die spärliche Bewaldung der Nordseite des Künlün nur eine Folge
der Bewässerung aus schmelzenden Schneemassen zu sein, die, wo
die Gebirge nur hoch genug sind, um ihre Umgebungen zu überragen,
in jeder Lage sich an den Gipfeln und Kämmen sammeln, auch wenn
in den tieferen Regionen die Trockenheit der Luft den höchsten Grad
erreicht.
Die unbewaldeten, unteren Abhänge des Thianschan weisen
doch die Steppenvegetation weithin zurück (4000—1500 Fuss), weil
sie durch die Bewässerung fruchtbar werden und daher reicheren
Ilumus erzeugen können. Es wiederholt sich hier in grösserem Maassstabe
das Bild der Kabarda des Kaukasus. In den Stauden fand
Semenow I09) die natürliche Vegetation dieses Kulturbodens der des
russisch-sibirischen Waldgebiets ähnlicher als der Steppe, aber in
Verbindung mit einigen eigentümlichen Holzgewächsen. Die ersten
Anhöhen des Alatau stehen nach Schrenk’s Schilderung noch unter
dem Einflüsse der Steppe, sie erschienen ihm nackt und pflanzenarm
; in den Schluchten wuchs indessen ein merkwürdiger, viertehalb
Fuss hoher, holziger Astragalus [A. Sieversianus). Die jenseitigen
Thäler (2000 Fuss) waren schon wasserreicher und erzeugten grüne,
blumenreiche Wiesen, zum Theil mit hochwüchsigen Stauden und
mit Sträuchern geschmückt. In einem grösseren Thale wechselten
freundliche Hügel mit lieblichen Gründen, Wiesen mit klaren Bächen
breiteten sich nach allen Seiten aus, »überall grünender Rasen, wohlriechende
Blumen und dicht belaubtes Gebüsch (z. B. Lonicera,
Berberis]«.
Die Waldregion besteht nach Schrenk aus zwei Tannen II2), von
denen er die eine mit hängenden, die andere mit aufrechten Zapfen
beschreibt: Semenow erwähnt nur die letztere (P. Schrenkiana) .
Dieser dichtverzweigte, dunkle Tannenwald bedeckt die Abhänge
überall, wo die Bäume nur Wurzel fassen können. Nur mühsam
dringt man durch diese Bestände, wo die ausgebreiteten Aeste den
Weg versperren. Das Gestein bekleidet ein weicher, feuchter Moosteppich,
aus welchem klare, frische Bäche hervorsickern und subalpine
Stauden ihre schönfarbigen Blüthen hervortreiben (z. B. P ri-
miila, Pediculans, Thermopsis, Doronicuni]. Hin und wieder erscheint
auch Laubholz im Nadelwalde, Birken, Pappeln [Populus balsamifera
var. suaveolens), Weiden und Ebereschen, am Boden auch Himbeer-
und Wachholdergesträuch (Juniperus pseudosabina).
In der alpinen Region erinnern die Sträucher, die zu einer beträchtlichen
Höhe ansteigen (bis 9000 Fuss) zum Theil noch einmal
an die Formen der Steppenflora (z. B. Caragana, Spiraea). Die
alpinen Stauden sind neben eigenthümlichen Arten aus altaischen,
kaukasisch-europäischen und tibetanischen Gewächsen von arktischer
Bildungsweise gemischt. In der Nähe des ewigen Schnees treten
auch sie zurück und zuletzt bleiben, wie in Skandinavien, fast nur
Lichenen und Moose übrig. Indessen fand auch hier Schrenk noch drei
kleine Stauden an den entblösstenFelsen oberhalb der Schneegrenze.
Nachdem die Randgebirge Anatoliens und Syriens bereits im
Abschnitt über das Mittelmeergebiet besprochen wurden, sind über
die Regionen der Hochländer diesseits des Himalaja nur fragmentarische
Nachrichten aus Armenien, Persien und Afghanistan zu erwähnen.
Ar a r a t und Al a g e s (40° N. B.).
Region über der Hochsteppe mit Baumwuchs von Birken bis 7800' (Parrot).
Eiche im armenischen Randgebirge bis 7x00' [Abich] “ 7,.
Alpine Region. 7800— 1300 0' (Schneelinie nach Abich).
Per s i scher E lb o ru s [370 N. B., über Asterabad: Bunge] «°)v
Nordabhang über dem kaspischen Meere.
Waldregion bis 8000'.
Buche und Ju g la n d e e n ..................................üis 3000 .
Hainbuche [C a r p in u s o r i e n t a l i s ) . . . . bis 8000'.
Alpine Region. 8000' (bis Schneelinie am Demawend 1 3 2 0 0 ': Berghaus).
Südabhang (mit Ausnahme eines Gürtels von Wachholderbäumen waldlos).
Hochsteppe bis 7000'.
Alpine Region mit Traganthsträuchern 7000'.
Kuh-Da ena Il8j (3072° N. B., im westpersischen Randgebirge:
System des Zagros).
Eichenregion ( Q u e r c u s p e r s ie d ) . 4000 6000 .
Alpine Region. 6000— 110 0 0 '.
Gesträuchgürtel von L o n i c e r a p e r s ic a . 6000 7000 .
Traganthsträucher 7000—9 3 0 0 -
Alpine Stauden 7000— 110 0 0 ' (Umbelliferen 7000—8000';.
Im russischen Armenien erreichen nur der Ararat und der Alages
die Schneegrenze JI9), und zwar in einem bedeutend höheren Niveau
als am Kaukasus und als in den pontischen und anatolischen Gebirgen.
Im Verhältniss zum Kaukasus beträgt die Elevation 2200 Fuss
und erklärt sich aus dem Plateauklima, zu dessen Wirkungen am
Ararat die Gestaltung des Bergs und die vulkanischen Gesteine beitragen,
die durch die Insolation stärker erwärmt v\ei den. Mit dem
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