bis zu 20 Fuss Höhe IO); ebenso häufig ist eine succulente Synan-
theree aus einer Gattung, die übrigens das Kapland bewohnt (Klcinia
neriifolia); das Gebüsch besteht sodann hauptsächlich aus andern belaubten
Euphorbien (E. balsamifera und regis Jubae) und aus einem
monotypischen Rubiaceenstrauch, der der Trauerweide ähnlich ist
(.Plocamapendula). Von vielen andern theils holzigen, theils succulenten
Gewächsen werden die Gestrüppe in den Barrancas begleitet:
wie mannigfaltig die Saftpflanzen sind, kann man daraus ersehen,
dass von Grassulaceen allein mehr als 20 endemische Arten beschrieben
wurden. Das reine Grün verliert sich im bläulichen Farbenton
der Succulenten, aber auch dieser entzieht sich dem Blick auf
dem vulkanischen Tuff und unter den Felstrümmern, von denen die
Küste bedeckt wird. Die dürre Beschaffenheit des Bodens hat auch
in den Kulturpflanzen einen allgemeinen Ausdruck erhalten, nachdem
in Folge der Traubenkrankheit auch hier eine Aenderung eingetreten
und die Opuntien, welche zur Gewinnung der Cochenille dienen, ein
Hauptgegenstand des Anbaus geworden sind IO).
Auf Teneriffa, dessen hoher Pik von niedrigem Berglande weithin
umgeben ist, nimmt die Region der Succulenten einen grossen
Raum ein, auf den östlichen Inseln Fuerteventura und Lancerota ist
sie die einzige. So weit der Boden es gestattet, hat die Kultur sich
ausgedehnt, und mit ihr sind die eingewanderten Pflanzen vorgedrungen,
so dass die ursprüngliche Vegetation immer mehr verdrängt
wurde. Wenn sich hier manche endemische Pflanzen nur noch an
einem einzigen Standorte finden l8), während andere sich massenhaft
erhalten, so erkennen wir darin die ungleichen Kräfte des Widerstandes
im Kampfe um das Erdreich. In diesem Sinne erscheint, was
von gewissen Arten noch übrig ist, in der That nur noch wie eine
Reliquie der Vorzeit: denn die Pflanzen, welche aus der Ferne sich
ansiedeln konnten, zeigen schon dadurch eine grössere Lebensenergie,
als den endemischen zukommt. Mit der Zunahme des nautischen
Verkehrs mussten die fremden Eindringlinge immer zahlreicher und
mächtiger in die ursprünglichen Verhältnisse eingreifen. Eben auf
den kanarischen Inseln besitzt man mehrere historische Zeugnisse
solcher Einwanderungen: von einer einjährigen Synantheree wurde
ein Fall dieser Art bei einem früheren Anlass angeführtI9); von
einer Asclepiadee, die auf Gomera häufig ist (Gomphocarpus fru ti-
cosus), wird versichert, dass sie erst in diesem Jahrhundert sich zuerst
gezeigt habe und dass die Samen, mit ihrer weichen Wolle
fremden Körpern sich leicht anheftend, durch Heuschrecken vom
Festlande hinübergetragen seien2). Hieher gehört auch die Beobachtung,
dass die Früchte der Laurineen den Tauben der atlantischen
Archipele zur Nahrung dienen2), wodurch es erklärlich wird, dass
gerade diese Bäume ungeachtet ihres Standortes im Gebirge auf
den kanarischen Inseln und auf Madeira dieselben sind.
Die Verdrängung der ursprünglichen Vegetation erstreckt sich
auch auf die Waldrcgionen, in welcher die Bodenkultur ebenfalls bis
zu einem gewissen Niveau (bis 3000 Fuss) eingegriffen hat. Im Bereich
der Succulentcn giebt cs nur noch wenige einheimische Bäume:
die Dattelpalme findet sich bis zur Höhe von 1000 Fuss10), der
Drachenbaum (500—2000 Fuss) ist selten geworden, an der Passatseite
der östlichen Inseln kommen nur an unzugänglichen Felsab-
sätzen kleine Gehölze vor, die aus einer Celastrinee (Catha cassinoides)
und wilden Oliven bestehen20). Die Zerstörung der immergrünen
Wälder hat auf den kanarischen Inseln weit um sich gegriffen und
die Trockenheit des Klimas erhöht, doch hat man auch Beispiele,
dass auf Strecken, die sich selbst überlassen blieben, der Baumwuchs
nach einiger Zeit wieder kehrte. In Teneriffa sind nur wenige, aber
prachtvolle Lorbeerwälder an der Nordseite des Pik übrig, da die
stärkeren Elevationsniederschläge des Passats für das Fortbestehen
des Laubholzes erforderlich scheinen, denn die kanarischen Coni-
ferenwälder, die Pinares, scheiden sich von ihnen nicht bloss durch
ihr höheres Niveau, sondern sic begnügen sich auch mit einem geringeren
Grade von Feuchtigkeit. Kanarias Gebirge, wiewohl nur
6000 Fuss hoch, sind von ihnen bedeckt und haben wenig Lorbccr-
wald; auch in Ferro, das noch nicht einmal diese Höhe erreicht
(4350 Fuss), besteht ein gelichteter Kieferwald auf der Südseite,
und immergrüne Laubhölzer bewalden den feuchtem Nordabhang;
am schönsten sind die Pinares auf Palma, wo ausser der Kiefer auch
der kanarische Cedro (.Juniperus Cedrus) gedeiht, der auf dem Pik
von Teneriffa sehr selten geworden ist; wasserreicher ist Gomera
und besitzt in Folge dessen einen prächtigen Lorbeerwald, der den
mittlern Theil der Insel einnimmt2I). Es ist bemerkenswert)!, dass
die immergrünen Laubhölzer der kanarischen Inseln meist atlantisch,
die beiden Coniferen dagegen endemisch sind. Im Lorbcerwald
herrscht Feuchtigkeit und Frische, aber nur dem kanarischen Archipel
sind die dürren Abhänge eigen, welche der Vegetation der Nadelhölzer
Zusagen. Die Wolke des Pik, die, vom Passat erzeugt, an