungen der Jah reskurve , welche in dieser rci c
eintreten wurden, wenn die strahlende Wärme nicht so unwirksam
bleiben musste. D ie Ü b e re in s tim m u n g der Vegetationsbedingunge
mit denen der Wolkenregion aequatorialer G eb irge wird durc
Ausschluss der den Boden erhitzenden oder erkältenden Strahlen
erhöht. Da s üppigste Wachsthum der Wälder fördernd ist das
Klima dem Ackerbau und der Zuckererzeugung in den Fruchten