lien,. von denen Spanien 7 Gattungen in ebensoviel Familien besitzt.
Die grösseren Gattungen [Erica, Frankenia, Cistus) zählen in Spanien
die meisten Arten. Es fiel mir auf, dass die Eriken des Westens
grossentheils so spät im Jahre blühen, die Baumheide dagegen im
Frühling. In der Gascogne fällt die Bliithezeit der meisten Eriken
in den Herbst, bei einigen in den Winter6l). Sollte man daraus
nicht schliessen dürfen, dass nur das atlantische Klima einer so langen
Vegetationsperiode genügen kann? Allein dabei bliebe doch auch
Manches unerklärt. Die Dauer der Entwickelungszeit ist länger an
dei Bay von Biscaya als in Portugal, wo die Sommerdürre sie in der
Küstenregion unterbricht und also auch die Eriken, die beiden Gegenden
^gemeinsam sind, sich wahrscheinlich verschieden verhalten
werden. Ferner steigen die beiden Eriken der baltischen Ebene, die
bei uns doch auch erst im Spätsommer zu blühen anfangen, hoch in
die alpine Region der Alpen und Pyrenäen, wo sie genöthigt sind,
ihre Entwickelungsperiode bedeutend zu verkürzen. Es bleibt also
auch bei der Erikenform, wie bei den Cisten, vorläufig nichts übrig,
als anzuerkennen, dass sie den spanischen Vegetationscentren in
grösserer Mannigfaltigkeit entsprossen sind, ohne dass eine bestimmte
klimatische Ursache dieses Verhältnisses bekannt wäre, obgleich es
thatsächlich festzustehen scheint, dass die bis zum Herbst die Befruchtung
verzögernden Eriken sich von ihrer Heimath ostwärts nicht
entfernt haben, denen hingegen, die schon im Frühling blühen, kein
Hmdermss im Wege stand. Aber auch darin steht die Erikenform
mit den spanischen Cisten in gleicher Linie, dass sie hier in weit
grosserem Maassstabe gesellig auftreten, und zwar nicht bloss die
Eriken selbst, sondern auch andere Sträucher mit ähnlichen Vegetationsorganen
(z. B. Rosmarinus).
Die Spartiumform, welche die blattlosen Sträucher zusammenfasst,
hat von einem südeuropäischen Gewächs [Spartium junceum)
ihren Namen, dessen lange, grüne Ruthen sich unter das Gebüsch
der Maquis drängen und gegen das Ende des Frühlings mit grossen
gelben Schmetterlingsblumen prangen. Kommen an diesem Strauch
auch in gewisser Jahrszeit einzelne Blätter von geringer Grösse vor,
so haben dieselben doch keine beachtenswerthe physiologische Bedeutung.
^ Hier muss vielmehr das Gewebe dünner, cylindrischer
Zweige die Thätigkeit der Blätter ersetzen. Durch die beschränkte
Oberfläche wird der Saftumtrieb verlangsamt, da die Verdunstung es
ist, wodurch die Wassercirculation in den Pflanzen ebenso sehr wie
durch die Saugkraft der Wurzeln geregelt wird. Die Zahl der Spaltöffnungen,
durch welche sowohl die Entbindung des Wasserdampfs
als auch überhaupt der Austausch der atmosphärischen Gase mit den
Säften stattfindet, ist in der cylindrischen Oberhaut weit geringer
als auf einer ebenen Blattfläche. Mit der eingeschränkten Verdunstung
ist also auch zugleich eine langsamere Ernährung verbunden,
zu welcher, so lange das Tageslicht die grünen Organe beleuchtet,
die atmosphärische Kohlensäure das wichtigste Material liefert. Aber
die Bedingungen sind in beiden Fällen doch nicht dieselben. Die
Verdunstung wird durch die Wärme und Trockenheit des Klimas
beschleunigt, die Aufnahme der Kohlensäure ist nur vom Lichte
abhängig, dessen Wirkungen in verschiedenen Klimaten sich nicht
zu ändern scheinen. Der sonnige oder beschattete Standort ist oft
für das Gedeihen einer Pflanze entscheidend, die wechselnde Tageslänge
verschiedener Breiten wird vielleicht durch die von der Höhe
des Sonnenstandes bedingte Intensität des Lichts ausgeglichen. Wir
finden die Spartiumform in der Mediterranflora nur durch wenige,
allgemein verbreitete Sträucher vertreten, aber im Westen und namentlich
in Spanien und Nordafrika tritt sie in grösserer Mannigfaltigkeit
auf und geht hier durch viele Mittelstufen in andere Strauchformen
über. In Spanien führt sie auch einen besonderen, aus dem
Arabischen stammenden Namen (Retam) , den man vielleicht dem
von uns gewählten vorziehen könnte, um diese blattlosen Sträucher
zusammenzufassen. Den weissbliithigenRetam Andalusiens (Retania
monosperma) beschreibt Willkomm als »einen mannshohen Strauch
mit armesdicken Stämmen, deren aufwärts strebende Aeste sich in
grosse Büschel ruthenförmiger, silbergrauer, seidenglänzender Zweige
von der Dicke eines Gänsekiels auflösen, welche wie bei der Trauerbirke
herabhängen und im Februar dichte Trauben wohlriechender
Blüthen entfalten.« Durch so auffallende Gestaltungen hervorragend,
bildet demnach die Spartiumform mit den Cisten und Eriken eine
dritte Eigenthümlichkeit der westlichen Schöpfungscentren. Die klimatische
Gliederung der spanischen Halbinsel ist auf die Vertheilung
dieser Sträucher nicht ohne Einfluss. Man darf wohl behaupten,
dass die Cisten auf dem Tafellande des Innern am häufigsten sind.
Die Eriken überwiegen dagegen in Portugal, die Spartiumform zählt
die meisten Arten in dem heissen Klima Andalusiens. Da diese
blattlosen Sträucher grösstentheils Leguminosen aus der Gruppe der
Genisteen sind und noch viele andere Genisteen, die man sämmtlich