112 V I I I . Sudan.
nur wenige afrikanische F o rm en : zu den höchsten gehört der Ceril-
C ed ro , eine dem Magahoni-Baum verwandte, 80— io o F u s s messende
M e lia c e e 22) (Khaj/a senegalensis) , die am grünen Vorgebirge
und am G am b ia , also gerade in einem K lim a von kurzer Regenzeit
einheimisch ist. In den dichten Ufergehölzen auf der Wasserscheide
des Congo und Z ambesi besitzen manche Bäume einen geraden Stamm
von 60__80 F u s s H ö h e IO) , weil fließ en d e s Wa sser das Wachsthum
befördert, aber in der E b en e , wo die atmosphärischen Niederschläge
allein wirken, bleiben sie daselbst niedrig und verkümmert. In den
lichten Waldungen am westlichen A b h an g des abessinischen Hochlands
wechselt die Höhe der Bäume zwischen 25 und 45 F u s s 20),
die A cacien der afrikanischen S avanen schrumpfen oft zu Zwergbäumen
und Gesträuch zusammen. Können wir in diesen Verhältnissen
die Wirkung kurzer Regenzeiten erkennen, so ist es dagegen
um so auffallender, dass einige Bäume sich durch unverhältniss-
mässige Grösse und kolossalen Umfang einzelner Organe auszeichnen,
dass gerade diese über die weitesten Entfernungen verbreitet sind
und dadurch zu den entschiedensten Charakterzügen der afrikanischen
Physiognomie beitragen. Die bedeutendsten sind der Baobab-
Baum (.Adansonia) wegen der D ick e des Stamms , eine Bignoniacee
(.Kigelia) mit 2 F u s s langen, dicken Früchten, und der Ensete-Pisang
[Musa Ensete] , dessen Blätter die grössten der E rd e sind. Unter
diesenBäumen reicht die V erbre itung des B ao b ab von Nubien (Nordgrenze
1 4 °) bis Senegambien ( 1 6 0 N . B .) und durch den Süden an
der Ostküste bis 25 0 S . B . 23) ; di & Kigelia wächst ebenfalls in Nubien,
am Niger und bis Mozambique, die abessinische En se te scheint auch
auf den Hochlanden am V ik to r ia -N y an z a und am südlichen See
Ny a ssa vorzukommen. Diese zu unförmlicher Grösse entwickelten
Organe sind nicht aus klimatischen Ursachen zu e rk lä ren , sie sind
vergleichbar mit dem B ild u n g s trieb e , der im Thierreiche den Ele-
phanten, das Nilpferd und die Giraffe, den Strauss und das Krokodil
erzeugt hat. Man wird daran erinnert, dass Sudan der älteste Kontinent
ist, der seit jenen Zeiten vom Meere unbedeckt blieb, als die
Natur sich g e fie l, grössere Fo rm en von Lan dorg an ismen hervorzubringen
als in der gegenwärtigen Sch öp fung . B e i den Pflanzen findet
die Grösse des Wuchses zwar eine Grenze in den klimatischen Bedingungen
, nur bei den Gräsern fällt dieses Hinderniss w e g , aber
auch in anderen Gruppen ist jene r T rieb noch durch einzelne Organe
angedeutet.
Baumwuchs. 113
Die allgemeinste Wirkung des Wechsels der Jahrszeiten auf die
Holzc-ewächse zeigt sich in ihrer periodischen Veg e ta tion. Während
der Regenzeit treiben sie »mit unglaublicher Schnelligkeit und Ueppig
keit« aber die Spuren des Sonnenbrands und der Trockenheit bleiben
sichtbar. In den N illän d e rn , sag t ein unbefangener Beobachter dei
Natur21), sucht man vergebens einen Baum, an dem nicht ein Zweig
gelitten oder dürr h e rab h än g t: ein T h e il des Ganzen ist immer abgestorben,
»sei es unten die Rinde des S tam m s , oder ein A s t , den
die Sonne versengte, oder eine vertrocknete Schlingpflanze, die den
Stamm verunstaltet« . Merkwürdig ist auch die Beobachtung Schwein-
furth’s 24) , dass in Nubien viele Holzgewächse noch vor dem Beg inn
der Regenzeit, »von den letzten Säften des Stamms zehrend«, fine
Blüthen entfalten, während »dieBlattknospen noch g eg en die Sonnen-
gluth fest verschlossen sind«, als beseele die Pflanze eine K r a ft , ie
voraussieht, dass die schwellende F ru ch t mehr Feuch tigk e it bedarf
als die Blume, oder damit der gereifte S amen noch zu günstiger Z e it
keimen könne. Wenn die Bäume des Nordens vor der Belaubung
blühen, kann man sich vorstellen, dass die Blüthen weniger Warme
als die Blattknospen zu ihrer Entfaltung bedürfen. A b e r hier haben
in der trockenen Jahrszeit dieselben Lebensreize schon lange g eic -
artig bestanden, und nun erst, da es zweckmässig ist, öffnen sich die
Blüthen2S) . D ie Laubentfaltung fällt in Sudan mit dem A nfan g der
Regenzeit zusammen, aber da am Schluss derselben die Baume in
Saftfülle stehen und der Bod en erst allmälig austrocknet, so dauert
die Vegetationsperiode noch eine We ile fo rt, nachdem die Nieder
Schläge aufgehört haben. In T e te , am Zambesi, ist der Unterschied
nur o-ering: hier dauert die R eg en ze it vom November bis zum A p ril,
aber5schon im Mai verlieren die meisten Bäume ihr L au b und bleiben,
bis die R e g en wiederkehren, also fast sechs Monate, b la t t lo s IS) . m
Rovuma, einem Küstenfluss ( i o ° S . B . ) , der dem feuchten A e q u a -
torialklima Zanzibars näher gelegen is t , fand L iv in g ston e im S e p tember
die Mehrzahl der Bäume laublos, soga r die Blatter der Barn
busen lagen verdorrt am Bo d en « ) . Immergrüne Fo rm en sind überall
nur spärlich denen mit periodischer Laubentwickelung beigemischt,
doch werden sie häufiger an der aequatorialen Westküste an den
Ufern einiger Ströme und auf den Höhen des Geb irg s. Nirgen s
aber ist in der trockenen Jahrszeit die grüne F a rb e vö llig verschwunden.
Ung le ich vertheilt die Natur an die verschiedenen Organisationen
die Hülfsmittel, der Dürre zu w id e rsteh en : bei den meisten
Gr i seba ch, Vegetation der Erde. IX. 2. Aufl.