über Sudan erwähnt wurde, weht hier der Wind nur im Sommer,
vom November bis zum M ä rz , aus dem indischen M e e re , in den
übrigen Monaten herrschen L andwinde. Jense its der Küstenterrasse
scheinen zwar die östlichen Luftströmungen das ganze Jah r hindurch
wenigstens im nördlichen T h e il der Kalah ari vorzuwa lten, aber eine
A sp ira tion , die in der Wüste selbst und nicht im Meere ihren Ursprung
nimmt, führt auch keinen W a sserd ampf, und daher beschränken
sich die Gewitterbildungen auf den Zeitraum, wo der
Passatwind feuchter ist. D ie Einw irkun g des indischen Oceans auf
das K lim a und die V eg e ta tion der Grenzgebiete zwischen der Ostküste
und der Wüste Kalahari hat L iv in g s to n e 5) mit sicherem V e r -
ständniss erläutert. E r behauptet, dass den grössten T h e il des Jahrs
hindurch ein Ost- oder Ostsüdostwind in der Kalahari herrsche, der
auf dem Kü sten g eb irg e seine F euch tigke it verloren h ab e: wo aber
dieses unterbrochen oder niedrig se i, oder wo die B e rg g ip fe l im
Inneren über dasselbe h e rvo r ra g en , finde man auch hier ein feuchteres
K lim a und eine diesem entsprechende V eg etation. S o könne
man noch dicht an den Grenzen der Wüste K a lah ari einzelne Berge
antreffen, au f deren Höhen F a rn e und Piperaceen g ed e ih en , die in
den unteren Reg ionen derselben niemals Vorkommen. Hieraus erklärt
sieh die Vermischung der Pflanzenformen zweier Gebiete in der
T ran sv a a lsch en R ep u b lik 6), wo in einigen Gegenden nur europäische
C e re a lien , in anderen K a ffe e und sonstige tropische Kulturpflanzen
gebaut werden, und wo ungeachtet des hohen Niveaus die Forma tionen
Sudans noch einmal auftreten.
D ie tropischen Elevationsregenzeiten der Ostküste sind also
wohl von den unsicheren Niederschlägen der Kalahari zu unterscheid
en , wiewohl beide dem Zenithstande der Sonne entsprechen und
an dieselben Monate gebunden sind. D e r Zeitraum, in welchem die
Gewitterregen au f dem inneren Tafellande erwartet werden, beginnt
unmitte lba r, nachdem die Sonne die höchste südliche Deklination
erreicht hat, g eg en E n d e December und dauert bis zum Mai?). Zuweilen
erfolgen schon einzelne R eg en gü sse im Sep tem b e r und Oktober
und wecken die V eg e ta tion aus ihrem Winterschlaf: das sind
A u sn ahm en , wie sie auch in der S ah ara zur Z e it des Somme rs Vorkommen
, und wie sie überhaupt bei der Gewitterbildung in allen
Breiten möglich sind, sobald das örtliche Gleichgewicht der allgemeinen
atmosphärischen Strömungen bedeutend gestört wird. Im
Ganzen dauert demnach die Periode der Niederschläge in der Kalahari
soo-ar länger als in N a ta l, aber um so grösser muss der Unterschied
ihrer E rg ieb igk e it für das Pflanzenleben se in, dessen Fü lle von der
Stetigkeit des Wasserzuflusses abhängt.
Die häufigen Unterbrechungen, welche die Benetzung der W üste
erleidet, die Jah re völliger R eg en losigk eit, die in neuester Zeit b e sonders
fühlbar auf den Heerdenbestand zurückwirkten, haben die
Vorstellung von einer fortschreitenden Abnahme der Niederschläge
und der Fruchtbarkeit hervorrufen. Man hat auf die Breite der
trockenen Flussbetten hingewiesen, die jetzt auch der stärkste R eg en
nicht zu füllen v e rm ag , aber in solchen F ä llen giebt es keinen A n haltspunkt
zur E n tsch e id u n g , ob die Einschnitte des Bodens aus
früheren geologischen Perioden stammen oder neuen Ursprungs sind.
Moffat8) spricht von Traditionen, dass sonst hochstämmige Wälder
bestanden und damals die Heerden in hohem Grase weideten; er
beobachtete selbst die Ueberre ste von gewaltigen Giraffen-Acacien
an Orten, wo jetzt über die Gesträuche sich kaum ein einzelner Baum
erhebt. D ie Ursache dieser Waldverwüstungen liegt in der G e wohnheit
der Eingebornen, das Weideland durch Steppenbrände zu
verjüngen, wie es bei Wandervölkern so gewöhnlich ist. Allein auch
da, wo im Damaralande noch jetzt ausgedehnte Wälder vorhanden
sind, ist das K lim a nicht minder arm an atmosphärischen Niederschlägen
wie in der offenen Wüste , und au f dem dürrsten Bo d en ist
das Wachsthum der diesem K lim a entsprechenden Bäume unbeschränkt.
Wichtiger sind die von Wilson gesammelten Erfahrungen,
dass das Grundwasser in den Brunnen der Wüste jetzt tiefer steht
als ehemals8), dass an den Grenzen der K a lahari Quellen und Flüsse,
die zu Menschengedenken W asser führten, jetzt ve rsiegt sind, die
Wälder, einmal zerstört, sich daselbst nicht erneuern, sondern durch
Gesträuch ersetzt werden, und dass auf diese Weise die wasserlose
Landschaft nach Osten sich weiter und weiter ausbreitet. Ob dies
Folgen periodischer Aend erung en des K lim a s sind, lässt sich bei der
Kürze der Beobachtungszeit freilich nicht mit Sicherheit entscheiden,
aber es ist nicht zu läugnen, dass die Verminderung der Bäum e hier
ebenso s e h r , wie in den L än d ern am Mittelmeer, dazu beitragen
muss, den D amp fg eha lt der A tmosphäre zu verringern und durch
die Abnahme der Verdunstung und die Schattenlosigkeit des Bodens
die Wärme zu erhöhen. Denn da die Bäume, und wenn sie auch
nicht durch R eg en , sondern nur durch Grundwasser belebt werden,
nach Maassgabe ihrer Blattoberfläche jed e andere Pflanzenform an