An Menge der endemischen Gattungen kann sich ausser der
australischen keine Flora mit der des Kaplandes messen : ich zähle
gegen 430, die sich unter 60 Familien je nach dem'Umfange derselben
ziemlich gleichmässig vertheilen. Nicht viel Monotypen bemerkt
man darunter: auch hier überwiegen die räumlichen Analogieën
, wodurch die Anzahl der Arten vervielfältigt wird 3°). Das
allgemeine Durchschnittsverhältniss der Arten zu den Gattungen
fand E. Meyer1) wie 6: 1 .
Auch einige kleinere endemische Familien besitzt die Kapflora,
von denen die Bruniaceen im System sich keiner anderen unmittelbar
anschliessen ; auch die Selagineen3I) und Stilbineen haben einen
eigenthiimlichen Bau, der sich jedoch dem der Verbenaceen nähert;
die Penaeaceen sind den Thymelaeen verwandt und eine anomale
Gattung (Grubbia), deren Stellung noch ungewiss ist, scheint mit
den Bruniaceen in Beziehung zu stehen.
Je entschiedener der Endemismus in den Vegetationscentren
der Kapflora ausgeprägt und durch Wanderungen ungestört sich
erhalten hat, desto merkwürdiger ist die Thatsache, dass, ähnlich,
aber in umgekehrtem Sinne wie im indischen Archipel, die Fauna
an diesen Erscheinungen keinen Antheil hat und jedes selbständigen
Charakters entbehrt. Zwischen den Thieren des tropischen Afrikas
und denen des Kaplandes besteht keine scharfe Grenze, und Beziehungen
zwischen ihnen und denen Australiens, wie die Flora sie
erkennen lässt, lassen sich kaum nachweisen32). Die grossen
Säugethiere, die auf den tropischen Savanen einer einförmigen
Vegetation gegenüber ein so reiches Bild animalischen Lebens gewähren,
dehnten ihr Wohngebiet auch über das Kapland aus, dessen
magere Weidegründe ihnen doch nur wenig Zusagen konnten. Als
die Kolonisation noch wenig fortgeschritten war, sah man das Buschland
von Antilopenheeren und Raubthieren ebenso sehr belebt wie
die Savanen von Sudan, und traf auf die tropischen Pachydermen
in den Wäldern der Südküste. Erst durch die Jagd vertrieben,
haben diese Thierformen sich über den Gariep zurückgezogen, die
Waldbewohner leben noch jetzt in den unzugänglichen Gegenden
an den Grenzen Kaffrariens. Viele Vögel sind zugleich am Senegal
und in der Kapkolonie einheimisch; Thiere, welche in ihrer Ernährung
nicht auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind, werden durch
die Schranken nicht gehemmt, welche die Vegetation in ihrer ursprünglichen
geographischen Stellung zurückhalten.
XL*
AUSTRALIEN.
Klima. Das Klima Australiens entspricht seiner Lage zu beiden
Seiten des südlichen Wendekreises, der weiten Ausdehnung
seines Tieflandes und der Armuth an Gebirgen. Mit den Ländern
am Mittelmeer lässt sich das Maass der Wärme in den südlichen
Breiten des Kontinents vergleichen; auf der äquatorialen Seite des
Wendekreises und im Innern, so weit dort der Passatwind dauernd
sich entwickelt, steigert es sich zu tropischer Hitze, und überall
bleibt auch im Winter die Temperatur dem Pflanzenleben angemessen.
Die atmosphärischen Niederschläge, durch die Luftströmungen
geregelt, vertheilen sich in gesetzmässiger Stufenfolge:
tropischer Sommerregen im Norden, Wüstenbildungen am Wendekreis,
jenseits die Feuchtigkeit auf den Winter beschränkt, bis endlich
in Tasmanien auch die Dürre der trockenen Monate schwindet.
In diesen Verhältnissen lassen sich die Wirkungen von Australiens
Lage und Gestaltung erkennen. Unbeschränkt, wie auf dem Meere,
übt die Solstitialbewegung ihren Einfluss, die Passatströmungen je
nach der Jahrszeit zu begrenzen, aber die kontinentale Erhitzung
erzeugt im tropischen Gebiete (io°—19 0 S. B. nach Gregoryj einen
Regen bringenden Nordwestmonsun während des Sommers und
entsendet gelegentlich glühende Wüstenwinde bis zu den südlichen
Küsten. Indessen hat sich der wüste Passatgürtel des Innern
(190— 29 ° S . B. nach Petermann) wenigstens in den bisher berührten
Meridianen nicht überall so wasserlos gezeigt wie in der Sahara:
von Zeit zu Zeit erlebten die Reisenden dort schwere Gewittergüsse,
wie sie in der Kalahari ebenfalls Vorkommen. Unter dem Einfluss