Ausser jenen stammbildenden Aloe-Arten erreichen andere
monokotyledonische Bäume die Kapflora nicht, aber, wie am Mittelmeer,
umsäumt auch hier eine Zwergpalme (.Phoenix reclinato) das
afrikanische Wohngebiet der Palmen bis zur Südküste von George.
So verhalten sich auch die ähnlichen Cycadeen (.Enccphalartos), eine
Gruppe, die, auf die östlichen Landschaften beschränkt, zuerst am
Krommerivier diesseits der Algoa-Bai auftritt und vorzüglich die
durch dicht verwachsene Gesträuche unwegsamen Gegenden an der
Grenze von Kaffrarien bewohnt6). So ist für das Dickicht der Gebüsche
am Fischfluss eine Art charakteristisch, deren dicker Stamm,
sretäfelt von den Blattnarben. 3 Fuss über den Boden sich erhebt,
und dessen Laubrosette an den Fiedersegmenten mit Dornen besetzt
ist (E . horridus).
Von den Gewächsen, die durch ihre Organisation der Dürre des
Bodens widerstehen und ihren Saftumtrieb zurückhalten, unterscheiden
sich die Zwiebelgewächse dadurch, dass sie durch die Kürze
ihrer Entwickelungsperiode dem Nachtheil des mangelnden Wasserzuflusses
entgehen. Nirgends sind diese reicher an Gestaltungen
und in ihrer vorübereilenden Erscheinung für die Physiognomie der
Landschaft bedeutender als hier. Man kann die Monokotyledonen
mit farbigen Blumen, welche durch unterirdische Zwiebeln oder
Knollen perenniren, auf mehr als 800 Arten schätzen12): neben den
Liliaceen und Orchideen ist die grosse Zahl der Irideen ein Charakterzug
der Kapflora, von denen hier eine Reihe endemischer
Gattungen auftritt. Mit den ersten Niederschlägen die organischen
Stoffe ihres Nahrungsspeichers zur Entfaltung prangender Blüthen
verwendend, verschwinden die Zwiebelgewächse bald wieder vom
Erdboden, in dessen Verborgenheit neue Gebilde für künftige Zeiten
sich langsam wieder ansammeln. Jedes Niveau und jede Erdkrume8),
der harte Thon, der Kies wie der lose Sand, erzeugen
bei der Kapstadt ihre besondern Irideen. Häufiger erscheinen sie
in brennenden Farben von Scharlach, Rosa, Goldgelb und Orange,
und nicht minder prächtig sind die gefleckten Blumen der Erdorchideen,
die zwischen dem Gesträuch wachsen (z. B. Disa1
Dispens).
Kein Land der Erde hat jemals den europäischen Gärten eine solche
Menge von Ziergewächsen geliefert wie besonders zu Anfang des
Jahrhunderts die Kapkolonie, weshalb man die Treibhäuser, welche
keiner tropischen Wärme bedürfen, noch jetzt nach ihr zu benennen
pflegt. Von Succulenten bestehen gegenwärtig noch reiche
Sammlungen : aber wie von den Eriken und anderen Sträuchern, die
ehemals die Kaphäuser füllten, viele der Kultur wieder verloren gegangen
sind, so ist dies in noch grösserem Umfange mit den Irideen
und Liliaceen der Fall gewiesen, weil deren natürliche Lebensbedingungen
durch künstliche Mittel schwer zu ersetzen sind. Die harte,
humusarme Erdmischung kann man wrohl bereiten und die spärliche
Bewässerung nachahmen, aber nicht leicht die Luft so tiocken erhalten,
wie die Verdunstung und Saftentleerung ihrer atmosphärischen
Organe fordert.
Auch bei den Stauden und gewissen Sträuchern sehen wir, wie
der Organismus diesen austrocknenden Einflüssen des Klimas angepasst
ist, bei den Gnaphalieen in der Behaarung, die sie oft bekleidet
, und in den lange Zeit ihre lebhafte Färbung bewährenden
Blüthentheilen der Immortellen (z. B. Helichrysum). Wie aber der
Werth des Weidelandes der Kolonie eben durch diese Beziehungen
vermindert wird, zeigen die Steppengräser. Wenn es auch nicht an
endemischen Gramineen fehlt, so hat doch hier die überwiegende
Bedeutung dieser Familie, die sie im tropischen Afrika hatte, aufgehört13).
Grassavanen erstrecken sich von Natal und von der
Kalahari über Kaffrarien, wo sie noch in den Grenzdistrikten der
Kolonie der Viehzucht Vorschub leisten, aber sie enden westwärts in
der Nähe des grossen Fischflusses14). Weder auf den Karroc-
flächen noch auf den Terrassen des Westen und Südens ist der
Graswuchs für den Unterhalt der Heerden irgendwo genügend. Hier
werden die Steppengräser durch Restiaceen verdrängt, die wegen
der Härte ihres Halms als Futter ohne Werth sind. Bei ihnen ist
ein eigenthümlicher Bau der Oberhaut nachgewiesenIj), wodurch
der Saftverlust in 'der trockenen Luft erschwert wird. Die Athem-
höhlen, von denen die Verdunstung des Safts ausgeht, sind nämlich
von einer Lage inkrustirter Zellen umschlossen, welche der Abgabe
des Wasserdampfs aus dem grünen Gewebe wie eine hemmende
Wand entgegenwirkt. Die Familie der Restiaceen ist grösstentheils
den Vegetationscentren des Kaplandes und Australiens eigenthüm-
lich, also zwei Ländern, wo die Entwickelung der Pflanzen durch
nicht periodische Dürre leicht gefährdet ward. Merkwürdig abei
ist, dass Pfitzer an einigen australischen Restiaceen jenen Mechanismus
nicht wiederfand, sondern eine andere Organisation der Obei-
haut bemerkte, die jedoch eine ähnliche Bedeutung hat. Hier sind
die Spaltöffnungen tief in die Oberhaut eingesenkt und der dadurch