von grossem Umfange23),. und diese sind in den meisten Fällen entweder
durchaus oder doch grösstentheils endemisch. Durch den
verschiedenartigeren Bau solcher Gattungen und durch die Enge der
Bezirke, welche einige derselben ausschliesslich bewohnen, scheint
die Kapkolonie Australien in dieser Beziehung noch zu übertreffen.
Die topographische Anordnung der Arten derselben Gattung
bald nach dem Niveau oder den Bodeneinflüssen, bald unter anscheinend
ganz gleichen physischen Bedingungen lässt sich mit den Vor-
stellungen über einen genetischen Zusammenhang ihrer Entstehung
schwer vereinigen. Im erstem Fall könnte man annehmen, dass,
wenn auch der Standort nicht sogleich auf den Bau einer Pflanze
wirke, dies doch vielleicht in einer langen Reihe von Generationen
geschehen könne. Damit kämen wir zu der von Wallace herrührenden
und von Wagner24) vertheidigten Meinung, dass nicht durch
die Variation allein im Sinne Darwin’s, sondern durch die damit
verbundene räumliche Absonderung die neuen Arten entstanden
seien. Ist aber der Standort nahe verwandter Pflanzen auf benachbarten
Bergen von gleicher Beschaffenheit, so ist ihre Verschiedenheit
hiedurch nicht erklärbar. Sodann stehen neben den lokalen
Arten immer andere, die, in ihrem Bau ebenfalls nahe übereinstimmend,
ein weiteres Wohngebiet eingenommen haben, ohne in ihrer
Organisation verändert zu sein. Wachsen sie mit jenen zusammen,
und davon bietet fast jede Flora Beispiele genug, so geben sie über
die Entstehung und Fortdauer der letzteren keinen Aufschluss. Setzt
man voraus, dass die eine Art von der anderen oder beide von einer
gemeinsamen Quelle abstammen, so würde man aus solchen ein-
schliessenden Arealen (i. S*. 136) folgern müssen, dass die Umbildung
nicht durch die physischen Einflüsse des Standorts allein, welche
auf jedes Individuum sich gleichmässig beziehen, sondern durch
Kräfte erfolgt sei, von denen nur einzelne derselben berührt wurden.
Wenn die in Bezug auf äussere Lebensbedingungen so sehr von
einander abweichenden Standorte und geographischen Abschnitte des
Kaplandes einen reichhaltigen Stoff bieten, um die räumlichen Beziehungen
der Organisation zu untersuchen, so kann die Vergleichung
mit anderen Floren dazu dienen, unsere Vorstellungen über
die klimatischen Analogieën des Baus zu erweitern. Eine Verwandtschaft
mit Pflanzen ähnlicher Klimate in der nördlichen Hemisphäre
ist nur in solchen Familien von Bedeutung, die den grössten
Theil der Erde bewohnen, oder wird durch einzelne vikariirende
Arten anschaulich gemacht, wie durch die Eriken und einige andere
Erzeugnisse des Mittelmeergebiets 23). In der südlichen gemässigten
Zone zeigt Australien, wo das Klima ähnlich und doch in gewissen
Züo-en auch wieder abweichend ist, die bemerkenswerthesten Analogien,
aber auch nicht minder grosse Gegensätze im Charakter der
Flora. Die Verwandtschaft beruht namentlich auf den Proteaceen
und Restiaceen, zwei grossen Familien, die für diese beiden Länder
charakteristisch sind. Man kann auch die Ericeen des Kaplandes
als eine Familie anführen, welche den grösstentheils auf Australien
beschränkten Epacrideen nahe verwandt ist. Dagegen unterscheidet
sich die Kapflora durch das Vorherrschen der Geraniaceen, Irideen
und Liliaceen, Australien von dieser durch seine Myrtaceen und
Goodeniaceen, von denen dort nur einzelne Arten Vorkommen ),
unter den erstem nur eine einzige Art von australischem Typus
(Metrosideros angustifolid]. Ferner sind am Kap die Verhältniss-
zahlen der Synanthereen vermehrt, der Leguminosen vermindert,
auch die Proteaceen und Orchideen weniger zahlreich27). Beide
Floren enthalten Gattungen von ungewöhnlich grossem Umfange,
aber keine derselben ist in beiden dieselbe, und auch in den übereinstimmenden
Familien kommen nur wenig Beispiele von identischen
Gattungen vor. Am Kap fehlt der grosse Formenkreis australischer
Bäume, der die Eukalypten und die Acacien mit ungeteilten Blättern
begreift: von der letzteren Gattung finden sich nur einzelne
Arten, die dem australischen Typus fern stehen. Unter den Proteaceen
sind die Gattungen beider Länder vollständig geschieden.
In Südamerika hat Buenos Ayres, ein Weideland gleich der
Kapkolonie und Australien, einen ähnlichen klimatischen Charakter.
Hier aber ist diese Analogie für die Flora bedeutungslos geblieben :
weder in dem Bau der Pflanzen, noch in den Formen der Vegetation
ist irgend eine V erwandtschaft zu ei kennen ).
Unter den vorherrschenden Familien der Kapflora29) sind mehrere
enthalten, die in keinem andern Lande an Arten reich sind :
die Irideen, Ficoideen, Geraniaceen und Crassulaceen. Die Synanthereen
nehmen zwar die erste, die Leguminosen die zweite Stelle
ein, dann aber folgen auf die Liliaceen und Ericeen gleich jene vier
Familien nebst den Proteaceen. Man erkennt daraus, wie hier die
systematische Mannigfaltigkeit der Arten mit den herrschenden Vegetationsformen
der immergrünen Sträucher, der Zwiebelgewächse
und Succulenten zusammenstimmt.