schaft im Winter und Frühling mit schönen Blumen und reichen
Farben geschmückt wird, um sie bald wieder in der nackten Verödung
der Steppe zurückzulassen. Die Zwiebelgewächse sind hauptsächlich
Liliaceen, die hier mit den Amaryllideen durch mehrere
endemische Mittelgattungen (die Conanthereen) verknüpft werden.
Bei vielen Stauden und manchen Holzgewächsen findet man die Absonderung
flüchtiger Oele und Harze wieder, die in dürren Klimaten
so gewöhnlich ist. Mit den Steppengräsern, welche sie begleiten,
(Stipaceen, Avenaceen, Poaceen), geben diese niedrigen Kräuter
den kahlen, schattenlosen Anhöhen Chiles den Werth eines grossen
Weidelandes, welches, sich selbst überlassen, doch nur im Winter
und Frühling die Heerden ernähren kann, aber einer Art Sennwirth-
schaft dient, theils weil in den höheren Lagen die Entwickelungsperiode
vermöge des schmelzenden Schnees tiefer in den Sommer
rückt, theils durch Aussparung fruchtbarerer Strecken, der Potre-
ros7), die, da sie eingehegt und geschont werden, das ganze Jahr
hindurch Futter gewähren.
Yegetationsformationen und Regionen, Brauchte man
in Peru nur in die feuchten Thäler der Sierren hinabzusteigen, um
die Oede der Gebirgswiiste mit dem Reiz der Tropenlandschaft zu
vertauschen, so hören mit der Wüste Atacama diese Gegensätze auf
In Chile sind tropische Formationen nirgends mehr vorhanden, und
am östlichen Abhange der Kordillere schliesst sich nun unmittelbar
das nicht weniger dürre Gebiet der Pampasflora an. Aber auch hier,
wie in, Peru, fehlt an der Abdachung zum stillen Meere ungeachtet
des grossen Niveauunterschieds bis zur Schneegrenze der Wechsel
deutlich gesonderter Regionen, weil bis zu den Wäldern des südlichen
Chile keine vorherrschenden Pflanzenformen zu bemerken sind, die
den physiognomischen Charakter der Landschaft bestimmen könnten.
Während am Planchon-Pass (35 0 S. B.) die chilenische Seite der
Kordillere noch von üppigem Walde bedeckt ist und die argentinische
Abdachung daselbst nur kahle Felsen und baumlose Thäler zeigte),
sind zwei Breitengrade weiter nach Norden kaum noch Spuren von
einer Waldregion übrig und beide Abhänge werden nun gleichartig.
Bei dem Uebergang über den Cumbre-Pass [33 °S . B.] ?), in der Nähe
des Aconcagua, sieht man am Fuss der Kordillere nur vereinzelte
Bäume, in dem groben Kiesgerölle einen grünen Gürtel von geringem
Umfange (etwa im Niveau von 7000 Fuss): darüber folgt dürftiges
Dorngesträuch mit spärlicher Belaubung oder auch nur Cacteen statt
jedes weiteren Pflanzenwuchses. Zwar wechseln mit der Höhe die
Arten, aber, abgesehen von einzelnen, steilen Thaleinschnitten,
bleibt die Physiognomie der dürren, kahlen Abhänge mit ihrer zerstreuten
Vegetation bis in die Nähe der Schneegrenze die nämliche.
In der obern Region dieses Andenpasses, der (12000 Fuss hoch) von
Santiago nach Mendoza führt, sind dann freilich fast nur noch alpine
Stauden übrig, die in den weiten Gerollen des anstehenden Gesteins
wie verloren wachsen und unter denen die arktischen Formen weniger
häufig sind als in Peru, zugleich auch einige Sträucher aus denselben
Gattungen wie dort (Chuquiraga, Mutisia, Berberis) und von
Cacteen noch mehrere mit Wolle bekleidete Melocacten und Opuntien
mit schmaler Gliederung, beide von geringer Grösse.
Die Küstenlandschaft ist ebenfalls fast ganz waldlos: nur an
der Bucht von Quintero unweit Valparaiso (330 S. B.) wird eine
grössere Waldung erwähnt, aber als unschön und hoher, kräftiger
Stämme durchaus entbehrend geschildert7). Indessen gewinnt, je
mehr man vom Innern aus dem Meere sich nähert, die Flora in
ihrem Winter- und Frühlingskleide an Anmuth durch den Schmuck
ihrer einzelnen Bestandtheile, der überall blühenden Stauden und
Gebüsche. Und dennoch versichert Poeppig7), nur in den feuchten
Seitenschluchten der Bergzüge, die zu den grösseren Querthälern
sich öffnen, eines üppigen Grüns, wie in Europa, sich haben erfreuen
zu können. Hier war das Laub der Holzgewächse, abgestuft
in den Tönen seiner Färbung, mit zierlichen Schlinggewächsen
behängen, zu den Füssen der bunteste Blumenflor von Zwiebelgewächsen
und Kräutern bald überschattet, bald zu freien Matten
ausgebreitet; zarte Farne sogar entspriessen hier dem harten Thonboden.
Die mit Dorngebüsch bewachsenen Flächen werden Espi-
nales genannt: hier sind die unter einander verflochtenen Colletien
mit ihrem harten Holze nebst Cacteen und Bromelien zu einem unzugänglichen
Dickicht verwoben; dann folgen grasbewachsene Felsen
mit Orchideen [Chloraea), oder Strecken von hartem Thonboden
mit Zwiebelgewächsen, dann wieder ein malerisches Gemisch blühender
Stauden und auf der letzten Hügelstufe ein staubiges, dürres
Erdreich, wo die holzigen Synanthereensträucher in zerstreuten
Gruppen auftreten. Ueberall aber sind die Formationen, wie die
Regionen, durch allmälige Uebergänge unter einander verbunden,
bis der Sommer sie alle in gleicher Weise verödet. Je nachdem
Feuchtigkeit und angesammelte Erdkrume es zuliessen, hat die Natur
G ri s e b a c h , Vegetation der Erde. II. 2. Aufl. 29