Beeren tragenden Sträuchern des Nordens bedeckt. Die Vegetation
ist wenig eigenthümlich und entbehrt durchaus jenes üppigen Gras-
und Baumwuchses, dei Kamtschatka auszeichnet und der dem ähnlichen
Verlauf der Jahrszeiten, sowie der Dauer der Vegetationsperiode
angemessen sein würde. Wahrscheinlich tragen Mangel an
Insolation, veranlasst durch die Nebel des arktischen Meeresstroms,
der die Insel bespült, und die unvollkommene Abdachung ihrer Oberfläche,
durch welche der sumpfige Boden erzeugt wird, gleichmässio-
die Schuld an der öden und nordischen Natur der Landschaft.
Die eigenthümlichste klimatische Stellung nehmen die südlichen
atlantischen Staaten von Nordkarolina und Tennessee bis Louisiana
und Florida in Anspruch, die dem südlichen Europa in ihrer Tempel
atuisphäie entsprechen und durch ihren feuchten Sommer an
China erinnern, aber doch dessen Regenmenge nicht erreichen
und die Niederschläge ohne jene bestimmte Periodicität über das
Jahr vertheilen, durch welche das östliche Asien bevorzugt ist. An
Produktionsfähigkeit, durch ihre Baumwolle, ihren Reis, ihr Zuckerrohr
übertreffen sie das Mittelmeergebiet, aber in der Sicherheit der
Ernten und in dem Umfang der Bewässerung durch fliessendes Wasser,
duich befruchtende Gebirgszuflüsse, stehen sie China nicht gleich.
Auf das Klima haben die Alleghanys hier ebenso wenig Einfluss
wie in den nördlichen Staaten, weil diese Bergkette in der Richtung
der herrschenden Winde streicht. Zu beiden Seiten, an der Küste
v ie an den östlichen Zuflüssen des Missisippi, empfangen die südlichen
Staaten ihre Niederschläge vom mexikanischen Meerbusen,
dessen Wasserdampf durch die Aequatorialwinde über den ganzen
Osten Noidamerikas bis Kanada verbreitet wird und, ungehemmt
durch Gebirge, dieses grosse Tiefland stärker befeuchtet27), als dies
in Europa der hall ist. Die Nähe des atlantischen Meers hat auf
die Regenmenge weniger Einfluss, weil die von daher kommenden
I olarstiömungen der Küste entlang wehen. Durch die wegen des
steten Wechsels der beiden herrschenden Winde das ganze Jahr hindurch
wirkende und intensivere Feuchtigkeitsquelle des mexikanischen
Golfs hat der Osten Nordamerikas schon einen erheblichen
Vorzug, den nur die Westküste Europas theilt. Aber von grösserer
Bedeutung ist, dass auch die südlichen, wärmeren Gegenden, deren
Vegetationszeit in Europa durch die Sommerdürre verkürzt wird,
dort in fast beständiger Kultur stehen. Während am Mittelmeer die
Sahara im Sommer die Luft austrocknet, aspirirt in den östlichen
Staaten Nordamerikas das Festland den Wasserdampf einer Meeresfläche.
Gleich starke Niederschläge empfängt unter diesen Isothermen
in Südeuropa nur Portugal, und selbst hier hören sie in der
wärmsten Jahrszeit auf.
Die Waldzone der südlichen Staaten wird, wie in Südeuropa,
am passendsten durch die immergrünen Laubholzbäume und durch
die Zunahme von Vertretern tropischer Familien bezeichnet. Von
den ersteren entsprechen genau 2I) ihrer Nordgrenze eine Eiche, die
der Steineiche ähnlich ist (Q. virens), der amerikanische Oelbaum
' Oleaamericana) und eine Ternstroemiacee (Gordonia), von tropischen
Formen die Liliaceenbäume (Yucca), eine epiphytische Bromeliacee
(Tillandsia usneoides) und ein den Bambusen sich anschliessendes
Rohrgras (.Arundinaria macroSperma). Erst in Südkarolina (34V20
N. B.) beginnen die Palmetto-Palmen [Sabal) und die immergrüne
Magnolie [M. grandiflora), zuletzt erscheint an den Küsten von Florida
[28° N. B.] e8) und in Louisiana2^ auch die Mangroveform
[Rhizophora Mangle). Aber unter allen diesen der Kürze und Milde
des Winters, sowie der langen Vegetationszeit des Südens entsprechenden
Gewächsen sind nicht die herrschenden Waldbäumeenthalten,
sie stehen an Häufigkeit weit zurück gegen die langnadelige Kiefer
[Pinus australis), durch welche ein grosser-Theil der südlichen Staaten
bewaldet wird. Diese bekeckt eine unermessliche Strecke sandigen
oder sumpfigen Bodens (die Pme barr.ens) von Louisiana bis Virgi-
nien 3°), bis zu der fast unzugänglichen, morastigen Niederung an
der atlantischen Küste (den dismal swamp). Durch die öde Beschaffenheit
dieser weiten Alluvialebenen geht zum grossen Theil
wieder verloren, was das Klima den südlichen Staaten an Vorzügen
eingeräumt hat. Dieses Tiefland ist eben ein ehemaliger Meeresgrund,
dessen ebene Oberfläche durch Gebirge und anstehende Gesteine
nicht hinlänglich befruchtet worden ist.
Noch immer ist der grösste Theil des Waldgebiets, welches die
Kultur zu lichten begonnen hat, der aus Europa zuströmenden Einwanderung
einer Ackerbau treibenden Bevölkerung dargeboten, aber
die Schwierigkeiten des Erfolgs sind gewachsen, nachdem die durch
Klima und Boden am meisten bevorzugten Gegenden eingenommen
waren. Da man die in dem Waldboden abgelagerten Nahrungsstoffe
für unerschöpflich hielt, verödeten bald die Tabaksfelder Virginiens.
Als der Wanderungstrieb nach Westen die Prairieen erreicht hatte,
begann, ungeschreckt durch die Weite des unbebaubaren Raums,