eine grosse Reihe endemischer Gewächse, deren klimatische Bedingungen
nirgends in Europa wiederkehren. Endlich haben auch die
tiefer gelegenen Landschaften, die das Hochland umschliessen und
von den Küsten aus in dasselbe eindringen, keineswegs überall das
Klima der Mediterranflora. Im Osten scheiden sich von ihr durch
eine weit grössere Trockenheit der Luft in allen Jahrszeiten die Tiefländer
von Aragonien und Murcia, jenes, weil es von Tafelland oder
Gebirgsketten rings umschlossen, von allen Seiten Luftströmungen
empfängt, die bereits ihren Dampfgehalt verloren haben, dieses, weil
an dem einzigen Punkte, wo es an der Küstenseite geöffnet ist, der
Sirocco von der Sahara herüberweht. Beide Landschaften werden
daher wenig von dauernden Niederschlägen befruchtet. Im Sommer
kommen zwar in Aragonien häufig Gewitterbildungen vor, aber sie
sind nur selten von bedeutenden Regengüssen begleitetI2). So hat
sich denn auch hier eine steppenähnliche Vegetation des Bodens
bemächtigt, die der des Hochlandes viel ähnlicher ist, als man bei
der Verschiedenheit der Temperaturverhältnisse erwarten sollte.
Allein da überall, wo das fliessende Wasser leicht versiegt, sich in
der Erdkrume Natriumsalze und Gyps abzulagern pflegen, so sind
wenigstens die Bodeneinflüsse übereinstimmend und, wie in allen
Steppenländern die Vegetation vielmehr nach der Verschiedenheit
ihres Substrats als nach dem Niveau und Klima angeordnet ist, so
scheint es auch hier für viele Gewächse bedeutungslos, ob sie den
kalten Winter des Tafellandes zu ertragen haben oder eine heisse
Fläche bewohnen, wo es auch im Herbst und Winter nur wenig
regnet und noch seltener Schnee fällt *3). Demnach bleiben auf der
ganzen Halbinsel nur wenige Küstenlandschaften übrig, deren Klima
den Bedingungen der Mediterranflora vollständig entspricht. Aber
auch unter diesen prägen sich je nach der Lage der drei Küsten so
■ bedeutende klimatische Eigenthümlichkeiten aus, dass sich daraus
ebenso viele besondere Gliederungen der spanischen Flora ergeben.
Die ganze Ostseite Spaniens ist bei Weitem trockener als die westliche,
weil die Luftströmungen, die vom atlantischen Meere kommen,
die feuchtesten sind und den winterlichen Regen bringen, der die
Vegetation zur Entwickelung treibt. Da diese aequatorialen Südwestwinde
aber, ehe sie Valencia und Catalonien erreichen, überdas
trockene Hochland wehen müssen, ist die nasse Jahreszeit hier
schwächer ausgebildet als in Portugal, dessen Flüsse im Winter von
den gewaltigsten Regengüssen schwellen. Das Tiefland von Andalusien
sodann, welches gleichfalls nach Westen allmälig feuchter
wird, verdankt seine selbständige Stellung der südlichen Breite und
der Nähe Afrikas, mit dessen Küste es viele Gewächse ausgetauscht
hat. Wie dort umfasst die Dauer der trockenen Jahreszeit vier bis
fünf Monate n ), aber bei der Milde des Winters verlängert sich die
Dauer derVegetationsperiode, und dieser kommt die höhere Wärme
des südlicheren Himmels zu Gute. Von Valencia durch Hochland
und durch die Küstenterrasse von Murcia völlig abgesondert, scheint
die Flora Andalusiens mit der des südlichen Portugal enger verknüpft
zu sein. Die Süd- und Westseiten der Halbinsel sind den Luftströmungen
gegenüber auf gleiche Weise gestellt, beide empfangen den
Nordostwind des Sommers erst, nachdem derselbe durch das hohe
Tafelland und die Gebirgsketten des Wasserdampfs beraubt ist, den
das mittelländische Meer und die Bai von Biscaya ihnen bei anderen
Niveauverhältnissen zuführen könnte. Je heiterer der Himmel ist.
desto höher steigt die Wärme des Sommers, die nur an der Küste
selbst durch den Seewind gemässigt werden kann. Abgesehen indessen
von denUebergängen auf den Grenzgebieten des Südens bildet
Portugal mit einem Theil Galiciens einen letzten selbständigen Abschnitt,
dessen Eigenthümlichkeit auf der Feuchtigkeit des atlantischen
Klimas beruht, ohne dass der regenlose Sommer minder ausgebildet
wäre. Hier ist die Vegetationszeit ebenfalls lang, wie in
Andalusien, aber die Wärme gemässigter, und da der grössere Theil
des Landes von Gebirgsketten erfüllt ist und die Höhengrenzen auch
der immergrünen Region tiefer liegen als in Spanien, beschränkt
sich die Mediterranflora häufig auf anmuthige Thaleinschnitte und
enger begrenzte Litoralbildungen. Das Klima der Gebirgsregionen
selbst ruft in den nördlichen Provinzen Portugals, wie auf den höchsten
Erhebungen Spaniens, dieselben nordeuropäischen Pflanzenformen
hervor, von deren Lebensbedingungen im Süden bei Italien
die Rede sein wird.
Die einzige Landschaft Spaniens, wo die Vegetation wenig
Eigenthümliches darbietet, ist Catalonien. Wiewohl die Pyrenäen
sie ebenso bestimmt von dem südlichen Frankreich trennen, als dies
in Aragonien und Navarra der Fall ist, so hat diese Gebirgskette hier
doch auf die Vertheilung der Pflanzen keinen bemerklichen Einfluss.
Die catalonische Flora stimmt mit der von Roussillon und Languedoc
fast ganz überein IS). Das ähnliche Klima und der Zusammenhang
der Küste liegen dieser Erscheinung zu Grunde. Ebenso steht die
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