in der T h a t nirgends ein dauernder Wassersp iege l sich erhält. Auch
der R eg en kann mehrere Jah re hindurch, selbst in A eg yp ten , ganz
ausbleiben, aber dann fallen einmal einige Tropfen, oder in anderen
Gegenden erfolgt auch wohl ein plötzliches Gewitterschauer, welches
Stunden lang eine Thalschlucht mit Wasserfluthen füllt und oft in
geringer Entfernung nicht bemerkt wird. Solche Gewitter kann man
als eine plötzliche Gegenströmung aus den oberen in die unteren
Schichten der Atmosphäre auffassen, wenn durch übermässige Erhitzung
des Bodens die aufsteigende L u ft den Raum in der Tiefe
entleert und das Gleichgewicht der sonst ruhig über einander hingleitenden,
oberen und unteren Passate gestört ist. Wie selten auch
die Bedingungen der Gewitterbildung, die fast immer Gegensätze der
Erw ä rmung auf beschränkter Räumlichkeit voraussetzen, in der
S a h a ra , auf einer so ebenmässig gebildeten Hochfläche eintreten
mögen, sie scheinen doch hier die einzige Ursache von den seltenen
R eg en gü ssen zu sein, deren Wasser daher aus den dampfreicheren
oberen Luftschichten, aus dem von Sudan wehenden Antipassat abzuleiten
ist. S ie kommen fast nur im Winter vor, wenn diese Wind-
strömung in g ering e re r Höhe als im Somm e r der aufsteigenden Luftsäule
begegnet, und wenn die örtlichen Wärmeunterschiede grösser
werden. D e r Winter oder dessen A u sg an g ist daher die Periode
der vegetativen E n tw ick e lu n g , in einem solchen K lim a freilich
nur in plötzlich erscheinendem Grün, in Sp uren verstärkten Saft-
umtriebs oder in der Bliithenentfaltung bemerkbar. Da s Maass der
P'euchtigkeit, welches diese Niederschläge liefern, ist höchst ungleich.
S e lb st an der Nordgrenze der Sahara, zu K a iro , beträgt die
jährliche R eg enm en g e , die sich auf 12 T a g e vertheilt, nur etwa
U/4 Z o l l 1*). S o leichte Sch au e r sind gleichsam die K e im e eines
Gewitters, welches nicht z;ur A usbildun g gelangt. Reg en güsse dageg
en , die ein Wadi mit Wasser zu füllen vermögen, kommen nur
an einzelnen Orten und auch dann nur sehr selten v o r : dies ereignete
sich im Süden der algerischen S ah a ra nur ein einziges Mal in einem
Zeitraum von 6— 7 Ja h r e n 15) , und in anderen Gegenden hat man
noch weit längere regenlose Perioden erlebt.
Ein en deutlichen Einfluss auf die S tä rk e der Niederschläge hat
ferner die Nachbarschaft von hohen Gebirgsketten, die nicht bloss
selbst im Winter, wenn der Antip a ssa t sie berührt, auch an der der
Wüste zugewendeten A b d a ch u n g eine Regenzeit entwickeln, sondern
auch ihre Wolken weiterhin verbreiten können. Dies zeigt sich zunächst
am A tlas , der in Marokko die L inie des ewigen Schnee s erreichen
s o ll l6) und durch seine E rh eb un g auch auf die Umgebungen
befeuchtend einwirkt. Hiedurch erklärt sich, dass es am südlichen
Fusse dieses Gebirgs in der algerischen S ahara, da wo die Veg e tation
der Wüste schon vollständig ausgebildet ist, g egen E n d e des Winters
regelmässig, wenn auch nur wenig r e g n e t 1*). D er A tla s ist
zwar das einzige R an dgebirg e der S ahara, welches in K e tten g e g lie dert
und hoch g enug is t, um solche Wirkungen hervorzubringen,
aber im Inneren der Wüste, am Wendekreise, erhebt sich eine von
Europäern noch nicht erreichte B e rg g ru p p e . A h a g g a r genannt, die
für die Bewässerung der Nachbarlandschaften gleichfalls von bedeutendem
Einflüsse zu sein scheint. Dies ist der im Meridian der a lge rischen
Sahara g e legene Hauptsitz der T u a re g s , ein Gebirge , welches
nach den von D u v e y r ie r l8) gesammelten Nachrichten die höchste
Erhebung der Wüste bildet. V o n hier aus senken sich die Wadis
sowohl nach Norden zu den tie f eingeschnittenen Oasen von T u a t
und Algerien, wie südwärts zum Stromg ebiet des Niger. D ie se A n gaben
finden eine sichere B e stätigu ng durch T r is t r am 1?), der in
j’ener Gebirgsgruppe verfertigte Geräthe untersuchte, deren harzreiches
Holz auf das Vorkommen von Coniferen schliessen liess. Man
erzählte dem Reisend en, dass das Gebirge von A h a g g a r von Pista-
cien und in den höheren R eg ion en von Nadelhölzern gut bewaldet
sei, der Winter daselbst sei von strenger K ä lte und werde in jedem
Jahre von reichlichen Niederschlägen begleitet. E in solcher zwiefacher
Waldgürtel ist freilich nicht ohne eine regelmässige R eg enzeit denkbar.
Dass diese in den Winter fällt, entspricht der L a g e des Gebirgs
am Wendekreis, sowie auch die Bäume, wenn sie richtig gedeutet
sindl8), dem Formenkreise des A tla s angehören. E s beruht demnach
die Bildung der Oasen, sofern deren Bewässerung von den Gebirgen
abhängt; und damit die Bewohnbarkeit der S ah a ra überhaupt nicht
bloss auf dem A tla s , sondern auch au f weiter entlegenen Hebungen
des Bodens.
Die Wadis und Oasen sind nämlich nur verschiedene Formen
der Thalbildung, g egliedert wie die Neben- und Hauptthäler eines
Stromgebiets. Be id e werden durch unterirdisches Wasser b e feu ch te t.
wo die Quellenadern schwach sind oder tiefer im Boden liegen, entsteht
die dürftige Veg e ta tion des W a d i; wo das Wasser in grossen,
der Verdunstung entzogenen Vorräthen sich sammelt, wird die
Oasenkultur mit ihren Dattelwäldern möglich. Be id e Bildungen sind