S8 V I I . Sahara.
die obere R eg ion ihrer höchsten Bodenerhebung beschränkt zu sein.
E s sind dies zum T h e il eingewanderte Gewächse aus dem A tlas und
anderen Grenzbezirken, wie die Oleanderform (.Nerium, Rhus) und
die 1 istazien [1 istacia atlaiitica) der algerischen Sah ara . S o wächst
auch der Oschurstrauch Sudans (Culotropis) , allmälig an Häufigkeit
abnehmend, längs der Karavanenstrasse durch Fezzan bis Tripolis 43)
' und so dringen Capparideensträucher aus den Savanen von Sudan in
die Wadis der nubischen Wüste 44). A u ch das arabische Gebiet der
S ah ara verdankt wahrscheinlich solchen Einflüssen manche Eigen-
thümlichkeit. Das Vorkommen von Sudangewächsen im ägyptischen
Nilthal ist hingegen von diesem Verhältniss wohl zu unterscheiden.
• indem hier durch das Wasser des Stroms eine dem Wüstenklima
ganz fremdartige Ernährungsweise gesichert ist. A rab ien zeichnet
sich namentlich durch aromatische und harzreiche Pflanzen aus 45 .
von denen viele in den orientalischen S tep p en gleichfalls einheimisch
sind. Dass die Absonderungen ätherischer Oele in trockenen Kli-
maten häufiger werden, ist in einem früheren Abschnitt erörtert
worden ( i. S . 423): diese Thatsache scheint auch in sofern in
einiger Beziehung mit erhöhter Wärme zu s teh en , als dadurch das
Entweichen solcher Aussonderungsstoffe aus dem Organismus befördert
wird. Anderson beme rkt, dass die Holzgewächse in Arabien
oft mit Harz oder Gummi bedeckt sind, und er vermuthet, dass die
Rinde in der heissen Sonne leichter zerreisst und diese Stoffe austreten
lässt. Allein die ähnlichen Aussonderungen des Traganth-
gummis beiuhen nicht hierauf, sondern au f einer eigenthtimlichen
Entwickelung der Rinde, und immer bleibt es unerklärt, weshalb in
warmen Ländern gewisse Auswurfsstoffe reichlicher ausgeschieden
werden, ätherische. Oele sowohl die feuchte Atmosphäre Ceylons wie
die trockene S tep p e mit ihrem A rom a erfüllen, Harze hingegen auch
in kalten Klimaten gewöhnlich sind.
V e g e t a t io n s fo rm a t io n e n . Die Meinung, dass die Sahara
ausserhalb ihrer Oasen des organischen L eb en s fast ganz entbehre,
hat zwar insofern einen guten Grund , als die Wüste wegen ihrer
Wasserlosigkeit unbewohnbar ist und nur wenigen Thieren genügendes
Futter bietet, aber man muss die Vorstellung zurückweisen,, als
ob es hier unermessliche Räume g äbe , wo auch nicht ein Grashalm,
nicht eine ärmliche Vegetation zu gewissen Zeiten gedeihen könne.
Man hat wohl g e g lau b t, dass die Beschaffenheit des Bodens für das
I flanzenleben völlig ungeeignet sei, dass entweder in den nackten
Hammada. 89
Felsboden die Wurzeln nicht einzudringen vermögen, oder dass die
humuslose, sandige und im Winde bewegliche Erd k rum e die G e wächse
verschütte oder doch nicht ernähren könne. Solche V e r hältnisse
sind es allerdings, die von der Hammada oder den S an d dünen
des A re g zuweilen jed en Pflanzenwuchs fern halten. Allein
überall schneiden die Wadis in die Hammada ein und die Thalwände
gewähren einigen Schutz g eg en die B ew egu n g en der L u ft und des
Wüstenstaubs. Und auch die steinige H o cheben e, die Hammada
selbst, ist keineswegs so einförmig in der Bildung ihrer Oberfläche,
wie man sie sich vorzustellen p flegt. Man findet doch nur selten von
den Reisenden in der Wüste den A u s ru f verzeichnet, es sei nicht
eineSpur von V eg e ta tion zu erblicken gewesen 46), und indem sie
dies besonders erwähnen, beweisen sie, dass es eine ungewöhnliche
Erscheinung sei.
Nach dem Bau der Oberfläche sind in der S ahara vier Bildungen
zu unterscheiden, die auf die Anordnung der Pflanzenformationen
von entscheidendem Einflüsse sind, die steinigen F lächen der I lam -
mada, die wellenförmigen Sandwüsten des A re g , die Wadis, welche
die Hochebene als T h ä le r durchfurchen, und die O a s e n , die den
tiefsten Depressionen der S ah ara entsprechen. Durch die Salzlager
mit ihren Halophyten aber ist die V eg e tation dei verschiedenen
Bodengestaltungen verbunden. W egen der Armuth der Wüstenflora
sind indessen auch die übrigen Formationen weniger durch ihre
Pflanzenformen als durch die Häufigkeit der Individuen von einander
geschieden.
Die Hammada nimmt den grössten Raum ein und ist zugleich
der ödeste T h e il der W ü s t e , wo das W asser in der T ie fe nicht zu
erreichen ist und die Erd krume au f dem steinigen Boden nicht haftet,
weil der Wind wegführt, was die Verwitterung erzeugt hat, und die
Pflanzen zu selten sind, um bindenden Humus zurückzulassen. Die
herrschenden F e lsa rten sind bald S a n d - , bald K a lkg e steine , die e i-
steren meist devonisch, die letzteren in den westlichen Landschaften
aus der K re id epe riod e , wie in Südeuropa . Wo aber G yp s la g e i. wie
es in der algerischen S ah ara häufig der F a ll ist, an der Oberfläche
liegen, und wo in der Nähe des A tla s die Winterregen schon b e -
merklich werden, wachsen auch au f der Hammada einige dornige
oder blattlose Sträucher, die, wenn der Boden Salz führt, mit S a l-
soleen abwechseln 47). E in e ähnliche Erscheinung wiederholt sich
in der Nähe des A h a g g a r , wo auf dem Plateau von T assili (26°