werde eine üppig sprossende Vegetation hier durchaus vermisst. In
anderen Gegenden, wo die Querthäler dichter gedrängt sind und ihre
Wände minder jäh abfallen, ist den Wäldern, Wiesen und Alpenmatten
doch ein weiter Schauplatz, dargeboten. Im Bereiche eines
so grossen Gebirgs ist es begreiflich, dass die Nachrichten über die
Ausbeute der botanischen Forscher ziemlich widersprechend lauten.
Als fast nur der centrale Kaukasus in der Nähe der grossen Heerstrasse
nach Tiflis besucht werden konnte, schien auch die alpine
Region weit pflanzenärmer zu sein als in den Alpen. Aber sowohl
im östlichen Daghestan als im Westen Abchasiens wurde die alpine
Flora sehr reichhaltig gefunden, und über den Waldregionen breiteten
herrliche Weidegründe sich aus.
Am Fusse des Kaukasus bietet die Berührung mit den drei hier
zusammengerückten Floren ebenfalls Stoff zu einem gewissen Wechsel
der Uebergänge. Nirgends scheint die Vegetation der Steppe in das
Gebirge selbst unverändert einzudringen: dies verhindert die Bewässerung,
indem die äussersten Vorberge besonders reich gegliedert
sind und die Vereinigung zahlloser Gebirgsbäche zu grösseren Flüssen
erst in einiger Entfernung erfolgt. An der Nordseite sind für
dieses Verhältniss die Wiesen derKarbarda charakteristisch, die zwischen
dem centralen Kaukasus und der russischen Steppe sich einschalten.
Stauden und Gräser wachsen hier in solcher Ueppigkeit,
dass man sich leicht verbergen kann, ohne sich niederzulegen IIT).
Die Gramineen sind grösstentheils mitteleuropäische Wiesengräser,
unter den Stauden bemerkt man hingegen viel kaukasische Arten,
welche durch die Gewässer auf diese dem Hochgebirge vorliegenden
Flächen übergegangen sind. Hiedurch und durch die Entfaltung der
Vegetation im Hochsommer unterscheidet sich dieses Wiesenland von
der Grassteppe, die zu derselben Zeit längst verdorrt ist. Freilich
herrscht hier, nach gewissen Stauden zu urtheilen, noch Steppenklima;
dafür sprechen die Artemisien, die Astragalen und Cynareen:
aber der Einfluss des nahen Gebirgs ändert den Vegetationscharakter,
die Frühlingspflanzen der Steppe gehen am dürren Sommer zu
Grunde, während die Kabarda vom Kaukasus aus wohlbewässert
ist.
In Georgien, wo, wie früher bemerkt, im Sommer Niederschläge
stattfinden, reichen aus diesem Grunde die bewaldeten Abhänge bis
an die Steppen der Kurebene24) , und in Kolchis berühren sich die
Wälder des Rionthals unmittelbar mit denen des Hochgebirge. Wie
in den Alpen, sind wenigstens im westlichen und centralen Kaukasus
die Laubwälder von der oberen Nadelholzregion deutlich abgestu ,
im oanzen Gebirge ist die Buche für die ersteren auch hier bezeichnend
An der südlichen Abdachung des Hauptkamms sind die Wälder
denen der pontischenKüstenkette ähnlich und bestehen zumThe,
aus denselben Baumarten. Die untere Region Abchasiens und Min
oreliens erinnert indessen durch ihre Eichenwälder, durch 1 le
ln den Lichtungen über weite Strecken ausgedehnten Dickichte von
Farnkraut (Pteris) viel mehr an die Gebirge Rumeliens. le le in
die Erde eindringenden Wurzelstöcke dieses geselligen Farns verschliessen
den Boden dem Ackerbau, sowie die Formation, da die
Heerden die Farnwedel nicht anrühren, auch für die Viehzucht fas
ganz verloren ist. In der Küstenregion Abchasiens ist die Vegetation
weit üppiger als im Inneren von Mingrelien der Einfluss des
Pontus macht sich bis zumKamme der waldbedeckten Berge geltend
Unmittelbar am Meere verweben sich die bis zur Krone der Eich
und Ulmen ansteigenden Schlinggewächse
sie stellen mit den Bäumen und Sträucliern undurchdringliche Wan
dar in welche man nur auf schmalen Fusspfaden emdringen kann.
Hier setzt die Vegetation, wie Radde sich ausdrückt , durch ihren
grandiosen Maassstab, namentlich wenn man aus den östlichen St p
penlandschaften kommt, denReisenden Anfangs in hohes Erstaun™,
aber bald ermüdet sie durch den Mangel des Wechsels der Fonna
tionen. Ueber der Eichenregion folgt der Buchenwald und über
diesem der Coniferengürtel, der aus zwei Arten von Tannen gebi d
wird IPinus orientalis und Picea var. Nordmanmana).
Die Wälder des östlichen Kaukasus bestehen fast nur aus Laubholz
: von Coniferen, die wohl selten genug sein mögen, da sie nac
den älteren Angaben Steven’s hier ganz fehlen sollten wird nur die
Kiefer erwähnt [P. sylvestris} ■<*). In Daghestan sind ebenso, wie
in Georgien, noch die letzten Ausläufer des Gebirgs bewaldet, a
diese Wälder können den prächtigen Hochbeständen am schwarzen
Meere durchaus nicht gleichgestellt werden«). D'eBanm' ’ f *
dichter gedrängt, aber ihre Stämme sind weit niedriger, es fe
die Lianen die Rebe, der Epheu, und die immergrünen, pontischen
Säucher sind verschwunden. Diese Wälder, deren Bestandthe,le
aus verschiedenen, mitteleuropäischen Laubhölzern gemischt sind
werden oft durch magere Gesträuchformationen unterbrochen abe
in den höheren Lagen kommen auch hier reine Buchenbestande vor.