nachtheilfg-, die Sommerwärme zu ihrer Zeitigung- bedürfen. Die
Landschaft ist daher schwach bevölkert und auch das thierische
Leben schwach vertreten. «Nie trocknet der Erdboden, das Laub
verwest, ohne je dürr zu werden. Die lebende Natur ist wie ausgestorben,
der Wald ist stumm, die wenigen Vögel haben eine klagende
Stimme. Diese prächtige Vegetation«, sagt Hooker, ihren
Charakter in malerischer Darstellung zusammenfassend 4°), »mannigfaltig
in ihren Formen, die Erzeugnisse gemässigter und tropischer
Klimate vereinend, reich in ihren Farbentönen, erfüllt von den seltensten
und zartesten Bildungen, sprosst nicht erwärmt von heiteren
Frühlingslüften, sondern insgeheim unter trüben Nebeln, des blauen
Himmels, der strahlenden Sonne beraubt, weder der Vögel Gesaiw
hervorlockend, noch den Thieren Nahrung gewährend: unbekümmert
um den niederstürzenden Regen, treibt sie ihre Knospen, ihre
Blumen und Früchte.«
Indem wir dieser Untersuchung einer noch ausserhalb des
nördlichen Wendekreises gelegenen Landschaft folgten, wird uns die
Anordnung der Hauptformationen in einem grossen Theile Indiens
erst begreiflich. Gehen wir von Java als der südlichsten Insel des
Ai chipeis aus, in deren Wolkenregionen dieselbe Gleichmässigkeit
der Temperatur und dieselbe Feuchtigkeit herrschen wie in Sikkim,
so sehen wir, die Aequatorialzone überschreitend, längs der ganzen
Westküste der malayischen Halbinsel bis zu den Khasiagebirgen und
von diesen bis zum indischen Himalaja ähnliche Klimate unter einander
verbunden. Hierauf beruht es, dass auch die Junglewälder
über diese, gegen 36 Breitengrade umfassende Zone ununterbrochen
sich erstrecken und die Südabhänge des Himalaja der Vegetation
von Java näher stehen als der hindostanischen Halbinsel. In dem
grössten Theile des Archipels und in Malakka sind die beiden Monsune
Seewinde, die Elevationsniederschläge veranlassen; dann folgen
Bergketten, die das schmale Litoral von Tenasserim bis Arracan
übrig lassen, wodurch die Wolkenbildungen auch in der trockenen
Jahrszeit unterhalten werden. Ueberall herrschen die intensiven
Sommerregen des Südwestmonsuns, bis sie an den steilen Abhängen
des Khasia das höchste Maass erreichen. Dies Gebirge3) sowie das
Thal des Brahmaputra in Assam sind das Verbindungsglied zwischen
den Jungles des Himalaja und der malayischen Halbinsel.
Die Vegetation ist am Khasiagebirge gemischter und mannigfaltiger
als in Sikkim. Am Himalaja verlieren manche Bäume in
der trockeneren Jahrszeit ihr L au b , im Ju n g k des K h a s ia herrscht
das immergrüne L o rb e e rb la tt mit einer geglätteten, heller glanzenden
Oberhaut (Ficus) , und hierin erblickt der indische Botaniker eben
den T yp u s der malayischen F lo r a » ) . H o ok e r erklärt diese L an d schaft
für die pflanzenreichste In d ien s, vermuthlich vom ganzen
tropischen A sien , er sammelte in unmittelbarer Nahe von C h arta
Pimii über 2000 A rten . Hier treffen die malayischen Pflanzen mit
denen des Himalaja zusammen, und der grössere Reichthum ist nicht
eine F o lg e des feuchteren K lim a s , sondern der Vere inigu ng verschie denster
Standorte in einem engen, aber e ig e n tüm lich gebauten e -
zirke Plateaus, aus S an d - und Kalkg e steinen gebildet, von deren
Fläche der R e g en den Humus abwäscht, der an den Hugelgelanden
sich erhält, umgeben von jäh en Felsbrüstungen und tie f an g e sch n ittenen
Thalstufen g eg en die bengalische E b e n e , bilden au e
Klmsia-Gebirge (4000-6000 Fuss) einen Wechsel von bewaldeten und
offenen, von steinigen und fruchtbaren, aber auch von klimatisch
ungleichen L a g e n . D ie Niederschlages), die stärksten auf der gan
zen Erde sind auf die Periode des südlichen Monsuns »so ausschhess
lieh beschränkt, dass in den übrigen Jahrszeiten kaum e,n vereinzelter
Reg en guss fällt«, aber die Nebelbildungen in den T h a le in
dauern beständig fort und der T h au ist auch auf den Hochebenen
beträchtlich, wo im Winter die Nächte häufig wolkenlos sind D ie
Thäler sind daher mit ewig grünenden Wäldern erfüllt und au
nackten Plateaus ist zwar die L u ft heiter, aber der Bo d en doch
Morgens befeuchtet. D e r Ju n g le Ubertrifft S ikkim durch einen
grösseren Reichthum von Orchideen (250 Arten), von Fa rn en ( 15 )
und von P a lm en ; auf der Hochfläche ist die Pandanusform verbreite
und die Z ah l der Gramineen im V e rh ä ltn is zum Himalaja ungewöhnlich
gesteigert. D ie Masse des R eg en falls ist etwa funffac
grösser als in S ikkim und A s s am , aber nicht diese bestimmt den
Vegetationscharakter, sondern weil die L u ft in den T h a ein
während des Winters feucht bleibt, sind viele Bestandthe.le des Ju n s
übereinstimmend, und weil der unbewaldete Theil der Hocheben
von Thau benetzt wird, können hier dieselben Stauden g 1
die o b e rh a lb 'd e r Waldregionen des Himalaja vom c ln L
Feuchtigkeit empfangen. In beiden L a g e n mischen sich am K h a s ,
tropische Holzgewächse aus der malayischen F lo ra ein, deren
Wanderung keine andere klimatische Schranke entgegensteht als de
'grössere Temperaturwechsel der Wendekreiszone, n 1 ' 1