292 I I I . Mittelmeer gebiet. <_>
hieher zu ziehende Arten, die zu 13 Gattungen und 8 Familien
gehören.
Kehren wir nun, nachdem wir das immergrüne Laubblatt bis
zu den Strauchformen begleitet haben, wo es sich verliert, zu den
übrigen Bestandtheilen der südeuropäischen Wälder zurück, so erscheint
uns dieses Gebiet wie geschaffen, die nördlichen Zonen mit
den Tropen zu verknüpfen. Denn das Klima hindert weder die
Baumformen des Nordens, in dasselbe einzutreten, noch versagt es
sich durchaus gewissen tropischen Erzeugnissen. Wie dies schon
bei den Agrumen Indiens sich zeigte, so ist es auch durch die Mi-
moseenform und die Palme Afrikas angedeutet. Was aber die Baumformen
Nordeuropas betrifft, so ist ein doppeltes Verhältniss zu
unterscheiden, indem theils dieselben Arten und diese gewöhnlich
nur in den Bergregionen wiederkehren, theils neue Vertreter derselben,
die des milderen Winters bedürfen, an den warmen Küsten,
andere ebenfalls'im Gebirge ihre Heimath haben.
Mit dem immergrünen Fiederblatt der tropischen Tamarindenform
stimmt dieKarube (Ceratonia) überein, durch das feste Gewebe
ihres glänzenden Laubes bildet sie den Uebergang zum Lorbeer und
ist ein Monotyp der immergrünen Region, dessen süsses, in einer
Hülse eingeschlossenes Fruchtfleisch dem Baum eine eigenthiimliche
Stellung unter den Nahrungspflanzen anweist. Die zarten Bildungen
mehrfach zusammengesetzten Laubes, die der Mimoseenform angeboren
und im tropischen Afrika so gewöhnlich sind, kommen nur in
den östlichen, asiatischen Landschaften vor, wo sie von Aegypten
aus an der syrischen Küste sich zeigen und sporadisch ziemlich weit
nach Norden gehen, indem ihre Polargrenze am Bosporus und am
kaspischen Meere liegt (z. B. Albizzia Julibrtssin). Dies ist also eine
der Pflanzenformen, wodurch die Beziehungen zwischen dem Klima
des tropischen Afrikas und der an die Steppen grenzenden Theile
des Gebiets ausgedrückt sind. Allgemein sind nur Bäume mit einfach
gefiedertem Laube, die sich an die Eschenform des Nordens
anschliessen und, wie diesey. ihr Laub im Winter abwerfen. Dahin
gehören die Pistacien und die südeuropäischen Eschen, welche die
immergrüne Region bewohnen oder doch nur wenig überschreiten.
Die Mannaesche [Fraxmus Ornus),, die häufigste, ist nur ein unansehnlicher
Baum und bleibt in Rumelien strauchartig. Hochstämmige
Bäume bildet zuweilen dieTerebinthen-Pistacie (.Pistacia Terebinthus),
Tamarinden- , Mimoseen-, Eschen- und Buchenform. 293
aber gewöhnlich kommen weder die Pistacien, noch die Eschen dem
schönen Wuchs der Karube gleich.
Die Buchenform ist eine viel bedeutendere Erscheinung. In
den Gebirgen fast durch alle Laubhölzer des nördlichen Europas
vertreten, bildet sie an den unteren Gehängen zunächst den Gürtel
der Kastanienwälder. Bevor man, von den südlichen Alpen oder
von anderen Berglandschaften herabsteigend, in die Mediterranflora
eintritt, wird man durch die Kastanie (Castanea) auf die immergrünen
Formen vorbereitet. Das festere Gewebe, das lebhafte Grün des
feingezackten Blattes gleicht schon ihrer derberen Organisation und
deutet eine verlängerte Vegetationsperiode an, während die Buchen
und ähnliche Bäume nördlicher Klimate mit ihrem zarteren, biegsamen
Laube auf die höher gelegenen Gebirgsregionen beschränkt
sind. Den Gürtel des Kastanienwaldes findet man von den Alpen
bis Sicilien, von der Sierra Nevada bis zum Pontus wieder, auf den
meisten südeuropäischen Gebirgen an der oberen Grenze der immergrünen
Region bald lichte Bestände bildend, bald ein schönes , zusammenhängendes
Laubdach über hochwüchsigen Stämmen ausbreitend.
Es ist der erste Eindruck, den der Wanderer von den reicheren
P'ormen der südlichen Natur empfängt. Aber nachdem nun die
Buchen und andere Gewächse des Nordens aus seinem Gesichtskreise
längst verschwunden sind, begleitet ihn noch das deutsche
Eichenlaub nicht bloss durch den Gürtel der Kastanienwälder
[Quercus Cerris], sondern auch in die immergrüne Küstenlandschaft,
und dasselbe gilt auch von der gewohnten Erscheinung der Ulmen
und Pappeln. Hier zeigt sich, dass zwar die südlichen Pflanzenformen
das mitteleuropäische Klima nicht ertragen, dass aber durch die veränderten
Einwirkungen des Südens nicht alle Erzeugnisse höherer
Breiten in gleichem Grade gefährdet sind. DieEichen, die im Winter
ihr Laub verlieren, leiden zwar in ihrem Wuchs, oft gehen sie in
niedere Strauchformen über, aber sie widerstehen doch der Dürre
des Sommers. Den häufigsten Arten [Q. pubescens u. Q. Toza) ist
durch die Behaarung der Blätter einiger Schutz verliehen. Es fehlt
jedoch auch an Eichen mit glattem Laube nicht, und es ist ungeachtet
der Schwierigkeit, die nahe stehenden Arten sicher zu begrenzen,
doch unzweifelhaft, dass eine derselben mit derjenigen, die im Norden
gestielte Eicheln trägt [Q. pedunculata), identisch sei. Hier darf
man wohl annehmen, dass ihre späte Belaubung, von der früher die
Rede war, ihr zum Hiilfsmittel dient, sich durch die regenlose Jahrs