längs der Küste bis Rio fortgewandert (.Fourcraea); die Cacteen sind,
wie schon erwähnt wurde, in den Campos in der Weise vertheilt,
dass auf dem offenen Tafellande die kleineren Formen, in den tiefer
gelegenen Ebenen von Ceara und Pernambuco bis 20 Fuss hohe
Cereen und verzweigte Opuntien vorzugsweise auftreten : doch fehlen
die grösseren Stämme auch den Catingas nicht, wo sie während der
trockenen Jahrszeit sich zwischen den entlaubten Bäumen grün erhalten.
Die Savanengräser, die in den brasilianischen Campos vorzüglich
aus Paniceen und Stipaceen bestehen und oft mit Restiaceen
(.Eriocaulon) gemischt sind, erreichen hier selten eine so bedeutende
Grösse wie in vielen Landschaften Afrikas. Sie sind gewöhnlich
nur wenige Fuss hoch, und gerade hiedurch scheint das Gedeihen
der sie begleitenden, in unerschöpflicher Mannigfaltigkeit sich darbietenden
Stauden mit ihrem Blüthenschmuck befördert zu werden.
Als Weideland nehmen daher die Campos keinen so hohen Rang ein
wie die Grasebenen anderer Kontinente.
Eine bemerkenswerthe Staude der Urwälder ist die Ipecacuanha
(dieRubiacee Cephaelis Ipecacuanha), die, als sie in den Küstenlandschaften
selten geworden war und dem Bedarf nicht mehr genügte,
in den Pantanals von Mattogrosso aufgefunden wurde2?), wo sie so
häufig vorkommt, dass die Befürchtung, diese unersetzliche Arzneipflanze
einmal aus dem Handel verschwinden zu sehen, seitdem
weniger gerechtfertigt ist. Sie kann als ein Beispiel der Verbindungen
gelten, wodurch die Vegetation an den inneren Stromniederungen
mit der Küstenzone verknüpft wird.
Vegetationsformationen. Die Wälder Brasiliens28) und
ebenso auch andere Formationen werden von den Bewohnern durch
besondere Bezeichnungen unterschieden. Der dem Ete der Hylaea
entsprechende, aber noch formenreichere Urwald heisst Mato virgem:
gelichtet erzeugt der Boden desselben, nun mit anderen Holzgewächsen
sich einförmiger bekleidend, den Capoeira. Wo im Inneren
durch die Feuchtigkeit des Bodens, wenn die Erdkrume sie zurückhält
oder Sümpfe und Zuflüsse aus den Strömen sie anstauen, die
regenlose Jahrszeit ausgeglichen wird, können dem Mato virgem
ähnliche immergrüne Wälder von geringem Umfange entstehen, die
Capoes [Waldinseln] «) genannt werden.
Kaum ist irgendwo auf der Erde, wenn nicht im indischen Archipel,
die Pracht der Tropennatur mit so glänzenden Farben gepriesen
worden als im Urwalde der brasilianischen Küstenlandschaft.
Aber wie die feuchte Wärme des Klimas die Empfänglichkeit des
Gemüths herabstimmt und wie die Mühsal, in das verwachsene
Dickicht einzudringen und von den Bäumen und ihren Lianen sich
die Blüthen und Früchte zu verschaffen, dem Beobachter beschwerlich
ist, so dass die Kenntniss aller einzelnen Bestandtheile auch in
den am meisten besuchten Gegenden noch immer unvollständig bleibt,
so weicht das anfängliche Staunen über ein solches Maass vegetativer
Bildungskräfte bald einer gewissen Ermüdung, welche durch die
Wiederholung gleichartiger Eindrücke erhöht wird. Die Einzeln-
heiten, sagt ein neuerer Reisender2?), erscheinen wunderbar, die
Gesammtheit lasse unbefriedigt, dieser Fülle sich gegenseitig stützender
Organismen fehle es an Harmonie, es fehle an Luft und Beleuchtung,
durch keinen Horizont werde das Bild abgegrenzt, durch
eine drückend heisse, mit Modergeruch erfüllte Atmosphäre werde
das Herz beengt, welches an freien Fernsichten sich ausweitet und
durch das Unbegrenzte sich erleichtert fühlt.
Die offener gelegenen Abhänge des Orgelgebirgs bei Rio sind
sowohl in der Mischung der Baumformen, als in der Menge der
Epiphyten und Schattengewächse reicher ausgestattet, aber von minder
grossartigem Wachsthum geschmückt als die tiefen, mit fettem
Humus erfüllten Flussthäler8). In diesen bilden starke Baumkolosse,
von kleineren Stämmen weithin umgeben, ein so dichtes Laubdach,
dass die Lichtstrahlen vom Boden abgehalten werden. Deshalb fehlt
das niedrige Gebüsch und die Bäume sind arm an Epiphyten. Zu
den auffallendsten Baumgestalten gehören einige Myrtaceen und die
Ayri-Palme (.Astrocaryum Ayri). Von den Baumformen, welche die
Gebirgswälder von Rio enthalten, fehlen in diesen dunklen Gründen
die Farnbäume, die Bambusen, die dort, in den Lichtungen am
oberen Saume des hochstämmigen Waldes 50 Fuss hoch werden,
ferner die in dessen Schatten wachsenden Kohlpalmen [Euterpe olc-
racea) und die durch ihre grossen, weisslichen Blätter ausgezeichneten
Cecropien.
In den Campos entfalten die Capoes eine ähnliche Ueppigkeit
innig verbundener Vegetationsformen, hier gewährt der Wechsel der
Formationen selbst ein anziehendes Landschaftsbild. Von aussen
betrachtet gleichen die Capoes bewaldeten Hügeln, indem die höheren
Stämme den Mittelpunkt einnehmen und von niedrigeren Bäumen
stufenweise umgeben sind: im Inneren herrscht die Lorbeeiform,
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