(Q■ occidcntalis). Von kleinerem Wuchs ist der der Steineiche so
ähnliche, viel allgemeiner angebaute Korkbaum (Q. Silber), dessen
Heimath von Spanien und von der Provence bis Toskana reicht, und
der auch in Dalmatien und Istrien einheimisch sein soll. Die Marem-
men von Toskana und einige andere Gegenden besitzen dann noch
eine Korkeiche von geringem Werth [Q. pscudosuber) , deren eingekerbtes
Blatt schon zu den gelappten Formen hinneigt. Bei der
Velani-Eiche [Q. Aegilops] s7) der beiden östlichen Halbinseln und
Syriens, aus deren grossen Eichelbechern ein Farbstoff bereitet wird,
wiederholt sich diese Blattbildung, und zwei verwandte, vielleicht
die schönsten der immergrünen Arten (Q. Libani und castancifolia),
verbinden das Laub der Kastanie mit dem kräftigen Wuchs der Eichen
des Nordens.
Fast der einzige Vertreter der Olivenform ist derOelbaum (Olea
europaca) , dessen Bedeutung für die Physiognomie der Mediterranflora
durch die Kultur erheblich erweitert worden ist. Man nimmt
gewöhnlich an, dass der Baum aus dem Orient abstamme. Nach den
biblischen Schriftstellern war er in Syrien, nach den griechischen
auch in Kleinasien einheimisch. Von der wilden Spielart, die man
in Griechenland Agroeleä nennt, darf man, da auch in den Pflanzungen
die Wurzeltriebe in diese Form Zurückschlagen s«), nicht auf
die ursprüngliche Heimath des Gewächses schliessen. Die mythologische
Sage, dass die Olivenkultur erst nach Attika verpflanzt sei.
lässt dem Zweifel Raum, ob man die Einführung des Baums aus der
Fremde oder nur Veredelung und Gebrauch eines einheimischen
Gewächses im Sinne hatte. Gegenwärtig ist die Olive nicht bloss in
Anatolien, sondern auch an der europäischen Küste des ägäischen
Meeis sowohl in Baum- als in Strauchform einheimisch, aber sprachliche
Giünde, die de Candolle anführt, scheinen darzuthun, dass auf
den westlichen Halbinseln diese Frucht den ursprünglichen Bewohnern
nicht bekannt war. Da ferner die lange Entwickelungsperiode
des Oelbaums auf eine südliche Heimath hinweist, wo der Winter
milde und von kurzer Dauerest, dann aber im Orient auch die dürre
Jahrszeit sich verlängert, so wären die günstigsten Verhältnisse in
solchen Landschaften Syi iens und der anatolischen Südküste gegeben,
wo der Boden, durch fliessendes, wenn auch später versiegendes
Wasser befeuchtet, das Fortwachsen über den Frühling hinaus gestatten
würde, eine Betrachtung, die den Ueberlieferungen über die
Herkunft des Baums zur Stütze dienen kann.
Wie nun fast alle diese immergrünen Baumformen so leicht in
die Strauchgestalt übergehen und diese Abnahme der vegetativen
Energie durch die Zerstörung der Wälder immer mehr gesteigert zu
sein scheint, so ist die Oleander-und Myrtenform, die jene Bildungen
in kleineren Verhältnissen nachahmt, auch in viel weiterem Umfange
zur allgemeinen Bekleidung des der Kultur entzogenen Bodens eingetreten.
Die Oleanderform begreift die grossblätterigen, immergrünen
Laubsträu eher, die der Myrte hat ein kleineres Blatt, und hier
ersetzt die grössere Zahl, die gedrängtere Anordnung die verminderte
Oberfläche des einzelnen Organs. Indessen wird die Myrtenform von
der des Oleander auch gewöhnlich an Höhe des Wuchses übertroffen.
Auf dem thonreichen Humusboden der Landzunge des Athos ist die
immergrüne Region aus dicht verschlungenem Gesträuch gebildet,
welches zuweilen eine Höhe von 15 Fuss erreicht S9) und zum Theil
aus Arbutus und anderen Gewächsen besteht, die der Oleanderform
entsprechen. In den meisten Gegenden bleiben zwar die Maquis,
wie die Formation der immergrünen Sträucher genannt wird, weit
niedriger, so dass man, aufrecht stehend, auf weite Strecken über
sie hinblicken kann, aber gegen die Gesträuche der Oleanderform
verhalten sich doch die Myrtengebüsche an der adriatischen Küste
wie Zwerggestalten. Es sind mehr als 20 verschiedene Sträucher,
welche die Oleanderform in der Mediterranflora vertreten, und diese
sind bei ähnlicher Belaubung in ihrer Blüthenbildung so ungleich,
dass sie zu 15 verschiedenen Gattungen und diese zu 14 Familien
gehören. Nur die Ericeen haben darunter zwei Gattungen, ausser
Arbutus noch das pontische Rhododendron, in allen übrigen Fällen
steht jede Gattung für sich allein und zählt meist nur eine oder zwei
Arten. Die Cistusrosen allein treten in grösserer Mannigfaltigkeit
auf, aber diese zeigen auch nur in zwei Arten das reine Oleanderblatt,
die übrigen sind zwar auch immergrün, aber haben nicht dessen
markig festes Gewebe und weichen auch durch die mattere Färbung
des Laubes und durch die weiche, runzelige, behaarte Oberhaut desselben
ab; nur selten sind sie grossblätterig, und einige gehören zur
Erikenform. Nach dem verschiedenartigen Bau der Blüthen und
Früchte sollte man bei den immergrünen Sträuchern auch ungleiche
Lebensbedingungen erwarten, aber gerade hier haben wir ein auffallendes
Beispiel, wie die klimatische Stellung der Pflanzen zunächst
von der vegetativen Entwickelung abhängt, wodurch eben die Einteilung
der Pflanzen nach den Vegetationsorganen für geographische