diesem beschränkten Sinne keineswegs als abgeschlossen betrachtet
werden. Sie würde noch lückenhafter erscheinen, wenn nicht die
Uebergangslandschaften zu den Nachbarfloren im Norden und Süden,
auf den Inseln Sachalin 8) und Hongkong 7) bereits eine umfassendere
Bearbeitung gefunden hätten, und wenn China bis zur Grenze
der Steppen nicht so gleichartig gebaut wäre. Hier ist durch den
ausgedehnten Anbau des Bodens die ursprüngliche Vegetation zurückgedrängt
worden, und, wenn auch an Einzelheiten in den uner-
' forschten Gegenden uns vielleicht das Meiste noch entgeht, so wird
doch in den physiognomischen Hauptzügen wenig Neues zu erwarten
sein.
. Unter den allgemeinen Erscheinungen, wodurch die Flora des
östlichen Asiens von der europäischen abweicht, ist eine der merkwürdigsten
die im Verhältniss zu anderen Pflanzenformen ungemein
vermehrte Anzahl verschiedenartiger Holzgewächse, nicht so sehr der
Straucher und holziger Schlingpflanzen als der Bäume selbst. In
dieser Beziehung nähern sich China und Japan den Tropenländern,
deren Wälder sich durch ihren gemischten Baumschlag von denen
der gemässigten Zone unterscheiden. In den höheren Breiten des
östlichen Asiens ist dieses Verhältniss nicht etwa bloss die Folge von
dem Eindringen tropischer Baumformen in das Monsunklima, so sehr
dieses auch dabei mitwirkt, sondern es drückt sich in gleichem Maasse
auch in solchen Pflanzenfamilien aus, aus denen in der gemässigten
Zone der Bestand an Holzgewächsen zusammengesetzt ist, so in
Japan bei den Coniferen, den Amentaceen und den Ericeen. In
Hongkong, wo Bewaldung nur in wenigen, noch dazu zum Theil
angebauten Thalschluchten angetroffen wird, ist die Anzahl der Holz
bildenden Pflanzen beinahe halb so gross als die aller übrigen Gewächse
(1:2). Hiemit verglich Bentham7) eine Insel des Mittelmeers
(Ischia), wo dieses Verhältniss um mehr als das Fünffache
vermindert sei (1: 11). Wenn aber auf Hongkong auch die tropischen
Bestandtheile überwiegen, so sind doch in Japan andere PIolz-
gewachse ebenfalls sehr zahlreich. Zuccarinis) schätzte hier das
Verhältniss der Bäume und Sträucher zu den übrigen Pflanzen auf
ein Drittel (1 : 3): durch die heutige Kenntniss der japanischen Flora
ist dasselbe etwas vermindert worden, doch beträgt es nach MiquelIO)
immer noch ein Viertel (1 : 4) und ebenso viel im nördlichen China bei
e mg. Diese Mannigfaltigkeit von Holzgewächsen ist weit grösser
als im nordamerikanischen-Waldgebiet [1: 6] “ ) , womit man Japan
in dieser Beziehung hat vergleichen wollen, wo aber das Verhältniss
dasselbe ist wie am Amur und in Ostsibirien. Durch die Beimischung
der tropischen Baumformen, der Laurineen und Bambusen, wird in
Japan, wie in China, dieses Verhältniss erheblich gesteigert: von
den ersteren kennt man aus Japan bereits 26, von den letzteren
14 Arten. Aus dem klimatischen Einfluss der stärkeren Niederschläge
ist nur das Vorkommen tropischer Formen, nicht aber die
Mannigfaltigkeit der Arten und Gattungen zu erklären, umsoweniger,
als hier der Baumschlag in einem einzelnen Bestände nicht nach Art
der Tropenwälder gemischt, sondern oft ebenso einfach ist wie in
anderen Ländern unter gleicher Breite. Wir erkennen darin eine
Eigenthümlichkeit dieser ostasiatischen Vegetationscentren, die vielleicht
mit ihrer insularen Absonderung zusammenhängt, so dass es
wünschenswerth wäre, sie mit dem inneren China vergleichen zu
können. Hierüber ist im Allgemeinen zu bemerken, dass den Holzgewächsen
durchschnittlich engere Wohngebiete zukommen als den
Gewächsen von kürzerer Lebensdauer. Bentham?) versuchte dies
aus den geringeren Hülfsmitteln ihrer Fortpflanzung zu erklären.
Obgleich nämlich die Holzgewächse von dem Boden, den sie im Besitz
haben, viele andere Pflanzen durch Beschattung und Entziehung
der Nahrungsstoffe fern halten, werde doch der Vortheil ihrer
grösseren Widerstandsfähigkeit durch die geringere Zahl ihrer Individuen
mehr als ausgeglichen. Die kleineren Gewächse erzeugen,
nach der Masse ihrer Individuen berechnet, eine so viel grössere
Masse von Samen, dass sie überall den frei gegebenen Raum leicht
einnehmen und auch die Holzgewächse nicht aufkommen lassen, die
auf ihren frühsten Entwickelungsstufen leichter verletzbar sind und
mehr Schutz bedürfen. Vergleichungsweise werden also diese leichter
in ihrem Endemismus verharren, aber dadurch ist noch keineswegs
aufgeklärt, dass in Japan mehr verschiedene Holzgewächse
als in anderen Ländern von ähnlichem Klima entstanden sind.
Stellen wir die einzelnen Baumformen Chinas und Japans denen
anderer Gebiete der nördlichen gemässigten Zone gegenüber, so finden
wir, ähnlich wie am Mittelmeer, die immergrünen Blattorgane
vorherrschend. Der Milde des Winters und der langen Dauer dei
Vegetationsperiode entsprechend, sind auch hier die Nadelhölzer mit
der belaubten Lorbeerform verbunden. Schon bei Canton12) wird
die spärliche Bewaldung, die auf den felsigen Hügeln der Küste sich
erhalten hat, auschliesslich von einer Kiefer gebildet, die der euro