Erdoberfläche bemerkt wird, stört die allgemeine Bewegung der
Atmosphäre nach Süden nicht, die dauernde Regenlosigkeit der Sahara
ist die Folge dieser Erscheinung. Die Mittelwärmen des ganzen
Jahrs geben von der Vertheilung der Wärme in der Atmosphäre des
tropischen Afrikas eine richtigere Vorstellung als die Variationen
der Temperatur nach der Jahres- und Tageszeit.
Die tropischen Regenzeiten reichen im Tieflande stets bis zu
der Linie, bis zu welcher der Aspirationsgürtel, der Solstitialbewegung
folgend, vom Aequator ausweicht. Auf dem Meere begleiten sie die
Zone der Kalmen, auf dem Festlande treten sie ein, so lange die
Luftströmungen dem eigentlichen Passatwinde entgegenwehen, der
sich in der Richtung vom Pol zum Aequator bewegt. Dieser Passat
erfährt durch die gegen den Aequator wachsende Rotationsgeschwindigkeit
jene Ablenkung, welche den Nordwind in Nordost, den Südwind
in Südost verwandelt. Aus derselben Ursache wird ein Passat,
der über den Aequator hinüberweht, weil der Aspirationsgürtel
zu anderen Breiten ausweicht, aus dem Südost zu einem Südwestwinde,
aus dem Nordostwinde zum Nordwest. Dies sind die Richtungen
der Sommermonsune, die als Erweiterungen des Passats aus
der entgegengesetzten Hemisphäre betrachtet werden. Die Regenzeiten
des tropischen Afrikas werden daher diesseits des Aequators
von Südwest-, jenseits von Nordwestwinden begleitet.
Da das Festland stärker von der Sonne erwärmt wird als das
Meer, und da diese Erwärmung in kürzerer Zeit eintritt, also die
Insolation durch senkrechte Strahlen nicht so lange zu wirken braucht,
um den aufsteigenden Luftstrom zu verschieben, so rückt der Aspirationsgürtel
über den Kontinenten in höhere Breiten, aber zugleich
richtet sich dessen Wanderung nach der Grösse des Raums, den der
feste Boden in der Richtung der herrschenden Luftströmungen einnimmt.
Die bedeutendsten klimatischen Eigenthümlichkeiten der drei
grossen Kontinente beruhen auf dieser höheren Erwärmung des Festlands.
In Amerika, wo das Meer einen grossen Theil der nördlichen
Tropenzone einnimmt, entfernt sich der Aspirationsgürtel nicht so
weit vom Aequator nach Norden wie in der alten Welt. In Afrika,
dem Erdtheil, der zu beiden Seiten des Aequators sich mächtig aus-,
dehnt, erreicht die Wanderung des aufsteigenden Luftstroms in beiden
Tropenzonen durchschnittlich den 20. Parallelkreis. In Asien, wo
die grösste kontinentale Entwickelung in die gemässigte Zone fällt
und das Festland unter den Tropen den Aequator nicht erreicht, ist
die Ausweichung des Aspirationsgürtels nach Norden die weiteste
und dringt über den Wendekreis in höhere Breiten.
Die Polargrenzen dauernder Passatwinde stehen unter denselben
Bedingungen. Auf dem atlantischen Meere erreicht man, vonEuropa
kommend, im Sommer den Nordostpassat gewöhnlich in der Nähe
des 35. Parallelkreises s) und sieht ihn zu dieser Zeit beim Eintritt
in die Kalmen zwischen io ° und 15 °N . B. wieder verschwinden.
In den afrikanischen Kontinent eintretend , hebt sich alsdann dei
Aspirationsgürtel an der Küste Senegambiens sofort bis zum 20. Breitengrade,
und demgemäss machte sich auch der Sommerpassat des
Mittelmeergebiets im Rhonethal noch unter dem 45- Psrallelkreise
fühlbar . Der grösste Theil Südeuropas und das westliche Asien liegen
Afrika nordöstlich, in der Richtung des Passats, gegenüber, und die
aspirirende Wirkung dieses Kontinents wird durch die hohe Bodenwärme
der Sahara noch verstärkt. Aber die Ungleichheiten der Polhöhe
, bis zu denen der regenlose Sommerpassat in verschiedenen
Meridianen reicht, und die, wenn man Italien mit dem südlichen
Russland vergleicht, mehr als zehn Breitengrade betragen können,
bedürfen eines weiteren Aufschlusses.
Die Polargrenze der Passate liegt da, wo der Antipassat, durch
die mit abnehmender Breite wachsende Verdichtung wie auf einer
schiefen Ebene herabsinkend, die Oberfläche der Erde erreicht. Bis
hieher gleiten die beiden entgegengesetzten Luftströmungen, welche
die tropische Wärme mit der Kälte höherer Breiten ausgleichen, so
über dem Erdboden hin, dass der Passat den unteren, der Antipassat
den oberen Raum der Atmosphäre einnimmt. Dann aber beginnt
in den höheren Breiten ihr Kampf, ihre Bahnen liegen nun bis zum
Pol neben einander, und, indem sie sich gegenseitig verdrängen, ist
die Häufigkeit ihres Wechsels die Ursache , dass die Niederschläge
sich über das ganze Jahr gleichmässiger vertheilen. Man muss annehmen.
dass der Passatwind der Tropen um so höher in die Atmosphäre
hinaufreicht, je mehr er sich dem Aspirationsgürtel nähert.
Der Pik von Teneriffa (28° N. B.) ist hoch genug (11440 Fuss), um
in den Antipassat hinaufzuragen. Die Apennmen und andere sudeuropäische
Gebirge sind, weil sie in einer Breite liegen, wo die Hohe
des Sommerpassats bereits sehr gemindert ist, ungeachtet ihrer weit
geringeren Erhebung geeignet, diese Luftströmung nordwärts abzu-
schliessen. Auf die russischen Steppen hingegen kann die Aspiration
Afrikas bis zu einer viel höheren Breite wirken. Hier weht der