selten, dass das Vorkommen einer Art im Inneren der Provinz Ceara
als ein ganz vereinzeltes erwähnt wirdI3). In den Catingas ist die
Loranthusform vermöge ihrer immergrünen Belaubung und wegen
ihrer Häufigkeit eine besonders auffallende Erscheinung, weil die
Bäume selbst, auf denen sie wachsen, ihre Blätter in der trockenen
Jahreszeit grösstentheils verlieren. Der Sykomorenform angehörend,
wie in den Wäldern Afrikas, sind die Baumbestände hier aus ganz
verschiedenen Familien zusammengesetzt und diese in einer weit
grösseren Mannigfaltigkeit vertreten. In den nördlichen Campos ist
eine Bombacee (Chorisia ventricosa) häufig, deren Stamm nach der
Mitte zu tonnenförmig aufschwillt, sie gleicht in ihrem Wachsthum
den Sterculien im tropischen Australien [Sterculia scct. Brachychiton).
Vor allen anderen Holzgewächsen zeichnen sich in dem Sava-
nenklima die Liliaceenbäume durch ihr geselliges Vorkommen aus
( Vellosia, Barbaccnia), welche auf den nackten Hügeln und sonnigen
Hochebenen der Gold- und Diamantendistrikte das Tafelland bewohnen
und im Niveau von 2000 bis 4000 Fuss allgemein verbreitet
sind I3). Ihr harzreicher, gabelförmig getheilter, oft ganz niedriger
oder zu doppelter Mannshöhe sich erhebender und zuweilen fussdicker
Stamm trägt auf seinen Gipfeln straffe Schilfrosetten. So wachsen,
durch weite Zwischenräume getrennt, diese auffallenden Zwergbäume
über das nackte, aber blumenreiche Erdreich zerstreut15):
im nördlichen Flachlande fehlen sie ganz, aber hier entspricht am
unteren Francisko der Pandanusform doch auch der mannshohe,
einfache Holzstamm einer Bromeliacee [Puya 'saxatilislI3).
Die Araucarien, von denen die Catingas auf den südlichen
Hochflächen von S. Paulo verdrängt werden16), sind die einzigen
Coniferen Brasiliens, die geschlossene Wälder bilden. In ihrer Blattform
der Olivenform ähnlicher als den Nadelhölzern, an die sie doch
durch die dunkle Färbung ihres Faubes erinnern, sind sie auch nach
ihrem Wuchs und nach ihrer aufwärts strebenden Verzweigung mit
der Pinie verglichen worden. Noch bemerkenswerther ist die Verbreitung
der Cycadeen in Brasilien, die, durch eine den Zwergpalmen
gleichende Form in den Pantanals von Mattogrosso nur ganz sporadisch
vertreten (durch Zamia Brongniartii), hier den siebzehnten
Breitengrad nicht überschreiten22). In Mexiko und Westindien
reichen Cycadeen bis zum nördlichen Wendekreis und gehen in
Afrika bis zur Südktiste des Kaplandes weit über die Tropen hinaus.
So scheint diese Familie nur in gewissen Floren wärmerer Klimate
als das Ueberbleibsel einer Vegetation der Vorwelt fortzubestehen,
in deren älteren Perioden sie eine viel grössere Bedeutung hatte.
Ein Theil der Campos ist mit Gesträuchformationen bekleidet,
die, wo sie den Boden ausschliesslich bedecken, Carrascos genannt
werden. In gewissen Gegenden bestehen sie aus Mimoseen16) (Acacia
dmnetorum), oder sie sind, aus den Oleander-, Myrten-und Rhamnusformen
gebildet, auch durch Mannigfaltigkeit des Blüthenbaus ausgezeichnet:
von Melastomaceen, Myrtaceen, Malpighiaceen und einer
Reihe anderer Familien findet sich hier eine reiche Auswahl. Grosse
Gattungen, deren Artenmenge unerschöpft ist, bald mit grösseren,
bald mit kleinen und gedrängten Blättern treten hier auf (z. B. von
Melastomaceen Lasiandra, Microlicia, von Myrtaceen Eugenia): die
kleinblättrigen Formen vereinigen sich zu einem niedrigen und ästigen
Gesträuch, ähnlich wie im Kaplande. Auch die Erikenform,
der sie sich annähern, entwickelt die reine Nadelgestalt ihrer Belaubung
in einer Gattung von Synanthereen [Lychnophora], deren
Wollbekleidung gegen das dürre Klima der Campos sie zu schützen
bestimmt scheint. Eigenthümlicher ist die Erscheinung, dass auch
unter den zur Form der Savanengräser gehörigen Restiaceen Sträu-
cher Vorkommen (.Eriocaidon), die durch ihre weisslichen Blüthen-
köpfchen an die holzigen Synanthereen erinnern.
Die Bromelienform Brasiliens ist, wie in Mexiko, den feuchten
Wäldern und den trockenen Savanen gemeinsam. Hier bedecken
die Schilfrasen der Ananas nicht selten den Boden der Campos, dort
wachsen sie häufiger epiphytisch auf den Baumstämmen. Ein merkwürdiges
Beispiel höchster Raumbenutzung und der Anpassung an
eigenste Febensbedingungen beobachtete GardnerI5) an den Orgelbergen
bei Rio. Hier haftet an den Felsen, 5000 Fuss über dem
Meere, eine grosse Tillandsia, die nach der Weise dieser Bromelia-
ceen im Grunde ihrer Blattrosette eine Menge Wasser ansammelt.
In diesen Behältern und nur hier allein schwimmt eine ansehnliche
Wasserpflanze mit purpurfarbenen Blumen, deren kreisrundes Blatt
mit dem der Seerose verglichen wird (Utricularia nelumbifolia). Sin
pflanzt sich dadurch fort, dass sie Ausläufer, wie durch einen Instinkt
getrieben, von einer Tillandsia zur anderen entsendet, die,
ihren zufälligen Standorten folgend, sobald sie einen neuen Wasserbehälter
erreicht haben, darin eintauchen und zu neuen Schösslingen
sich entwickeln.
Von succulenten Gewächsen13) ist die Agavenform Mexikos
G r i s e b a c h , Vegetation der Erde. II. 2. Aufl. 25