busen. Sie scheinen als ein Maassstab für die allmälig abnehmende
Dauer der ihrer Vegetation entsprechenden Abschnitte der Tempe-
raturkurve betrachtet werden zu können. Indessen darf dabei die
Verschiedenheit in den Wachsthumsnormen der einzelnen Arten nicht
unberücksichtigt bleiben. Gewisse Zwergformen gehen am weitesten
nach Norden, aber es giebt auch ähnliche Arten, deren Temperatursphäre
der der grösseren gleichsteht. In Südkarolina wachsen stammlose
Zwergpalmen [Sabal Adansonii) zusammen mit der ansehnlichen
ü ° 4° Fuss hohen) Palmetto-Palme [S. Palmetto). Die hochwüchsigen
Bambusen, die im östlichen Asien so weit nach Norden
reichten, scheinen in Nordamerika den Wendekreis nirgends zu
übeischreiten. Aber die Arundinarien, die im Waldgebiete an deren
Stelle treten und bis Virginien, selbst bis Illinois fortkommen, sind
in Louisiana von höherem Wuchs (10—20 Fuss) als am Ohio [8 bis
1 o Fuss] . In ihrer geographischen Anordnung verhalten sich
diese Rohrgräser ähnlich wie die Arundinarien der kurdischen Inseln,
die dort ebenfalls über die Polargrenze der japanischen Bambusen
hinausreichen. Die nordamerikanischen Arten wachsen nicht bloss
an Flussufern, deren Alluvionen sie mit einem undurchdringlichen
Dickicht zu bedecken pflegen (den sogenannten Cane-Breaks), sondern
bilden auch in den Wäldern dichte Gebüsche (A. macrosperma),
die im Winter grün bleiben, und zwar noch in Gegenden, wo immergrüne
Laubhölzer nicht mehr vorhanden sind.
Im ursprünglichen Zustande scheinen die Wälder Nordamerikas,
ausser in Newfoundland, nirgends auf weiten Räumen unterbrochen
gewesen zu sein. Nicht selbständig daher, wie in den Maquis Südeuropas
, sondern als Unterholz im Schatten des Waldes haben die
Stiäucher und namentlich die immergrünen hier ihre Bedeutung.
Wahrend die Oleanderform in Europa in dem grössten Theile des
Waldgebiets fehlte, treffen wir sie hier von der südlichen Laubholzzone
bis Kanada und bis zur Oregonküste allgemein und besonders
durch schönbelaubte Ericeen, durch eine Reihe von Rhodoreen vertreten
(z. B. Rhododendron maximum). Die südlicheren Rhododen-
dien stehen mit den arktischen und alpinen Arten in unmittelbarer
geographischer Verbindung. Aus anderen Familien gehören zur
Oleander- und Myrtenform mehrere Ilicinien [Ilex), einzelne Sapoteen
in der südlichen Waldzone (.Bumelia), am Oregon eine Berberidee
[Mahonia). Aber die Rhodoreen und die der Myrtenform entsprechenden
Vaccinien sind bei Weitem am häufigsten, und die ersteren
zählen mehrere besondere Gattungen. Es ist eben eine Eigenheit
der nordamerikanischen Vegetationscentren, dass von solchen Ericeen,
sowohl den immergrünen als den periodisch belaubten (z. B.
Azalea) so zahlreiche Arten vorhanden sind, dass sie sich dort weiter
ausgebreitet haben und einen grösseren Raum einnehmen als in
Europa. Das nadelförmige Blatt der Erikenform hingegen ist dem
Laube der Rhodoreen ganz untergeordnet (.Empetrum, Menziesia),
die Eriken fehlen ganz: nur in Newfoundland wurde die europäische
Calluna, offenbar als ein eingewandertes Gewächs angetroffen und
hat sich neuerlich auch in Massachusets und Maine auf kleinen
Flecken Landes gezeigt. Dies ist eins der seltenen Beispiele von
einem Austausch zwischen beiden Hemisphären über das atlantische
Meer, indem, was wir sonst an europäischen Gewächsen in Nordamerika
finden, sich fast immer in ein einziges, über den Westen
und Sibirien zusammenhängendes Wohngebiet zusammenfassen lässt.
Unter den periodisch belaubten Sträuchern der Rhamnus- und
Weidenform sind einige durch ihren Bau von den europäischen abweichend
oder wegen ihrer geselligen Verbreitung bemerkenswerth.
In der südlichen Waldzone nehmen die aromatischen Calycantheen
,(Calycanthus), wie früher bemerkt, eine Mittelstellung zwischen den
Magnoliaceen und Myrtaceen ein; der Papaw, eine Anonacee [Asi-
mina triloba), bildet oft auschliesslich das Unterholz. In den nördlichen
Laubwäldern ist eine Myricee [Comptoma asplenifolia) häufig
und dadurch merkwürdig, dass die Gestalt der kleinen, gelappten
Blätter und nicht minder deren Nervatur gewissen Proteaceen Neuhollands
höchst ähnlich ist, so dass Buch, als er diese Uebereinstim-
mung bemerkte , die Warnung aussprach, in den Blattabdrücken
fossiler Tertiärpflanzen nicht sofort australische Formen erblicken zu
wollen, weil dasselbe Adernetz auch hier in einer nordischen Gruppe
noch jetzt vorkomme. Vom Oregon bis zur Insel Sitcha ist ein geselliger
Araliaceenstrauch [Fatsia horrido) besonders auffallend,
dessen 6 bis 12 Fuss hohe Stämme, von grossen, handförmig gelappten
Blättern gekrönt, dicht verschlungen und von gelben Dornen
starrend dem Eindringen in die Hochwälder leicht ein Ziel setzen.
eine Annäherung an die ähnlichen Bildungen des chinesischen Ginseng
und an den Strauch, aus welchem auf Formosa das Reispapier
bereitet wird.
Die Schlinggewächse der nordamerikanischen Wälder verhalten
sich ähnlich wie die Bäume selbst, es sind europäische und sibirische