acht bis neun Monate und ist, da auch aus den nördlichen Winden des
Winters sich Nebel erzeugen 9), eigentlich nie ganz unterbrochen. Die
Temperatur sinkt nach aufwärts nicht bedeutend (150—120). Dies
ist die pflanzenreichste Region in diesen Breiten: von feuchten Ge-
birgswäldern bedeckt, unterscheidet sie sich durch die immergrüne
Belaubung der Bäume von den Laubhölzern der Savane. Die tropischen
Vegetationsformen gedeihen hier in der grössten Mannigfaltigkeit,
von Orchideen sammelte Liebmann6) in dieser Region 200 Arten.
Die immergrünen Eichen, von denen derselbe am Orizaba mehr
als 20 Arten unterschied, bilden den Hauptbestandtheil des Waldes,
sie werden von Laurineen und anderen Bäumen der Lorbeerform
begleitet. Zu den hochstämmigen dikotyledonischen Laubhölzern
gesellen sich Farnbäume, baumartige Lilien ( Yucca), kleinere Palmen
(Chamaedorea) und Cycadeen (Ceratozamid]. Von Lianen durchrankt
und geschmückt mit Epiphyten, beschatten diese Waldbäume ein
Unterholz, welches aus den verschiedensten Familien zusammengesetzt
ist und worin die Melastomaceen mit holzigen Synanthereen
und Bambusen sich vereinigen. Die tropischen Kulturen des Kaffees
(bis 5000 Fuss), sowie des Pisangs und Zuckerrohrs (bis 5500 Fuss)
finden in dieser gemässigten Region ihre Flöhengrenze.
Südwärts von Vera Cruz (190 N. B.) und in der Breite von
Oaxaca (170), da wo die Küste des Golfs sich nach Osten zur Halb-
insel Yucatan ausbiegt, erweitert sich der Schauplatz der heissen
Landschaften, indem die Kordillere und mit ihr die mexikanische
Hochebene vom Meere zurückweicht und nun anfängt in jene schmale
Erhebungszone längs des stillen Meers überzugehen, welche sich von
Guatemala bis zum Isthmus von Panama erstreckt. Mit dieser Erweiterung
des östlichen Tieflands ist ein entscheidender Wechsel des
Klimas verknüpft, die Feuchtigkeit der gemässigten sinkt nun auch
auf die heisse Landschaft herab, und dieser Verbindung von höherer
Wärme mit langen Regenzeiten verdankt der Tropenwald, welcher
Tabasco bedeckt, einen Vorzug, der diesseits des Golfs von Honduras
sich nirgends in Mexiko wiederholt. Hier allein ist der Vegetationscharakter
nach dem äquatorialen Maassstabe brasilianischer Urwälder
ausgebildet10). Unter dem dichten Laubdach gemischter Bestände
der Lorbeer- und Tamarindenform, in dem »Gewirr von Palmen«
strotzt der Wald von holzigen und weichen Lianen, sowie von Epiphyten,
von grossblättrigen Aroideen, von Farnen, Bromeliaceen,
Piperaceen und Orchideen. In diesem Tieflande, welches durch die
austretenden Flüsse »von Juli bis zum März mehr oder weniger über-
fluthet wird«, dauert die Regenzeit beinahe neun Monate, also ebenso
lange wie in der gemässigten Landschaft von Vera Cruz, und die
fallende Wassermasse ist hier noch grösser. Hier trifft der vom
Golf wehende Passatwind die im Süden vorliegende Bergkette von
Chiapas, welche mit den Anden von Guatemala zusammenhängt,
dann aber, nach Yucatan übergehend und nun nach Nordosten gewendet,
sich im Tieflande dieser Halbinsel verliert.
So kommt es, dass Yucatan11), im schneidenden Gegensätze
gegen das unmittelbar angrenzende Tabasco, von Wäldern grossen-
theils entblösst, eine flache, jedoch steinige, heisse und trockene Savane
bildet, wo nur in der weit kürzern Regenzeit des Herbstes und
Winters (Oktober bis Februar) die Vegetation sich entwickelt und
wo sowohl der Mangel an Humus auf dem anstehenden Korallenkalk,
als die Seltenheit und geringe Bedeutung der Flüsse die Unfruchtbarkeit
des Bodens bedingen. Wegen der ungünstigen Neigungsverhältnisse
der Oberfläche verwandeln sich zuweilen zur Zeit der
Niederschläge grosse Savanen Monate lang in Landseen. Nur die
Küstenlandschaften besitzen jene ausgedehnten Campeche-Wälder,
denen Yucatan seine Bedeutung verdankt: allein das beste Blauholz
(.Haematoxylon) wird doch gegenwärtig aus Tabasco ausgeführt.
Unweit Campeche finden sich reine Bestände, in denen weder andere
Baumformen noch Unterholz anzutreffen sind: auch an der Nord-
und Ostküste Yucatans giebt es noch grosse und unberührte Blauholz
Wälder.
Yucatan und Tabasco bieten ein ausgezeichnetes Beispiel von
der ungleichen Einwirkung des ebenen oder geneigten Bodens und
der Richtung der Gebirgsketten auf den Passatwind. Dieselbe vom
mexikanischen Meerbusen wehende Luftströmung trifft beide Küsten,
aber sie bewahrt ihren Wasserdampf über der ebenen Fläche der
Halbinsel und entladet denselben erst, wenn sie, den Höhenzügen
Yucatans entlang vorüberziehend, an den quer vorliegenden Abhängen
der Anden von Chiapas und Guatemala sich abkühlt oder
dem ebenfalls erkältenden Verdunstungsprocess der grossen Wälder
von Tabasco ausgesetzt ist. Unter diesen Bedingungen kann die
Regenzeit der Halbinsel, welche das Einströmen des Norte, als
eines kühleren Seewinds, in die Zone eines aufsteigenden Luftstroms
zu veranlassen scheint, nur in der kälteren Jahrszeit anhalten und
die Feuchtigkeit in dem porösen Boden nicht so lange bewahrt blei