hervortr eten, sieht man im indischen Archipel Sträucher der Oleander-
foim, Eiiceen (Rhododendron), Melastomaceen, Solaneen [Solanum],
Urticeen [Ficus] mit zarteren Stauden gemischt (z. B. der Cyrtan-
dracee Aeschynanthus), neben den grossblätterigen Rosetten der
Aroideen (.Pothos), der Scitamineen, und alle diese Formen treten an
Häufigkeit der Individuen wiederum zurück gegen die Massen von
Farnkräutern und lassen einer unerschöpflichen Blüthenverzierung
durch atmosphärische Orchideen freien Spielraum. Aber die Knollen
dieser Orchideen haften ebenso wohl auf dem Fels wie auf den
Bäumen, und dieselben Rhododendren [Rh. javaniciim), die in dem
Waldesdunkel auf Bäumen wachsen, wurzeln ebenso häufig im Boden
als Unterholz -s). Zwischen den weitesten Niveaugrenzen in Java
gedeihend [2000—10000 Fuss]12) verlassen die Rhododendren im
höheren Gebirge, wo der Jungle niedriger wird und sich lichtet, den
Stützpunkt der Baumstämme und rufen mit anderen Ericeensträuchern
die Gebüsche der Alpenrosen in die Erinnerung [Rh. retusum, Agapetes).
Nur zwei Vegetationsformen müssen von den übrigen Epiphyten.
die für die Physiognomie der Tropenwälder von Bedeutung sind,
wegen ihrer besonderen Lebensbedingungen ausgeschieden werden,
die Loranthaceen und die atmosphärischen Orchideen. Die Loran-
thusform gehört zu den eigentlichen Parasiten, die ihre Säfte aus den
Bäumen beziehen, auf denen sie befestigt sind. Sie können daher
niemals von ihrer Mutterpflanze auf den unorganischen Boden übergehen.
Nach seiner Belaubung den kleineren Sträuchern aus der
Reihe der Oleander- und Myrtenform gleichend, aber in den meisten
Pällen durch gabelförmige Verzweigung ausgezeichnet, durchbricht
ihr holziger Stamm, ohne Wurzeln zu bilden, die Rinde der Bäume,
auf deren Krone sie eingefügt sind, und setzt sich mit ihrer Splint-
schicht in Verbindung. So geht die aus dem Boden zu den Blättern
des Baums aufsteigende Flüssigkeit, welche sich in diesen äusseren
Holzschichten bewegt, in die Gefässbündel des Parasiten über, aber
noch als roher Nahrungssaft, der erst in den grünen Organen durch
die atmosphärischen Nährstoffe zu plastischen Stoffen umgewandelt
wird. Dadurch unterscheidet sich daher die Loranthusform von
anderen Parasiten, dass sie selbst des grünen Laubes oder in seltenen
FäUen wenigstens grünender Zweige nicht entbehren kann, die den
Bildungssaft zubereiten. Auch von deh bleichen, blattlosen Parasiten,
die, gewöhnlich auf den Wurzeln der Mutterpflanze befestigt,
aus diesen den herabsteigenden, zum Wachsthum unmittelbar verwendbaren
Saft empfangen, kommen in den asiatischen Jungles
emUe merkwürdige Beispiele vor, Balanophoreen und Rafflesien,
aber, verglichen mit der Häufigkeit der Loranthaceen in den tropischen
Wäldern, sind sie nur seltene Erscheinungen. Von diesen
letzteren haben die Rafflesien der Sunda-Inseln, die auf den Wurzeln
und Zweigen der Cissus-Lianen wachsen, durch die Grosse
ihrer Blüthen die Aufmerksamkeit erregt: bei einer in Sumatra einheimischen
Art [R. Arnoldi) beträgt ihr Durchmesser zwei bis drei
Fuss, und sie wird in dieser Beziehung nur von der auf den sud
amerikanischen Flüssen schwimmenden Victoria ubertroffen.^ _
Die Orchideen sind in dem Bau ihrer Blumen so mannigfaltig,
so wechselnd in ihrer Grösse und Färbung, dass sie mit den Insekten
zu wetteifern scheinen, denen sie auf dem Fluge die Blüthenhppe
als Landungsplatz darbieten. Denn von hier aus steigen diese dhier
chen, den inneren Organen in der eigenen Körperform angepasst in
die Tiefe der Blumen hinab, um ihre Nahrung aufzusuchen, wobei
sie zugleich zur Befruchtung einer Blüthe durch die andere mitzuwirken
genöthigt sind. Im tropischen Asien, namentlich m den
feuchten Wäldern der Aequatorialzone ist die Familie der Orchideen
unter allen die artenreichste, aus dem Inselgebiete kennt MiqueUfl
bereits über 100 Gattungen, mehr als 600 Arten. Das ist ungefa lr
der fünfzehnte Theil aller daselbst einheimischen Phanerogamen, und
grösstentheils sind es atmosphärische Orchideen, die epiphytisch odei
auf einem Substrat befestigt sind, in welches ihre Wurzeln gar nicht
oder nur unbedeutend eindringen. Als atmosphärische Gewächse
sind sie mit Recht zu bezeichnen, weil sie weder aus dem Boden noch
aus dem stützenden Baumstamm ihre Feuchtigkeit beziehen un 1 1en
Saft erneuern, sondern auf die Niederschläge unmittelbar angewiesen
sind, gleichsam Wasserpflanzen auf Regentropfen. Denn statt der
Organe, die sonst bestimmt sind, die Feuchtigkeit des Bodens aufzusaugen,
entwickeln sie nur Luftwurzeln, die an die Oberfläche des
Substrats sich anschmiegen und häufig aus einem Knollen entspnn
gen, der aber ebenfalls frei daliegt. Da die Kultur dieser tropischen
Orchideen vor Allem Feuchtigkeit der Luft fordert, so lag es nahe,
anzunehmen, dass sie den Wasserdampf der Atmosphäre sich anzu
eignen vermöchten, allein diese Vorstellung ist nicht begründet und
in der That mit der geordneten Saftbewegung phanerogamischer
Gewächse unvereinbar. Sie saugen vielmehr mit den Spitzen ihrer
Luftwurzeln das Wasser der Niederschläge auf; der Ort des Fm