durch niedrige Pässe und Thaldurchschnitte von einander abgesondert
sind.
Die merkwürdigste Erscheinung auf diesen Hochgebirgen Nordamerikas
besteht darin, dass unter demselben Meridian die Baumgrenze
und in etwas geringerem Grade auch die Schneelinie der Rocky
Mountains sich in südlicher Richtung ungewöhnlich heben. Es wird
in dem Abschnitt über die Prairieen gezeigt werden, dass die Baumgrenze
in der Gegend der Parks (4o° N. B.) um mehr als 4000 Fuss
höher liegt als im Quellgebiet des Saskatchawan (51 °) , und dass
dort wegen der Ausdehnung, der Wälder bis zu den oberen Gebirgs-
abhängen für die alpine Flora wenig Raum übrig bleibt. Diese Elevation
der Waldregionen steht mit der hohen Lage der Prairieen am
oberen Lauf des Missouri und Nebraska in Beziehung, wodurch die
Wälder ebenfalls in ein höheres Niveau rücken. Am Saskatchawan
hören die Prairieen auf, hier beginnt das Tiefland Hudsoniens so\.
Ebenso nimmt an der Westseite der südlichen Rocky Mountains ein
hohes Plateau den Raum bis zur Sierra Nevada ein, welches sich
nordwärts in die tief gelegene Ebene des Oregon abdacht, dessen
Hauptquellen gerade denen des Saskatchawan gegenüberliegen. Von
Westen, vom stillen Meere kommen die Regenwinde, deren Feuchtigkeit
sich zueist an dei Cascadenkette, dann an den Rocky Mountains
niederschlägt. Die Zeit, in welcher Schnee fällt, dauert hier viel
länger und verkürzt die Vegetationsperiode der Gebirgsregionen.
Unter solchen Einflüssen senkt sich die Baumgrenze und je näher
dem stillen Meere, um so tiefer, auf der Cascadenkette (bis 5600 Fuss)
nach demselben Gesetz wie in Portugal und Norwegen. Die Rocky
Mountains haben in diesen Breiten eine ähnliche Lage wie der Altai,
der auch mit seinem Fusse das sibirische Tiefland berührt und ebenfalls
grossen Strömen den Ursprung giebt.
. Vegetationscentren. Durch die geringe Ausbildung eigen-
thümlicher Gebirgsfloren, die in der östlichen Hemisphäre zwar in
einigen P ällen entfernte Gegenden verknüpfen, in einem viel grösse-
1 en Maassstabe aber die Wanderungen der Pflanzen hemmen und zurückhalten
, fehlt in dem westlichen Waldgebiete eine Hauptbedin-
gung sowohl des Endemismus als der Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse.
Auf diesen w eiten Ebenen sind die Wohngebiete der Pflanzen gross
und, wie in Nordeuropa und Sibirien, weniger durch die Konfiguration
des Kontinents als durch den allmäligen Wechsel des Klimas
bestimmt. Jede der fünf Waldzonen hat ihre besondere Vegetation,
aber ihre Centren sind von ungleicher Ergiebigkeit. Aus Newfoundland
sind nur wenige endemische Gewächse bekannt geworden, auch
die nördliche Zone Hudsoniens ist einförmiger als das Oregongebiet,
und dieses steht in dem Reichthum und der Eigenthümlichkeit seiner
Flora gegen die östlichen Staaten wiederum zurück5I). Zum Theil
erklärt sich dies daraus, dass mit zunehmender Wärme und verlängerter
Dauer der Vegetationsperiode die Organisationen mannigfaltiger
werden, aber hier lässt es sich zugleich auch deutlich nach-
weisen, dass der erleichterte oder erschwerte Austausch zwischen
den Vegetationscentren zu der ungleichen Ausstattung der einzelnen
Waldzonen mitwirkt.
Durch die verschiedene geographische Lage nämlich wird es
erst erklärlich, dass der Endemismus in den beiden östlichen
Laubholzzonen am grössten, in den nördlichen Nadelwäldern am
geringsten ist. Die Uebereinstimmung der arktischen Flora in
allen Meridianen ist in den höheren Breiten des Waldgebiets,
wo die Behringstrasse dem Zusammenhänge zwischen den Floren
Asiens und Amerikas kaum eine Schranke setzt, bis zu einem gewissen
Grade noch erkennbar. Nach Süden nimmt das Verhältniss
der beiden Kontinenten gemeinsamen Arten in demselben Maasse ab,
wie die Küsten aus einander treten. Hinds10) sprach die Ansicht
aus, dass ungefähr die Hälfte der in den Wäldern von Alaska vorkommenden
Pflanzen sich auch in Sibirien und Europa finde, was
indessen nur als eine Schätzung zu verstehen ist und nicht auf genaueren,
systematischen Vergleichungen beruht. Gewiss aber ist,
dass die in den südlicher gelegenen Waldzonen Nordamerikas einheimischen,
europäischen Arten aus dem Norden abstammen, es sind
nordische Gewächse, die auf den Meridianen beider Kontinente sich
auch südwärts verbreitet haben. Ihre Anzahl ist in den atlantischen
Staaten geringer als am Amur, aber in beiden Fällen sind es
grösstentheils dieselben Arten5Z). Wie wir gesehen haben, dass in
der Richtung von Europa bis zum östlichen Sibirien die Flora sich
allmälig ändert, so ist auch in Nordamerika die Grösse des geographischen
Abstandes, mit welcher die Hindernisse der Wanderung
wachsen, das bedeutendste Moment, wovon das Eindringen europäischer
Gewächse in die dortigen Waldzonen abhängt. Nun ist aber
der Weg über die Kontinente von Europa bis zu den atlantischen
Staaten nicht bloss der weiteste, sondern die Verbindung ist auch
dadurch beengt, dass die Zone der Nadelwälder zwischen den Prai