Zwecke ihre wissenschaftliche Berechtigung erhält. Fast alle jene
Sträucher blühen ziemlich gleichzeitig im Frühling, sie wachsen gesellschaftlich
unter einander, und die meisten sind durch das ganze
Gebiet verbreitet. Ich zähle nur vier Sträucher, die auf die östlichen
Halbinseln beschränkt sind, aber eine wichtigere Ausnahme finden
uh in Spanien, wo die Vegetation derCisten ungemein bevorzugt ist.
Das Wohngebiet der einzelnen Arten dieser Gattung ist nicht durch
den ungleichen Bau der Blätter geregelt. Alle Bildungen des Laubes,
welche hier möglich sind, kommen in Spanien vor. Unter den
Listen, die das ganze Mittelmeergebiet bewohnen, ist eine der beiden
Arten enthalten, welche die Oleanderform vertreten (Cistus laurifolius),
wahrend die drei anderen klein- und weichblätterig sind. In Spanien
einheimisch und höchstens von hier nach dem südlichen Frankreich
und Algerien verbreitet sind etwa dreimal so viel Arten als in den
übrigen Theilen des Gebiets. Aber nicht bloss deshalb bilden die
Cisten einen Hauptcharakter der spanischen Flora, sondern auch,
weil sie auf dieser Halbinsel in viel grösseren Massen gesellig verbunden
auftreten, so dass die Physiognomie der Landschaft in vielen
Gegenden des Tafellandes durch sie bestimmt wird. Auf der Sierra
Morena, die Spanien der ganzen Breite nach von Murcia bis Algar-
vien durchzieht und durch eine zusammenhängende, grüne, frische
Vegetation von Holzgewächsen bekleidet wird, ist ein Cistus der
Oleanderform (C. ladaniferus) so sehr vorherrschend, dass »häufig
ganze Quadratmeilen ausschliesslich von ihm bedeckt sind«6o). Die
Cisten gleichen, wenn sie in den Frühlingsmonaten inBlüthe stehen,
den einfachen weissen oder rothen Rosen und sind oft noch reicher
als diese mit Blumen beladen. In dem Bau der Blüthe stimmen sie
fast ganz mit einer anderen Gattung von Stauden oder Halbsträuchern
{Helianthemum) überein, die in Spanien noch weit zahlreichere endemische
Arten zählt. Die Familie der Cistineen ist also in mehrfachem
Sinne für die spanischen Vegetationscentren bezeichnend, und
doch findet sich in ihrem Bau nichts, was man auf das spanische
Klima beziehen könnte. Es Hesse sich freilich vermuthen, dass die
starken Ausschwitzungen von Harz, welche die Knospen und andere
Organe bei dem Cistus der Sierra Morena bedecken, dem kälteren
Winter des Hochlandes entsprächen, aber gerade diese Art findet
sich auch in Südfrankreich und Nordafrika. Die Cisten liefern uns
vielmehr ein deutliches Beispiel von dem allgemeinen Gesetze, dass
der Bau der Blüthen und Früchte, auf dem das System der Pflanzen
beruht, von den Vegetationscentren beeinflusst ward, wo sie entstanden
sind, und dass dagegen die Bildungsweise der vegetativen
Organe viel bestimmter von dem Klima abhängt, wo sie leben sollen.
So weist in dem Organismus dasjenige, was zur Erhaltung der Arten
dient, auf die unbekannten Bedingungen ihres Ursprungs. Was der
Entwickelung und dem Wachsthum des Individuums angehört, steht
in einem deutlichen Zusammenhänge mit den Kräften der unorganischen
Natur, die auf dasselbe dauernd einwirken, und diese Beziehungen
sind daher unserer Forschung näher gerückt als die ersteren.
Was könnte die abgesonderte Bedeutung des Lebens und seinerFort-
pflanzung von einer Generation zur anderen besser ins Licht stellen,
als wenn wir sehen, dass das Oleanderblatt in so vielen Familien der
Mediterranflora sich wiederholt und so wenig von seinem einfachen
Bildungsplane abzuweichen pflegt? Wenn dieses Gesträuch mit seiner
bunten Blüthenfülle den Frühling des Südens verschönert, werden
wir darauf hingewiesen, dass alle diese mannigfaltigen Organisationen
unter gleichen Bedingungen auch denselben Entwickelungsgang
einschlagen. Wenn dagegen der Oleander selbst (Nerium) in
Norditalien erst im Sommer und bis zum Herbste hin seine rothen
Blumensträusse treibt, erkennen wir die Ursache dieser Verschiedenheit
darin, dass das Gewächs das Ufer der Thalgründe aufsucht, wo
ihm auch in der trockenen Jahrszeit fliessendes Wasser leichter zu
Gebote steht.
Ueberblicken wir nun die Reihe der übrigen immergrünen
Strauchformen, welche die Maquis zusammensetzen, so zeigt sich
eine allmälig fortschreitende Verminderung der Blattgrösse, bis die
Blätter zuletzt ganz verschwinden oder sich zu dornigen Organen
umbilden. Auf das Myrtenblatt folgt die Blattnadel der Eriken, auf
der Unterdrückung oder Umbildung des Laubes beruht die Unterscheidung
der Spartiumform und der Dornsträucher. Diese Veränderungen
sind fast allen trockenen Klimaten der Erde gemeinsam,
und es soll hier zunächst nur im Allgemeinen bemerkt werden, dass
der Zweck, die Verdunstung des Safts zu beschränken, durch verminderte
Grösse der Oberfläche ebenso gut erreicht wird wie durch
die Verstärkung der Oberhaut. Auf das Einzelne dieses Verhältnisses
einzugehen, wird sowohl hier, als bei anderen Klimaten, je
nachdem sich zur Erläuterung besonders geeignete Organisationen
darbieten, Anlass genug sein. Die Myrtenform ist in der Mediterranflora
durch beinahe 30 Arten vertreten, von denen jedoch mehr als