die lebhafte Verdunstung der Blätter ebenfalls dazu beiträgt, Kälte
zu erzeugen und die Gluth der Sonne zu mässigen. E b en das unterirdische
Wasser ist auch einHinderniss der Wärmeleitung, es bewirkt,
dass die starken Temperaturschwankungen, welche die Erdoberfläche
und die Atmosphäre in der Sah ara erleiden, in die T ie fe des Bodens
nicht eindringen34). Die Brunnentemperatur, die der wirklichen
Temperatur der Dattelpalme gleich gesetzt werden kann, ist eine
fast unveränderliche Grösse, und entspricht also den physiologischen
Bedingungen des Palmenwuchses vollkommen. Wenn behauptet
worden i s t 35) , dass Schwankungen der Temperatur von 4 i ° ,6 bis
zu — 2 ° ,4 R . au f die Entwickelung des Baums durchaus keinen Einfluss
haben, so hat dies zwar eineBedeutung für die Würdigung seiner
Kulturgrenzen, aber es muss noch daran erinnert werden, dass diese
E x trem e der B o d en - und Luftwärme den Sitz der lebendigen Funktionen
g a r nicht erreichen. Wenn die Dattelpalme nun so unabhängig
ist von den Zuständen der Atmosphäre, die sie umgiebt, wie
kommt es, dass sie diesseits der Saharagrenzen keine reifen Früchte
trägt und doch zu einem stattlichen Baume sich zu entwickeln vermag,
und dass sie im jenseitigen Sudan entweder ve rküm m e rt36) oder doch
nur einzeln, dann aber Frucht tragend angetroffen wird? In beiden
F ä llen ist der Wechsel trockener und nasser Jahrszeiten ihrer Vegetation
ungünstig. Am Mittelmeer fällt der regenlose Somme r gerade
in die Entwickelungszeit der Dattel, so dass man sie durch künstliche
Bewässerung wohl würde zur R eife bringen können, wie es zur Zeit
der A rab e r in Spanien allgemeiner der F a ll gewesen sein soll. In
Su d an scheint die Dattelpalme besonders in der Nähe von Flüssen
fortzukommen, deren Grundwasser sie in der trockenen Jahrszeit
bewässern kann. Ausserdem aber ist für ihr Gedeihen auch die
Trockenheit der Wüstenatmosphäre von Bedeutung, welche die Verdunstung
der Blätter und dadurch den Saftumtrieb beschleunigt.
D er Dattelwald von E lch e , der einzige in Sp an ien , wo gegenwärtig
noch eine reiche Fruchternte erzielt wird, liegt im Wüstenklima von
Murcia und die niedrigste Mittelwärme, welche der Baum erträgt,
ist die von A s tu r ie n , wo der feuchte Sommer und der milde Winter
ihm günstiger sind als die Jahrszeiten Italiens.
Die Dattelpalme ist der einzige B a um , .der in der Sahara seine
ursprüngliche Heimath hat, die übrigen Bäume sind von auswärts in
spärlichster Verbreitung eingewandert. E in ig e begleiten von Sudan
h er das Stromufer des N ils, und von diesen ist es nur die durch die
Gattung der A cacien vertretene Mimoseenform, die^ hier und da m
dem o-rössten T h e il der Wüste bemerkt wird, ohne jedoch die a lg e rische
Sahara zu erreichen. In umgekehrter Richtung ist vom G e stade
des Mittelmeers eine baumartige Tamariske [ Tamarix gallica f ,
salzhaltigem Boden folgend, bis zu einer gewissen Entfernung in die
Sahara eingedrungen. . .
Des Bodens der Oasen, wo das Grundwasser in geringer Iie le
steht, aber hat sich die Dattelpalme so vollständig bemächtigt, dass
unter ihrem schattigen L au b d a ch nur Kulturgewächse und Pflanzen
europäischen Ursprungs, die sie begleiten, zu erblicken sind D ie
einheimischen Fo rm en der Saharavegetation bewohnen die Wadis
oder die Hammada und stehen daher unter ganz verschiedenen k limatischen
Einflüssen. Während in den Oasen das Pflanzenleben
niemals ganz still steht, weil die Winterkälte zu vorübergehend einwirkt
und die Feuch tigk e it den Wurzeln stets zugänglich bleibt,
hängt ausserhalb ihres Bereichs die Entwickelungsperiode von dem
Steigen und Sinken des Grundwassers ab und ist auf kurze und ungewisse
Zeiträume eingeschränkt. Da ferner mit den seltensten
Ausnahmen die V eg e tation nur aus niedrigen Gew ä ch sen , aus
Sträuchern, Stauden und Gräsern besteht, so dringen die w u r zeln
auch nicht so tief, wie bei den Bäumen, in den Erdboden. In
der Nähe des A tla s , wo die Winterregen den unterirdischen Wasserlauf
bedeutend verstärken, kann selbst die Hammada noch eine
dichte Gesträuchformation erzeugen, deren Entwickelung im Winter
beginnt und im F rü h lin g 38) endet. A b e r dies ist nur eine den
Steppen vergleichbare Ueb erg an g sreg ion , die man auch als Sahara
steppe von der eigentlichen Wüste unterschieden hat, und zwar^mit
Recht, da hier mit dem reichlichen Fu tte r auch die wandernde V ieh zucht
der S tep p e sich entwickelt h a t, wogegen der Bewohner der
Wüste fast nur auf die Oasenkultur beschränkt ist. Im Innern ist
die Befeuchtung des Bodens weniger von den entfernten Gebirgen
als von ungewissen, spärlichen Niederschlägen und Thaubildungen
abhängig, wodurch, da sie ebenfalls im Winter stattfinden zu g le icher
Jahrszeit wie in der S te p p e , das Grün zuweilen plötzlich her
vorgelockt wird. Hier ist die Hammada oft in grossen Landschaften
alles organischen L eb en s entblösst und die Wadis erhalten einen
Vorzug, vorausgesetzt dass nicht beweglicher Sand die Pflanzen v e rschüttet
und ihrem Kamp fe um das Dasein ein neues Hinderniss in
den Weg legt.