erreicht wird. Die eigenthümliche Bildung von ringförmig in sich
selbst zurücklaufenden Bergketten, die in den unterirdischen Wasserabflüssen
des illyrischen Karstes zuerst hervortritt, wiederholt sich
vielfach von Kroatien bis Macédonien und Griechenland, sie erzeugt
abgeschlossene Thalflächen, oft von bedeutendem Umfang und durch
fruchtbaren Alluvialboden eine dichte Bevölkerung zusammenführend.
Ebenen, die doch nirgends so hoch liegen, dass ein Plateauklima
sich ausbilden könnte, aber sie trägt bei, die einzelnen Abschnitte
der Flora selbständiger zu gestalten, indem nach dem verschiedenen
Niveau das Klima sich abstuft und zugleich das fliessende Wasser,
durch enge Thalschluchten und Katavothren sich ergiessend, die
Pflanzen weniger leicht verbreiten und mischen kann. Von Albanien
aus dringt nun die immergrüne Region mehr oder weniger tief von
den Küsten aus in das Innere ein und erreicht bei Janina die centrale
Kette des Pindus (40° N. B.). Da dies an der Ostseite desselben,
in Thessalien nicht der F all ist, sondern hier erst im Ausgangspunkte
der gebirgsumschlossenen Ebene, im Thal Tempe, eine solche
Vegetation, dann aber auch in grösster Ueppigkeit, sich entwickelt,
so reicht die mitteleuropäische Flora daselbst auch ausserhalb des
Gebirgs ununterbrochen bis zur Breite des südlichen Kalabrien (390).
Und selbst jenseits des Isthmus ist das Bergland von Arkadien auf
seinen Hochebenen noch mit Wiesen 33). wie der Norden, ausgestattet,
die der dortigen Viehzucht förderlich sind. In Südalbanien dagegen,
sowie in den livadischen Provinzen Griechenlands und in einem
grossen Theile von Morea ist die südliche Vegetation weitläufiger
über das Land verbreitet3*), aus dem immergrünen Meere derSträu-
cher erheben sich die Berge kahl oder mit Wäldern gekrönt in
schmaleren Ketten oder massigen Gipfeln. Von diesen Landschaften
ist vielfach behauptet worden, dass das Klima und damit auch die
Vegetation seit dem Alterthum sich wesentlich geändert habe und
durch die Zerstörung der Wälder der Kreislauf des Wassers so gemindert
sei, dass hieraus sich die Abnahme der natürlichen Hülfs-
quellen des Bodens und das Sinken der einstigen Kulturblüthe zum
grossen Theil erkläre. Diese Meinung muss, wie Unger aus Dokumenten
des Alterthums nachgewiesen 33) ? für sehr übertrieben gehalten
werden. Es ist natürlich nicht in Abrede zu stellen, dass der
Mensch überall, wo er seine Herrschaft über ursprüngliche Naturzustände
ausbreitet, die Wälder lichten muss, um der Erde einen
höheren Zoll abzufordern, dass er dadurch entschieden in die Ordnung
der physischen Welt eingreift, dass unter seiner Pflugschaar das
Klima nicht bloss trockener, sondern auch kontinentaler wird und
die stille Thätigkeit des Baumlebens, aus grösseren Tiefen die
Nahrungsstoffe des Pflanzenreichs an die Oberfläche zu fördern,
keinen Ersatz findet. Auch sind ohne Zweifel im ganzen Gebiete
des Mittelmeers durch die lange Dauer der Kulturblüthe ihrer Bewohner
und durch den Verfall ihrer Epigonen diese Einflüsse gesteigert
worden. Aber mit Recht ward gesagt, dass » die Kultur sich
keineswegs ihr eigenes Grab grabe«. Denn viel mächtiger und
allgemeiner wirken die Kräfte der Natur als der Kampf des Menschen
gegen sie. Wenn Attika in der That bedeutend verloren hat,
wenn hier der Regenfall nur noch 9 Zoll im Jahre beträgt, wie es
gewiss nicht der Fall gewesen, als die Höhen noch waldreich waren,
so haben sich dagegen in Nordalbanien die ausgedehnten Eichenwälder
erhalten, die von hier aus über Serbien zur Donau reichen und
auf das Klima der ganzen Halbinsel ohne Zweifel von weit bedeutenderem
Einflüsse sind als die kahlen Küsten Griechenlands. In
der That ergeben die Messungen des Regenfalls schon in Janina den
hohen Werth von 48 Zoll, ebenso viel etwa wie in einem feuchten
Alpenthal, freilich in einer für die Vegetation sehr ungünstigen Ver-
theilung36). Der Zusammenhang der mitteleuropäischen Vegetation
von Nordalbanien und Macédonien mit Serbien und Ungarn ist in
jenen Wäldern am deutlichsten ausgesprochen und wird dadurch befördert,
dass in der Gegend des Amselfeldes (420 N. B.) die Verbindungen
der bosnischen Alpen mit den östlichen Ketten des Balkan
und der Rhodope mehrfach durch Lücken unterbrochen sind. Hier
liegen am Fusse des nördlichen Scardus die weiten Thalbecken am
weissen Drin und im Quellgebiete des Vardar in einem weit tieferen
Niveau [700— 850 Fuss]37) , als an den Küsten die immergrüne
Region ansteigt. Dass aber demohngeachtet im Innern des Landes
die Vegetation rein mitteleuropäisch ist und mitten im Sommer kein
Anzeichen der Dürre erkennen lässt, beweist, dass der Sommerpassat
diese Gegenden nicht erreicht. Ebenso wie in Italien der Apennin
es ist, der den Sommer der Lombardei dadurch fruchtbarer macht,
dass er die trockenen Winde abhält, wirken hier die albanischgriechischen
Gebirgsketten. Eine Linie, die, von den dinarischen
Alpen ausgehend, über die Stromengen des Drin bei Skutari bis zum
hohen Tomoros bei Berat von der Küste allmälig sich entfernt, dann
in südöstlicher Richtung den Pindus erreicht (40° N. B.) und zuletzt